[123] Stille

Trübem Dunst entquillt die Sonne,
Zähen grauen Wolkenfetzen ...
Häßlich ist mein Boot geworden,
Alt und morsch mit wirren Netzen.
Gleichgetöntes Wellenplätschern
Schlägt den Kiel (er schaukelt träge),
Und die Flut mit Schaum und Flecken
Zeichnet nach die Spur der Wege.
Ferne vor dem trüben Himmel
Schweben graziöse Schatten
– Helles Lachen schallt herüber –,
Gleiten Gondeln flink, die glatten.
Fackeln haben sie und Flöten
Und auf Polstern: Blumen, Frauen ...
Langsam tauchen sie mir unter
In dem Dunst, dem schweren, grauen ...
Stürme schlafen dort im Dunste:
Kämen sie noch heute abend
Zischend auf die glatte Öde,
Wellentreibend, brausend, labend!

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TextGrid Repository (2012). Hofmannsthal, Hugo von. Gedichte. Die Gedichte 1891-1898. Stille. Stille. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7810-C