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Gedicht

An die Herzogin Franziska

womit bei der höchstbeglückten Ankunft
Ihro herzoglichen Durchlaucht
der Frau Herzogin von Württemberg
Franziska
in dem Kloster Maulbronn
seine untertänigste und tiefste Devotion
bezeugen
und sich Höchstdero Durchlaucht zu höchster
Huld und Gnaden untertänigst empfehlen wollte
Joh. Christian Friedrich Hölderlin.

Lang wars der heiße inniggefühlte Wunsch
Des Jünglings, lange – ! oft der Gedank der Stund,
Die feurig hinwies zur Vollkommenheit –
Wie ihm im Busen glühe die Ehrfurcht,
Dirs hinzusagen! Aber der deutscheren
Gemütseröffnung winkte mit zärtlichem –
Mit ihrem Mutterblick die Sittsamkeit
Stille zu stehn – dem strömenden Danke.
Du kommst – jetzt winke gutgemeint immerhin
Die Sittsamkeit! Die Lippe bebt nimmer mir!
Franziska ists, Franziska! Ha, es bebt
Nimmer die Lippe furchtsames Stammeln!
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Weh über dich, du Menschenfeind, grausamer
Bedrücker du des Schwächeren neben dir!
Dems zu alltäglich ist, vom Jammerblick,
Von dem entblößten Hungergerippe
Erweicht zu werden – Schaue die liebende
Erhalterin, wie ringsum sie Lächeln streut!
Schon sank der Pilger dort der Grube zu;
Wie er so ruhig jetzt auf die Leiden
Zurückblickt! Dann du rettetest ihn, dann du,
Franziska, gossest Balsam ihm in die Wund! – –
Zu weit hab ich den Mund schon aufgetan,
Siehe, die Lippe bebt, ich verstumme. – –
Es sags der Greis nur, welchem der Lorbeerlohn
Am glänzendsten die Stirne umfließt! Es sei
Franziska ihm der letzte Erdgedank,
Und er entsinke ruhig dem Stabe.
Und Carln die tätge Hände zu weihen, sei
Des Mannes erster feurigster Trieb! und dann –
Ists auch dem Jüngling dann gegönnt, für Carln
Leb er hienieden, leise zu denken?

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hölderlin, Friedrich. Gedichte. Gedichte 1784-1800. Gedicht. Gedicht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7AFA-A