Friedrich Hölderlin
[Gedichte 1784–1800]

[1] Dankgedicht an die Lehrer

Uns würdigte einst eurer Weisheit Wille,
Der Kirche Dienst auch uns zu weihn,
Wer, Brüder, säumt, daß er die Schuld des Danks erfülle,
Die wir uns solcher Gnade freun?
Froh eilt der Wanderer, durch dunkle Wälder,
Durch Wüsten, die von Hitze glühn,
Erblickt er nur von fern des Lands beglückte Felder,
Wo Ruh und Friede blühn.
So können wir die frohe Bahn durcheilen,
Weil schon das hohe Ziel uns lacht
Und der Bestimmung Sporn, ein Feind von trägen Weilen,
Uns froh und emsig macht.
Ja, dieses Glück, das, große Mäcenaten,
Ihr schenkt, soll nie ein träger Sinn
Bei uns verdunkeln, nein! verehren Fleiß und Taten,
Und Tugend immerhin.
Euch aber kröne Ruhm und hohe Ehre,
Die dem Verdienste stets gebührt,
Und jeder künftge Tag erhöhe und vermehre
Den Glanz, der euch schon ziert.
Und was ist wohl für euch die schönste Krone?
Der Kirche und des Staates Wohl,
Stets eurer Sorgen Ziel. Wohlan, der Himmel lohne
Euch stets mit ihrem Wohl.

Notes
Entstanden 1784, Teildruck (V. 1-16) 1893, vollständiger Erstdruck 1896.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hölderlin, Friedrich. Dankgedicht an die Lehrer. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7B5E-4