Wiegenlied, an ein Mädchen

Noch schlinget dich die süße Ruh
In ihren Arm. Vergnügt,
Mein kleines Püppchen, schlummerst du,
Wenn dich die Amme wiegt.
Auf deinen Wangen keimet schon
Ein sanftes Morgenroth,
Das, wenn 12 Lenze dir entflohn,
Mit schönen Feßeln droht.
Um deine jungen Blicke schwebt
Ein Lächeln, welches bald
Dem Stutzer goldne Netze webt,
Der dir entgegenwallt.
Dann öfnen hundert Fenster sich,
Wenn du am Fenster stehst,
Und Blick auf Blick verfolget dich,
Wenn du zur Kirche gehst.
Man lobt, von warmer Lieb entbrannt,
Bald deinen kleinen Fuß,
Bald dein Gesicht, bald deine Hand,
Und wünscht sich deinen Kuß.
Du aber, holder als der May,
Der sich in Blüthen hüllt,
Mein Püppchen, bleib der Unschuld treu,
Die jetzt dein Herz erfüllt.
[18]
Es wimmre der Insektenchor
Des Stutzervolks sich heisch!
Leih nie dein jungfräuliches Ohr
Dem summenden Geräusch.
Die Tugend, die der Himmel minnt,
Schätz über Gold und Rang.
Dann sing ich dir, mein schönes Kind,
Noch einst den Brautgesang.
[19]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hölty, Ludwig Christoph Heinrich. Gedichte. Sämtliche Gedichte. Wiegenlied, an ein Mädchen. Wiegenlied, an ein Mädchen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7D9A-A