An meine Freunde

Schande ladet der Mann auf sich,
Auf sein sklavisches Volk, welcher den Meucheldolch
In den Busen der Unschuld senkt,
Und in Engelgewand hüllet den Otternleib
Seiner Göttin der Buhlerey.
Edle schwören ihm Haß! Streuet ein Schmeichelsklav
Kron' auf Kronen in seinen Schoos,
O er jauchze nur nicht! Prahler dein Lorbeer welkt,
Eh dein Leben verflogen ist,
Welkt, und schändet dein Haupt! Grünt er Aeonenlang,
Keiner neidete solchen Kranz,
Welcher träufelt von Tod! Reue der Seelenwurm
Reißt vom Schlummer sich jählings auf,
Und zerwühlet sein Herz! Töchter des Schöpferhauchs,
Mädchenseelen, durch ihn verführt,
Wimmern gegen ihn hin, wimmern und starren Fluch,
Kommt sein eiserner Todestag.
Jedes Buhlergelust, das er entzündete,
Wird zum Teufel, und geißelt ihn
Auf dem Lager der Rast, bis er den Geist verhaucht.
Sünder, stürzeten Ströme Bluts
Deine Wangen herab, stürzeten, bis des Tods
Eisenklauigte Würgerfaust
Dräuend über dir schwebt, Sünder, sie weinten nicht
Deiner Frevel den kleinsten aus!
Freunde beuget das Knie, danket zu Gott hinauf,
Daß kein Tropfen des Seelengifts
Rann aus euren Gesang, danket zu Gott hinauf!
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TextGrid Repository (2012). Hölty, Ludwig Christoph Heinrich. Gedichte. Sämtliche Gedichte. An meine Freunde. An meine Freunde. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7DA6-E