[182] Er lädt seine Gesöllen auff einen Göldt-Fasan

Ode Trochaica.


Brüder/ sizzt euch ümb den Disch!
Bachus plinckt schon Heben.
Sein Gesicht ist roht und frisch/
ihre Biehtzgens beben.
Blanckes Zinn und Borzellan
blüzzt für allen Bläzzen/
ein gespikkter Göldt-Fasan
soll uns itzt ergäzzen!
Ich bün nicht for Zeisgen-Kost.
Gorcken und Melonen/
Leber-Wörstgens heiß vom Rost
dörfft ihr mir nicht schonen.
Qwitten-geeles Gänsgen-Schmaltz
dhat Brambillgen drihber –
hätt ich eines Kranichs Haltz/
wärs mir ümb so lihber!
[183]
Nichts wie Wasser in sich dreyn
schlurffen tumme Rinder/
Zokker-süsser Cyper-Wein
flekkt for Febus-Kinder!
Sein ambrirter Alakant
fillt uns mit Entzükken/
wenn wir ihn auß Rand und Band
Schlükk-weis in uns drükken!
Clotho/ altes Raben-Aaß/
hellische Megäre/
läkkerts dich nach Leichen-Frahß/
zükkstu schon die Schäre?
Gleich so fallt mir etwaß ein:
Sizz dich mir darneben!
Plintzckens mit Rohsinen dreyn
wird es auch noch geben!
Amor/ Küzzel-volles Kind/
kömbstu schon geloffen?
Pakkt ihn beym Schlaffitt geschwind/
macht ihn dikk besoffen!
Jeder hebt sich auff den Schooß
seine schönste Schöne/
daß ihr blasses Duppel-Blohß
sein Vergnügen kröne!
[184]
Alles Kummers sind wir frey/
riegelt zu die Dhüren!
Unerhörtes Mord-Geschrey
wollen wir vollführen!
Jeder singe/ waß er kan/
Citepomerone/
Pomezite Zanteran/
Regivaselone!
An die Wand/ daß alles kracht/
schmeisst das Glaß zu Scherben!
Zehn mahl ließ in einer Nacht
Florilis mich sterben!
Jugend sehnt nach Jugend sich/
Tau sich nach Melissen!
Worzu Kind/ verferbstu dich?
Jeder kan das wissen!
Rohsen/ Rohsen in den Wein/
Rohsen ümb die Stirne!
Beiß mir nicht ins Ohr hinein/
du erhizzte Dirne!
Vor Vergnügen wird sie roht/
kaum daß ich sie trükke –
schlagt dem außverschehmbten Dodt
ümb sein Maul die Krükke!
[185]
Venus/ dein Rubinen-Glantz
darff uns itzt nicht fehlen!
Holla/ auff zum Fakkel-Dantz/
Kayserin der Seelen!
Dein belihbter Zeit-Verdreib
soll uns rächt scharmiren/
dan so bräucht man seinen Leib
nicht erst zu purgiren!
Pfeiffen schon die Musici?
Klükkern schon die Glökkgen?
Clorimindgen biß zum Knie
lupfft ihr Daffet-Rökkgen.
Nicht blohß forn/ auch Hindten-rum
wölbt sichs ihr aimabel/
drümb so ist sie/ homo sum/
waß for meinen Schnabel!
Gantz und außdermahßen fein
schwänckt sich auch Ismene;
kom und schleuß dich in mich rein/
weisse Lust-Sirene!
Kukk/ mein wanckel-bahres Hertz
brännt dir schon wie Zunder!
Schänck mir drümb zu Schimpff und Schertz/
Venus/ ihre Wunder!
[186]
Doris/ stähts vergnügtes Huhn/
offt warstu mein Weibgen;
auß geblühmten Zizz-Kattuhn
strafft sich dir dein Leibgen.
Dein verehrtes Mittel-Stükk
gilt for mir Dukaten –
gleich so schippt sie mich zurükk/
weil ich waß verrathen!
Grittgen/ du bist mir zu fett/
nie wirstu mich krigen/
daß wir uns im Fehder-Bett
eins ümbs andre schmigen.
Bün ich gleich kein Cawallir/
lihb ich doch die Schlancken/
die weit fäster ihre Zihr
ründ ümb mich verrancken!
Lihblich drehn sich auff und ab
all die netten Dinger;
grabt mir nicht zu tieff hinab
die verlihbten Finger!
Sonstso/ fischt sich wer waß her/
läßt ers nicht gleich fahren –
Gottseydanck/ wir sind nicht mehr
in den Kälber-Jahren!
[187]
Mops und Mopsa schnarchen itzt/
wir sind froh und munter;
ihren Silber-Firniß schwizzt
Luna auff uns runter.
Biß der kluge Hauß-Hahn kreht/
gehn wir nicht zu Bette;
dan so ists genug gedreht –
lihbt euch ümb die Wette!

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TextGrid Repository (2012). Holz, Arno. Gedichte. Dafnis. Er lädt seine Gesöllen auff einen Göldt-Fasan. Er lädt seine Gesöllen auff einen Göldt-Fasan. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-830C-E