[286] Lieder der Liebe

Wegen Milon

Beim Geräusch des Schauspieltanzes
Wurden neulich durch die Hand
Unsres Tänzebilders Lanzes
Hundert Kerzen angebrannt.
Alle Götter blickten nieder;
Denn es war olympisch Licht,
Morgen (sagt ich) seh ichs wieder;
Aber Milon, der so lieblich spricht,
Milon sprach: »Verbrenne du nur nicht
Wenn die Flamme jener Kerzen
Diesen Vorhang hier ergreift,
Und urplötzlich weiter läuft.«
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Würd es wohl dem Manne schmerzen,
Der noch nie daran gedacht,
Daß die Glut in meinem Herzen,
Die sein Lächeln angefacht,
Die er ungekühlt läßt brennen,
Mich zum Aschenhäufchen macht?

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TextGrid Repository (2012). Karsch, Anna Louisa. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1792). Lieder der Liebe. Wegen Milon. Wegen Milon. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-8F5E-1