Eine Romanze
Bei Reichenberg, nach Friedrichs Sieg,
Besah mein Freund mit Klagen
Die Menschen, die der böse Krieg
Gottsjämmerlich erschlagen.
Dort lag ein Kopf – hier Arm und Bein,
Erbärmlich anzuschauen.
Ich bilde mir dies Schlachtfeld ein
Und mir fängt an zu grauen.
Ein Korporal aus Habspurgs Heer
Lag unter tausend Leichen,
Sein Körper, groß und stark und schwer,
Zerfezt von Säbelstreichen,
War hingefallen in der Schlacht.
Ihm lag nach guter Beute,
Die irgend ein Husar gemacht,
Noch ein Papier, zur Seite.
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Mein Freund neugierig, was das sey,
Hubs auf mit seinem Degen,
Zogs an der Spitze schnell herbei,
Und fings an zu zerlegen;
Da rasselte nun das Papier,
Und er ward Schrecken voller,
Als selbst im Treffen, denn das Thier,
Sein Pferd, bekam den Koller.
Papier und Degen fiel im Sand,
Er durfte nicht versäumen,
Dies wilde Pferd mit rascher Hand
Zu zügeln und zu zäumen;
Doch Zaum und Zügel thatens nicht,
Hätt er nicht sanft gesprochen,
Wie er mit mir zuweilen spricht,
Hätts ihm den Hals gebrochen –
Jezt lenkt ers wieder um, und nahm
Ganz still Papier und Degen;
Las nicht, bis er ins Feldhaus kam,
Da wollt er wunderswegen
Erfahren, was geschrieben wär,
Da fand sichs auf dem Blatte,
Daß es ein Mädchen wehmuthsschwer
Aus Wien geschrieben hatte.
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Viel schöne Namen waren hier
In süßem Liebsgeschwätze;
Es ward erzählt, wie vielmal ihr
Ein Traum das Herz ergötze,
Wie vielmal sich auch Furcht und Pein
In ihre Brust ergossen,
Es müsten wol Gespenster seyn,
Ward jeder Vers geschlossen.
Nun lößte sich das Räthsel auf,
Warum der Fuß des Thieres
Davon gerannt, im Flügellauf,
Beim Rasseln des Papieres;
Der Geist vom armen Korporal
Wird da gespucket haben,
Weil er gewollt man sollt einmal
Dies Blättchen mit begraben.