An den klagenden G*d
Den 11. November 1765.
Sprich, welcher Gott soll Dich beschützen,
Ob Phöbus, oder Jupiter?
Du schwörst, Dein Herz wird keine mehr besitzen,
Und wenn sie schön wie Venus wär.
Du fürchtest nicht den Bogenträger,
Dem doch kein Weiser widerstand,
Der unterm Löwenfell den Hyderschläger,
Den Sohn Alkmenens, überwand?
Verbirg Dich unter Leichenhügeln,
Und wirf Dich auf den Marmorstein,
Den unsichtbar zween Genius versiegeln
Und Elysäer Blumen streun;
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Doch schleichet sich in Deinem Herzen
Empfindung ein, die Du verschwurst,
Als Du, betäubt von Tyrannei der Schmerzen,
Unbillig mit Dir selbst verfuhrst.
Du, von des Greises Alter ferne,
Folgst Adelgundens Schatten nicht,
Dich reizen noch zween Augensterne,
Dich lockt ein blühend Angesicht.
Dir lächelt des Verstandes Morgen
Aus faltenloser Stirne zu,
In jedem Blick ist Amors Pfeil verborgen,
Und jeden Blick empfindest Du.
Erzittre G*d! ich weißage
Mehr als Apollo's Pythia,
Die vor des Gottes Tempel ohne Frage
Des Weltbezwingers Namen sah,
Auf jugendlicher Stirn geschrieben,
Und rief: »Wer kann dir widerstehn?«
Und durch die Thür, die sonst versperrt geblieben,
Ihn zum Altar ließ opfern gehn.