An den jüngstgebornen Prinz Friedrich Carl Ludwig von Preussen in Seiner Wiege
Den 19ten November 1773.
Zweyter Sohn der kinderreichen
Friederika, sey gegrüßt!
Welchem Helden soll ich dich vergleichen,
Welchen jungen Gott umschließt
Dieser Adern zart Gewebe,
Diese sammetweiche Haut?
Bist du nicht der milden Phöbe
Schönem Bruder gleich gebaut?
[55]Ha! Du blickest wie der weise
Große Vater Friederich. –
Bey der Tafel liegst du einst dem Greise
An der Brust, und jüngerlich
Hängst Du an Ihn mit den Augen,
Lässest Deinen Nektar stehn,
Um die Reden einzusaugen
Die aus Seinem Munde gehn.
Lächle Ihm und beyden Müttern
Deiner frohen Aeltern zu:
Laß uns nicht für Deine Tage zittern.
Denn Geliebter, ehe Du
Diesen Gliederbau bezogen,
Ist schon mancher junge Fürst
Von dem Throne fortgeflogen,
Den Du mitbeschützen wirst. –
Theurer Prinz bleib auf der Erde,
Wo Du sehr willkommen bist;
Bleib bey Deinem Bruder hier, und werde
Ihm dereinst, was Heinrich ist
Seinem Bruder unserm König –
Unserm väterlichen Freund,
Dem ein Seculum zu wenig
Zeit zum Thatenraume scheint.
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