[137] An Herrn Professor Sulzer
(Zu Berlin im Merz 1761.)
Dir, o mein Freund, mein Sulzer will ich singen,
Den noch zu oft Empfindungen durchdringen,
Bis zu des Lebens Ueberdruß.
Du sollst den Gram als Weiser einst bekämpfen,
Sonst wird er ganz den schönsten Trieb verdämpfen,
Den sanften Trieb zu Lieb und Kuß!
Der Ernst spricht männlich dir im Angesichte,
Und dein Gespräch voll Nachdruck und Gewichte,
Wählt nie ein Wort von leichtem Scherz.
Nie lachst du laut, selbst bey dem Lächerlichen,
Dein Lächeln aber sagt mit Redner-Sprüchen,
Du habest kein versteintes Herz!
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Umsonst verläugnen deiner Stirne Falten
Der Seele Bild; ich kenne die Gestalten
Von den Empfindungen zu gut;
O, mir entwischt nicht was die Menschen fühlen!
Die Lehrer auf der Weisheit hohen Stühlen,
Sind, so wie Dichter, Fleisch und Blut.
Der Frühling kommt mit Reizen für das Herze,
Das Deine schwimmt noch halb in seinem Schmerze.
Reiß es heraus und werde dein!
Ganz dein! dich hat der Gram genug durchdrungen,
Hör' die Natur in ihren Foderungen,
Und laß die Liebe Herrin seyn!
Vernünftig, göttlich, Engeln wohlgefällig,
Treu, dauerhaft, mit Tugenden gesellig
War deine Liebe ehedem.
So wird sie jetzt neu dich bewohnen kommen,
Und für die Zeit, von Trauren dir genommen,
Macht sie die Zukunft angenehm!
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Sie kommt vielleicht daher, wo stolzer Friede
An Bergen wohnt, die uns in Hallers Liede
So prächtig vor dem Auge stehn!
Sie bringet dir den Frieden in den Busen,
Und stiller, als die unbesorgten Musen
Wird Lieb und Freude mit dir gehn!