[102] An die Freyfrau von Troschke und Rosenwehrt
Von deinem besten Freund begleitet,
Durchwandelst du das Feld voll Saat,
Und findest Seegen da verbreitet,
Wohin das Pferd des Kriegers trat!
Dir giebt die Heerde Milch und Wolle;
Der Obstbaum zinset dir genug
Schmackhafte Früchte, die der volle
Herabgezogne Wipfel trug!
Um dich versammlen sich die Tauben!
Der Sperling scheuet deinen Blick,
Vergißt dein Weitzenkorn zu rauben
Und flattert wie beschämt, zurück!
[103]
Dein Jäger bringt viel aufgehangne
Zu blind gewesne Vögel dir.
Sie wurden ihrer Lust Gefangne;
Wie, nur zu oft der Sünde, wir!
Die Vögel, in geschloßnen Heeren
Verlassen ihr bewohntes Land
Von der Natur geführt, und kehren
Zurück, an ihrer vollen Hand!
Der Herbst und die gelinden Weste
Entfliehn von uns, und auf der Flur
Stehn hier und dort noch Ueberreste
Vom grünen Kleide der Natur!
In Schneegewölke tief verhüllet
Kommt der betrübte Wintertag;
Der Nordwind wirbelt sich und brüllet,
Durch Mauren, wie ein Donnerschlag!
[104]
Dich aber wärmt die trockne Fichte
Herauf geflammet im Camin;
Du hörest häusliche Berichte,
Und giebst Geschäfte zu vollziehn!
Der Nachbarinnen Wagen rollen!
Ein ganzer Creyß kommt zum Besuch!
Izt frägst du, ob sie hören wollen
Und wählst aus meinem Liederbuch
Gesänge, dem gedacht zur Ehre,
Der aus dem Staube mich erhob;
Und alles wird um dich Gehöre,
Und Thränen reden Gottes Lob!