An eine Freundin

Dies Tantalussische Verlangen,
Der heiße Fieberdurst in mir
Ist nun, dem Himmel Dank! vergangen.
Nun, meine Freundin! kann ichs Dir
Wohl sagen froh und unverholen,
Nun glüht mir Tag und Nacht der Mund
Nicht mehr wie angeflammte Kohlen,
Seitdem mir Milon hat befohlen:
»Bleib ruhig, bleib gesund –
Sonst kränkst du mich« –
Er sprachs, und läßt mich denken:
Ihn, meinen Wunsch, mein Augenmerk,
Ihn, meinen Abgott! nicht zu kränken,
That die Natur ein Wunderwerk –
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TextGrid Repository (2012). Karsch, Anna Louisa. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1792). Lieder der Liebe. An eine Freundin. An eine Freundin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-91EB-7