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Mir ist: ich trag ein grünes Kleid
Von Sammet, und die weiche Hand
Von einer schweigsam stillen Maid
Streicht es mit ordnendem Verstand.
Wie sie so freundlich sich bemüht,
Trag ich die leichte Unruh gern,
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Indes sie mir ins Auge sieht
Mit ihres Auges blauem Stern.
So deckt der weiche Buchenschlag
Gleich einem grünen Samtgewand,
So weit mein Auge reichen mag,
Das hügelübergoßne Land.
Und sachte streicht darüber hin
Mit linder Hand ein leiser West;
Der Himmel hoch mit stillem Glühn
Sein blaues Aug drauf ruhen läßt.
Uns beiden ist, dem Land und mir,
So innerlich, von Grund aus, wohl –
Doch schau, was schleicht im Feldweg hier,
Den Blick so scheu, die Wange hohl?
Ein Heimatloser sputet sich
Waldeinwärts durch den grünen Plan –
Das Menschenelend krabbelt mich
Wie eine schwarze Erdspinn' an.

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TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gedichte. Natur. Sommer. 2. [Mir ist: ich trag ein grünes Kleid]. 2. [Mir ist: ich trag ein grünes Kleid]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9974-F