Für ein Gesangfest im Frühling
1878
Jetzt ist des Winters grimmer Frost
Entflohen aus den Landen
Und rings der reiche Blumentrost
In Feld und Hag erstanden;
Und singt auch keine Nachtigall
Im weiten Tal mit süßem Schall,
[211]So gehn wir Leute selber dran
Und stimmen hell das Lenzlied an!
Die Zeit ist rauh und schwer der Tag,
An Not und Neid kein Mangel;
Es zuckt das Herz mit bangem Schlag
Wie 's Fischlein an der Angel;
Doch steht die Welt in Sorgen still,
Und wenn sich keiner fassen will,
So gehn wir Leute dennoch dran
Und heben laut das Lenzlied an!
Verschließt des Kummers dunkle Gruft
Und stellet ein das Klagen!
Laßt lieber uns die Maienluft
Mit seidnen Fahnen schlagen!
So treiben wir den Teufel aus,
Schon wird es frei und licht im Haus!
Wir aber reihn uns Mann zu Mann
Und heben froh das Lenzlied an!