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Welch lieblich Wunder nimmt mein Auge wahr!
Dort fließt ein Brünnlein, gar so frisch und klar,
Ein holzgeschnitzter Meergott gießt den Trank
In eine ausgehöhlte Eichenbank.
Der Westwind hat die Glut herangeweht,
Der alte Gott in vollen Flammen steht,
Und aus der Feuersäule quillt der Schwall,
Des Wasserstrahls lebendiger Kristall.
Wie fröhlich tönt der schöne Silberstrang,
Gleich jenem Kleeblatt, das im Feuer sang!
Du klares Leben, ew'ger Wellenschlag,
Wer sendet aus der Tiefe dich zu Tag?
Ich glaubt, ein Brunnenhaus sei feuerfest –
Nun ist ein Häuflein Kohlen hier der Rest;
Die Quelle aber rieselt frisch und rein
Auch über Kohlen in die Welt hinein.
Wer weiß, wie lange schon der Bergquell springt?
Wer weiß, wie lang er noch zum Lichte dringt?
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Auf! schnitzelt einen neuen Brunnenmann,
Der wieder hundert Jahr ihn fassen kann!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gedichte. Feuer-Idylle. 8. [Welch lieblich Wunder nimmt mein Auge wahr!]. 8. [Welch lieblich Wunder nimmt mein Auge wahr!]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9A2E-7