1. Am Tegelsee
Es glänzt ein stilles weißes Haus
Aus stillen grünen Kronen;
Auf seinen Warten ruhen aus
Die Winde aller Zonen.
Auf ihrem Hauch ein edler Klang
Hat sich hinausgeschwungen;
Von Meer zu Meer grüßt ihn Gesang,
Gesang in allen Zungen.
Im Hause sind Gemach und Saal
Gefüllt von Glanzgestalten,
Die in vergangner Tage Strahl
Die stumme Wache halten.
Die Marmorlippen scheinen sich
Just aufzutun wie Blüten,
Erhobne Hände feierlich
Ein heilig Gut zu hüten.
Laß hinter dir, was trüb und wild,
Der du dies Haus betreten;
[353]Denn zu der Hoffnung reinem Bild
Darfst du gefaßt hier beten!
Trittst du hinaus, den Föhrensaum
Sieh ernst den See umgeben!
In seinen Wipfeln rauscht der Traum
Vom ferneblauen Leben.
Und auf dem Walde wandeln sacht
Die weißen Wolkenfrauen,
Die in der Flut kristallner Nacht
Ihr klares Bild beschauen.
In leisrem Blau die Sonne schweift,
Ihr eigner Schein ist blasser,
Von feuchter Reiherschwinge träuft
Er perlengleich ins Wasser.
Fühlst nach der Heimat du das Weh,
O Fremdling, dich durchschauern,
Fahr auf dem nord'schen Geistersee,
Hier ist es schön zu trauern!