16. Die schöne Wirtin

Alle meine Weisheit hing in meinen Haaren,
Und all mein Wissen lag auf meinem roten Mund,
Alle meine Macht saß auf dem sternenklaren,
Ach, auf meiner Augen blauem, blauem Grund!
Hundert Schüler hingen an meinem weisen Munde
Und ließen sich von meinen klugen Locken fahn,
Hundert Knechte spähten nach meiner Augen Grunde
Und waren ihrem Winken und Blinken untertan.
Nun hängt totenstill das Haar mir armem Weibe,
Wie auf dem Meer ein Segel, wenn keine Luft sich regt!
Und einsam klopft mein Herz in dem verlaßnen Leibe,
Wie eine Uhr vom Schwarzwald in leerer Stube schlägt!

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TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Neuere Gedichte. Von Weibern - Alte Lieder. 16. Die schöne Wirtin. 16. Die schöne Wirtin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9B6F-B