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Dort gegen Westen, traulich unterm Dach,
Liegt hoch und abgeschieden das Gemach,
Das sich des Hauses Töchter jederzeit
Zu ihrem Allerheiligsten geweiht.
Es ist ein eng und niedrig Kämmerlein
Mit runden Scheiben und uraltem Schrein,
Drin Putz und Mädchenkleinod aller Art,
In buntbemaltem Schachtelwerk verwahrt.
Am Fenster steht das Spinnrad und davor
Auf einem Brett der lang gehegte Flor,
Levkojen, Nelken, Rosen ohne End,
Und wie man all das lose Zeug benennt.
Manch nächtlich Lied hat hier hinaufgetönt,
Und jene Fensterchen sind dran gewöhnt,
Geräuschlos blinkend, heimlich aufzugehn,
Geöffnet halbe Nächte durch zu stehn.
Und manche Leiter wurde aufgetürmt,
Die stille Liebeswarte kühn gestürmt,
Ob stets das Rosengitter widerstand,
Gehört zu den Geheimnissen im Land.
Auch jetzt ist eine Leiter angelegt,
Die einen Schwarm berußter Männer trägt;
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Im roten Mantel stürmet in die Tür
Ein Freiersmann mit flammendem Panier.
Und vor ihm fährt ein Knäuel, wirr und kraus,
Erschreckter Liebesgötter fliehend aus;
Das flattert irrend in der Frühlingsluft,
Auch riecht es wie verbrannten Ambers Duft.
Das ganze Fenstergärtlein stürzt herab
Und find't in einer Höllenglut sein Grab;
So ging's den Gärten der Semiramis
Und ging es noch mit jedem Paradies.

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TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gesammelte Gedichte. Feuer-Idylle. 7. [Dort gegen Westen, traulich unterm Dach]. 7. [Dort gegen Westen, traulich unterm Dach]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9BD7-1