Abschiedslied

An einen auswandernden Freund, Dr. Christian Heußer


1856


Von Berg und grünen Weiden
Steigt nieder der Genoß,
Und wieder heißt es meiden,
Was treue Lieb umschloß!
Die letzten Jugendtage
[181]
Sind eben nun verrauscht,
Mit rauhem Flügelschlage
Der Wind ein Segel bauscht.
So geh zu Schiff, Geselle!
Und fahre deine Bahn!
Das mutige Wehen schwelle
Dir alle Segel an!
Doch stet, wie deine Ehre,
Und treulich, wie dein Sinn,
So tragen dich die Meere
Zu der Atlantis hin!
An Weltmeers Silberschäumen,
Durch fernes Palmengrün
Such nicht in wehem Träumen
Der Heimat Firnenglühn!
Doch siehst du bang sich sehnen
Verlaßnes Schweizerblut,
Da hilf und still die Tränen:
Das steht den Schweizern gut!
So schreite fest, umwandre
Die Welt an Wundern reich!
Kehr einst und find uns andre,
Will's Gott, uns selber gleich!
Du kennst die besten Bande,
Die Altes binden neu:
Bleib treu dem Vaterlande,
So bleibst dir selber treu!

Notizen
Entstanden und Erstdruck 1856.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Abschiedslied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9BF5-E