Lied vom Schuft

Ein armer Teufel ist der Schuft!
Er weiß: es kennt ihn jedes Kind;
Er wandelt, wie ein Träumender,
Wo unverdorbne Menschen sind.
Ein dummer Teufel ist der Schuft,
Weil er doch der Geprellte ist,
Wenn ihn ein rein, einfältig Herz
Mit großen, klaren Augen mißt.
Er geht einher im Silberhaar
Und keimt schon in des Knaben Blick,
Er bleibt sich auch im Kot getreu
Und sonnet sich im hellsten Glück.
Bald sitzt er auf dem Königsthron
Und ist von Gottes Gnaden Schuft,
Bald wieder fault und modert er
In eines Bettlers Hundegruft.
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Doch immer müht und quält er sich
Und tut, als wär er sehr gescheit!
Wenn man an ihm vorübergeht,
So pfeift er aus Verlegenheit.
Laßt pfeifen sie und nagen nur,
Wie Ratten, im dunkeln Erdenhaus!
So Gott will, kommt ein Sonnentag,
Wo auch die Schufte sterben aus!

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TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gedichte. Vermischte Gedichte. Lied vom Schuft. Lied vom Schuft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9D68-9