Herbstnacht

Als ich, ein Kind, am Strome ging,
Wie ich da fest am Glauben hing,
Wenn ich den Wassern Blumen gab:
Sie trügen all zum Meer hinab! –
Es hält die schwarzverhüllte Nacht
Unruhig auf den Wäldern Wacht,
Weil nun der Winter, kalt und still,
Doch tödlich, mit ihr ringen will.
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Es rauscht und weht das weite Land,
Geschüttelt von des Sturmes Hand,
Es rauscht von Wald zu Wald hinauf,
Entlang des Stromes wildem Lauf.
Da schwimmt es auf den Wassern her;
Wie ein ertrunknes Gnomenheer
Schwimmt Leich an Leiche, Blatt an Blatt,
Was schon der Streit verschlungen hat.
Das ist das tote Sommergrün,
Das zieht zum fernen Weltmeer hin –
Ade, ade, du zarte Schar,
Die meines Herzens Freude war!
Sing's in die Niedrung, dunkle Flut:
Hier oben tobt ein heißes Blut,
Wie Heidefeuer einsam glüht,
An dem die Welt vorüberzieht.

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TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Neuere Gedichte. Jahreszeiten. Herbstnacht. Herbstnacht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9D89-0