15. Creszenz

Wie glänzt der weiße Mond so kalt und fern,
Doch ferner schimmert meiner Schönheit Stern!
Wohl rauschet weit von mir des Meeres Strand;
Ach, weiterhin liegt meiner Jugend Land!
Tief ab liegt des Gebirges Kluft und Schlund,
Noch tiefer schwindet meines Glückes Grund!
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Und alle Morgen muß ich niederschaun
In diesen Abgrund, wo die Nebel graun!
Und alle Nacht rück höher ich hinauf,
Zuletzt tut sich der kalte Himmel auf.
Da sitzt Maria auf dem goldnen Thron,
Auf ihrem Schoße schläft ihr sel'ger Sohn.
Da sitzt Gott Vater, der den Heil'gen Geist
Aus hohler Hand mit Himmelskörnern speist.
In einem Silberschleier sitz ich dann
Und schaue meine weißen Hände an,
Bis irgend eine Harfensaite springt
Und mir erschreckend durch die Seele klingt.

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TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Neuere Gedichte. Von Weibern - Alte Lieder. 15. Creszenz. 15. Creszenz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9DF5-D