[264] Napoleon 3.

Fremdling, kommst um mich zu höhnen? –
Nein! – ich weih' Dir ein'ge Tränen,
Deiner Größe, schwer verkannt,
Schwer verkannt im eig'nen Land!
Hattest Rußlands Macht gebrochen, –
Hattest Frieden Dir versprochen, –
Nicht mehr Ruhm, befleckt mit Blut,
Trachtetest nach höhrem Gut. –
Napoleonische Ideen
Sollten endlich jetzt geschehen 1,
Schafftest Raum und Luft und Licht –
Aber Frankreich dankte nicht. –
Bautest für die Arbeit Säle
Und – daß ich es hier erzähle,
Würdigtest mit hellem Blick 2
Unsrer Sitten Mißgeschick: –
[265]
Anerkanntest die Gefahren
Allerschrecklichsten, furchtbaren,
Grausam Los, das jedem droht –
Jenen, ach, lebend'gen Tod! –
Frankreich glücklich, wollte träumen
Von des Rheines Blütenbäumen,
Wollte Kampf und Krieg – nicht Ruh'
Und das Opfer, das warst Du! –
Napoleonische Ideen
Werden aber doch gestehen,
Und den Dank, der Dir geziemt,
Ganz die Weltgeschichte rühmt. –

Fußnoten

1 Les idées Napoléoniennes par le prince Napoléon – Louis Bonaparte. 1860.

2 Durch ein höchst würdigendes Kabinettschreiben an die Verfasserin.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kempner, Friederike. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1903). Napoleon 3.. Napoleon 3.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A09E-D