Die schwäbische Dichterschule

»Wohin soll den Fuß ich lenken, ich, ein fremder Wandersmann,
Daß ich eure Dichterschule, gute Schwaben, finden kann?«
Fremder Wanderer! o gerne will ich solches sagen dir:
Geh durch diese lichte Matten in das dunkle Waldrevier,
Wo die Tanne steht, die hohe, die als Mast einst schifft durchs Meer;
Wo von Zweig zu Zweig sich schwinget singend lust'ger Vögel Heer;
Wo das Reh mit klaren Augen aus dem dunkeln Dickicht sieht
Und der Hirsch, der schlanke, setzet über Felsen von Granit;
Trete dann aus Waldes Dunkel, wo im goldnen Sonnenstrahl
Grüßen Berge dich voll Reben, Neckars Blau im tiefen Tal;
Wo ein goldnes Meer von Ähren durch die Ebnen wogt und wallt,
Drüber in den blauen Lüften Jubelruf der Lerche schallt;
Wo der Winzer, wo der Schnitter singt ein Lied durch Berg und Flur:
Da ist schwäb'scher Dichter Schule, und ihr Meister heißt – Natur!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Die schwäbische Dichterschule. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A598-F