An Peter Brukmann 1

Am Tage seiner Geburt.


Silbertöne hört' ich klingen,
Noch vom Schlafe nicht erwacht,
Sah, wie Mondlicht, durch die Nacht
Zarte Lichtgestalten dringen.
Und ein Knäblein sah ich liegen
In dem reinsten Silberschein,
Jüngst geboren mocht' es sein,
Künstlergeist in allen Zügen.
Hell umschwebt von Lichtgestalten
War das wunderreiche Kind,
Eine Muse nahm es lind,
In den Himmel es zu halten.
Und der Himmel, feuersprühend,
Wandelte sein Silber, Gold,
Flugs in Bilder reich und hold
Und in Blumen lichterglühend.
Hebend in die Wunderklarheit
Küßt' die Mus' das Kind und spricht:
»Sei geweiht dem Feu'r und Licht!
Deine Kunst sei Treu' und Wahrheit.«
Nach der Welt verschiednen Enden
Strömten Blumen, Bilder klar,
Helden, treu gestellet dar,
Glänzten hell an Brust und Händen.
[161]
Aber als ich tief verloren
Noch in all die Klarheit lag,
Brach herein der laute Tag,
Und mein Traumbild ging verloren;
Und mein Traumbild ging verloren!
Aber immer ist es mir,
Als sei heut – ich sag's nur dir, –
Jener Tag, der dich geboren.

Fußnoten

1 Bekannt durch seine geistreich erdachten Ornamente, Becher, Denkmünzen und andere kunstreiche Gepräge in Silber und Erz.


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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. An Peter Brukmann. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A5D6-1