[49] 5.
Dies ist Frau von Schnepper, ha!
Hocherstaunt nach ihrer Leiche,
Als sie sich im Mittelreiche,
Nicht im Himmelreiche sah.
»Einen Schnepper an meinem Kleid!«
Sprach sie sterbend noch zum Schneider;
Einzig wegen schöner Kleider
Hat der Sonntag sie erfreut.
Jetzt doch rief sie: »Hu der Nacht!
Als mein Leib mir wurde starrer,
Sprach doch zu mir der Herr Pfarrer:
›Bald Sie schaun des Himmels Pracht,
Schon ein Engel steht bereit,
Sie zu führn in Gottes Arme,‹
Und nun, daß sich Gott erbarme!
Und nun welche Einsamkeit!
Wo ist nun des Himmels Pracht,
Ist die Sonne, sind die Sterne?
Nur mein Kleid (noch seh' ich's gerne)
Blieb mir in des Hades Nacht –
Da ruft's fernher: ›In dich geh!
[50]Nieder zog dich Erdenschwere,
Deine trübe Seele kläre,
Dann erst schwebet sie zur Höh'.
Hier in Nacht dir Licht erring,
Bis dir fällt vom Aug' die Schuppe,
Wiss'! erst in der Nacht der Puppe
Wird die Raup' zum Schmetterling.‹«