Gruß an Lichtenthal

1845.


Hier bin ich wieder! sei gegrüßet
Zum zweitenmal, mein lichtes Tal,
Sieh! deine Klarheit, deinen Frieden
Verglich ich einst dem Mondenstrahl.
Wo aus der Waldnacht rauscht die Quelle
Blitzend und kühl das Tal entlang,
Hell niedertönt ins Quellenrauschen
Aus Lüften blau der Vögel Sang.
Warst mir doch lieber als die Sonne,
Dein Baden, schön wohl anzusehn,
Wenn dort Britannias schlanke Töchter
Durchsichtig weiß wie Lilien gehn.
Mein Tal! es lag ein harter Winter
Indessen schwer auf mir und dir.
Der Lenz hat ihn von dir genommen,
Doch ach! er nahm ihn nicht von mir.
Ich sink', o Tal! in deinem Frieden
Ans Herze der Natur und fleh':
Nimm mir vom Aug' den trüben Schleier!
Nimm mir vom müden Haupt den Schnee!
Gib Helle mir wie deinen Quellen,
Wie deinen Vögeln mir ein Lied!
Laß neu mich blühen, neu mich singen,
Hier, wo es ringsum singt und blüht.
Soll's nimmer sein, so flöß mir Ruhe
Ins Herz, zu tragen still mein Los!
Die Lerche, hat sie ausgesungen,
Senkt sich zur Erde klagelos.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Gedichte. Die lyrischen Gedichte. Gruß an Lichtenthal. Gruß an Lichtenthal. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A7E7-B