Prognostikon

Bin ich eine Leiche kalt,
Werden sie wohl um mich klagen
Bis zum Grabe, und dann bald
Nach dem lauten Markte fragen.
Diese Lieder sind zu klein,
Sind zu schwach, zu leben lange,
Wüster Streit bricht bald herein,
Bringet Tod auch dem Gesange.
Flüchtig leb' ich durchs Gedicht,
Durch des Arztes Kunst nur flüchtig;
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Nur wenn man von Geistern spricht,
Denkt man mein noch und schimpft tüchtig.
Meinen Hügel deckt kein Stein,
Früh ihn ebnen Sturm und Regen,
Ausgräbt bald man mein Gebein,
Einen Bessern drein zu legen.
Doch mit einem Herzen bleib'
Ich in ewigem Vereine.
Liest dies Herz, was ich hier schreib',
Fühlt es wohl, welch Herz ich meine.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Gedichte. Die lyrischen Gedichte. Prognostikon. Prognostikon. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A7FF-8