[61] An Ludwig Uhland

(Nach Empfang seines Schauspieles: Herzog Ernst.)


1818.


Treibt auch für jetzt der Menschen Treiben
Mich dahin und dich dort hinaus,
Muß ich doch immer bei dir bleiben,
Ist ja dein Herz schon lang mein Haus.
So kommt es, daß in jeden Nächten
Ich freundlich träumend bin bei dir,
Nicht über Rechte wir da rechten,
Von Lenz und Liedern sprechen wir.
Da liegt kein Rechtsbuch aufgeschlagen,
Kein Zeitungsblatt auf deinem Tisch;
Doch Heldenspiele, bunte Sagen,
Und deine Lieder hold und frisch,
Und hell dein Buch von Freundestreue,
Dein Ernst, den keine Zeit verweht,
Da wird mir alles wieder neue,
Bis daß der schöne Traum vergeht.
Treibt dann der Menschen Treiben wieder
Mich dahin und dich dort hinaus,
So rufen fern mir deine Lieder:
Nur das ist deiner Heimat Haus.
Und wie so oft in Sommertagen
Die Rebe wieder Blüten trägt,
Derselbe Wein, den sie getragen,
Sehnsüchtig sich im Fasse regt:
So regt, so oft als deinem Herzen
Neu des Gesanges Blum' erblüht,
Es sich in mir mit Lust und Schmerzen:
So hat dein Ernst geweckt dies Lied.

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TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Gedichte. Die lyrischen Gedichte. An Ludwig Uhland. An Ludwig Uhland. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A83E-3