Lob des Flachses
Wohl hat Sommer sich zum Kranze
Manche Blüte zart gewoben;
Aber, Flachs, dich mildste Pflanze,
Muß ich doch vor allen loben.
Blauen Himmel ausgestreuet
Hast du über dunkle Auen,
Deine milde Schönheit freuet
Die gleich zart geschaffnen Frauen.
Weiches Grün den Stengel zieret,
Blüte trägt des Himmels Helle,
Leis vom Westhauch angerühret
Wogt sie sanft in bunter Welle.
Ist die Blüte dir entfallen,
Zieht man dich aus dunkler Erden,
Darfst nicht mehr im Westhauch wallen,
Mußt durch Feu'r zu Silber werden.
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Und die Hand geschäft'ger Frauen
Rührt dich unter muntern Scherzen,
Klar wie Mondschein anzuschauen,
Bist du teuer ihrem Herzen.
In dem blanken Mädchenzimmer,
Leis berührt von zartem Munde,
Schön verklärt von Sternenschimmer,
Wird dir manche liebe Stunde.
Nächtlich in des Landmanns Hütte,
Wo ein flammend Holz die Kerze,
In viel muntrer Mägdlein Mitte
Bist du bei Gesang und Scherze.
Draußen brausen Sturm, Gespenster;
Wandrer wird der Sorg' entladen,
Sieht er hinter hellem Fenster
Heimisch deinen goldnen Faden.
Zarten Leib in dich gekleidet
Tritt das Mägdlein zum Altare;
Liegst, ein segnend Kreuz, gebreitet
Schimmernd über dunkler Bahre.
Bist des Säuglings erste Hülle,
Spielest lind um seine Glieder;
Bleich in dich gehüllt und stille
Kehrt der Mensch zur Erde wieder.