[61] 17.


Auf einer Kanzel läßt sich nieder
Jedwede Nacht der schwarze Geist,
Leis betet er, dann lauter wieder,
Auch weint dabei er allermeist.
Wer der wohl ist, wer der wohl war?
Der Küster sagt zwar: ein Vikar.
Man nannte ihn: Hegelsmagister,
Doch schon vor zehen Jahren ist er,
Man sagt, nach Indien gereist,
Dort hab' ein Haifisch ihn gespeist.
Warum er nun als Geist hier laufet,
Das wird ein jeder glauben gern,
Er glaubte nicht an unsern Herrn
Und hat die Kinder doch getaufet,
Die Tauf' verlacht beim Wirt zum Stern.
Im Hades nun kam ihm die Reue,
Daß er will pred'gen nun aufs neue,
Will pred'gen, daß sein Glaub' nun sei
Von seinem vor'gen Glauben frei;
Schwarz kam er aus dem Tintenfaß,
Schwarz, schwarz er wohl im Hades saß,
Doch weil er in der Kirch' erscheint,
Dort pred'gen will und stille weint,
So hoff' und glaub' ich für ihn fest,
Daß Gottes Gnad' ihn nicht verläßt.

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TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Gedichte. Klecksographien. Hadesbilder. 17. [Auf einer Kanzel läßt sich nieder]. 17. [Auf einer Kanzel läßt sich nieder]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A8FA-C