Der Selbstmörder

Niemand weiss, dass ich gestorben bin.
Alle sehen freundlich zu mir hin.
Manche meinen mit verglastem Lächeln
Trost und Heiterkeit mir zuzufächeln.
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Manche fragen, wie es mir erginge?
Ob wie sonst ich singe oder springe?
Oder ob mein Flötenmund verstummt sei?
Und warum so dunkel ich vermummt sei?
Ärzte diagnostizieren edel.
Jemand klopft erstaunt an meinen Schädel.
Und das klingt, als ob an einer Türe
Einlass heischend wer die Finger rühre.
Lassen Sie mich, bitte, meine Damen,
Die zuweilen zart zur Liebe kamen.
Keine Freundin schläft mir künftig bei
Als die Wasser- oder Wiesenfei.
Ihre Haare sind aus Tang und Moose,
Und ihr Schoss ist eine Wasserrose.
Ihre Hände sind so feucht wie Frösche,
Und mich deucht, dass ich schon sanft verlösche.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Klabund. Der Selbstmörder. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AAE3-E