Andere Handlung.
August / Maria / Joseph / Chor Römer.
Fürst August beherrschete die Länder / der Fürst der Finsternuß die Hertzen. Es waren mehr Götter als Menschen / weil männiglich auß sich selbsten /einen Gott machte. Die Erde freuete sich nicht mehr eines Lorbeergrünenden Pflugschars / noch eines Sieghafften Ackermanns. Der gestern das abgemündete Zugvieh heimtrieb / ertheilete heute dem Römischen Adel Befelch / und das abgenommene Ochsenjoch leget er den Geschlechtern auff / statt der Peitschen führete er ein mit Ruten ümwundenes Beil. Eisen das vormal zum Feldbau genutzet / muß jetzt Länder bezwingen / Rom erweitern / und die Schatzkammer bereichern. Höret August mündlichen reden.
Gott Mars du Landsknecht Gott / du Gott der starcken Kriege /
Du Printz der weiten Welt /
Du läuffst und stehst im Feld /
Du Geber vieler Siege.
Ich August hab gekriegt bey sechs und fünfftzig Jahren /
mein Spiel sehr wol gespielt /
mein Mühtlein recht gekühlt /
den Feind gebracht zu Paaren.
[36] Der halbverbrandte Mohr für meiner Macht sich neiget /
deß Nilus wilde Flut /
für mir und meinem Muht
mit stillem fliessen schweiget.
Die Weixel scheuet sich / es schrickt der Stoltz der Elbe /
der Rhein bückt sich für mir /
Mir kriegt deß Himmels zier /
und sein gestirnt Gewölbe.
Nur Teutschland / Teutschland nur / das hat mich zwier geschrecket /
der übergrosse Tan
hat manchen Römermann
mit Blättern zugedecket.
Da mir mein Loll außrieß / der Adler ward zerrissen
der fünfften Legion /
was konte / lieff darvon /
was blieb / ward tod geschmiessen.
Ich dencke noch der zeit / wie Armin mich bestritten /
da dreyssig tausend Mann
blieb auf dem Teutschburgs Plan /
Als ich den Streich erlitten
Verbracht ich lange Zeit / mit ruffen / Quintil sagen:
bring mir die Adler her /
den Kopff vor vnbeschwer /
gar an die Wand geschlagen.
Nun hab ich Janus Kirch zum drittenmal geschlossen /
die Waffen weggelegt /
und güldnen Fried gehegt /
so weit die Welt ümflossen.
Wer Kriege führen will / muß sich erst selbst bekriegen /
Wer sich / in sich bekriegt /
und sich in sich besiegt /
kan niemals unten liegen.
[37] Ein kluger Feldherr weiß was er besiegt / zu schützen
schläft sicher Tag und Nacht /
kan stätig unbewacht
Sein Vortheil wol besitzen.
Der kan nicht sicher seyn vor dem nichts sicher bleibet /
den auch der Degen kränckt /
der jhm zur Seite hänckt/
und stäts zum würgen treibet.
Wo Laster schwärmen schwärmt / wo Feinde guter Sitten /
wo Rauch / wo Tyranney /
wo Wein / wo schwelgerey /
wird ein Printz leicht bestritten.
Wo man mit Malvasier Pasteien mahlt und Wälle
schneid daß die Tafel kracht
von der und jener Schlacht /
und nie gesehner Stelle.
Ein Fürst / wie der auch ist / der Fug zum übel gibet /
und dem doch steuren kan /
das hat er selbst gethan /
Sich und sein Land betrübet.
Kein Dach deckt Sünde zu. Die Donnerkeile wachen /
die Straffen brechen ein /
durch Mauren / Thor und Stein
biß sie den Garaus machen.
Kein Krieger krieget wol / bey Beuten / Gold und Gelde /
Betrug der Warheit schein
bringt keine Renten ein /
Ich mag nicht mehr zu Felde.
Doch soll der Römer Ruhm in wolergehen stehen /
muß sonder Krieg und Streit /
Recht und Gerechtigkeit
in vollem schwange gehen.
[38] Das Volck das hin und her noch in Besatzung wachet /
soll leben von dem Sold /
nicht rauben Raub noch Gold /
daß bleich und bleich seyn machet.
Drüm will ich Hauß nach Hauß doch nach vermögen schätzen /
so kan ein schlechtes Gelt
die viergetheilte Welt
in guten Friede setzen.
Der Weltherr und die Welt / die waren Krieges müde /
Es flog vom Himmel her der Fried und machte Friede /
August der hatte nun den Pantzer abgelegt /
und güldne Friedenszeit zu Land und See gehegt.
Wie wann sich jetzund stillt der Wellen Wallenwüten /
der Vogel von dem Eiß kan seine Zucht bebrüten:
So bringt der Friede Fried: in einer Hand das Horn
mit Trauben angefüllt / Granaten / Blumen / Korn;
in seiner andern Hand zerbrochne Tartschenschilde /
das vor geharnschte Roß / von Trompten wild wird milde /
und gehet in den Pflug; Spieß / Partisanen / Schwerd /
sind durch deß Feuerszeug in Ackerwerck verkehrt.
Es hecken hin und her verbuhlte Turteltauben /
in einen holen Helm / in Sturm und Pickelhauben /
Es ist kein Landsknecht mehr / kein Spiel wird mehr gerührt /
kein Stück / kein Falckenet ins freye Feld geführt.
Der weisse Friede kam mit Himmelreichen Gaben /
dergleichen niemand hat / und auch niemand kan haben /
Der reiche Friede kam / der seyd vertrieben war /
er kam und brachte mit ein friedenreiches Jahr.
Das blaue Wolckenhauß läst theure Perlen tauen /
es fleust Purlauter Gold in Gründen und in Auen /
die schönbegilbte Saat in schwangern ähren steht /
das Vieh / das feiste Vieh in feistem Grase geht /
der Götter Tischtrunck reucht wann sich die Flüß ergiessen /
und gehn den Schlangengang. Die Hönigbäche fliessen
[39] mit Amber angefeucht; deß Balsams Fettigkeit
dringt durch die Rinden durch; O lang gewünschte zeit!
Ein jeder gehet hin den Namen anzugeben
die Strassen sind erhitzt / man reiset aller wegen.
Es machet sich auch auff der krumgebogne Greiß
mit seiner Himmelbraut / und wandert nach geheiß
auf Bethlems Mauren zu.
Das Königliche Fräulein Maria muste einen Baumann heyrathen / und trägt unter jhrem Hertzen den Baumeister des Himmels. Ich sahe Knechte auf Rossen reiten / und Fürsten zu Fusse gehen wie Knechte. Begleitet mit mir diese beyde Reißgefährten / mercket ab deroselben Vnterredungen / besonders Marien abgefertigte Himmelsseuftzer.
MARIA.
Du Weg wirst selbsten seyn Wegweiser / Weg und Bahn /
Dir Gott sind wir / und dir auch Kayser unterthan /
Bey Tag sey Sonn und Tag / bey Nacht sey Mond und Sterne
so das uns Tag und Nachts nichts schrecke / noch entferne /
Führ uns bey deiner Hand wie dort den Glaubens Held /
auch wann das Sonnenrad ins grüne Wasser fällt /
Wann nun die sanffte Rast in alle Glieder schleichet /
laß uns die Leiter sehn / die biß an Himmel reichet /
auf der das Engelvolck mit Lust-gesuchtem Lauf
gestiegen freudig ab / gestiegen freudig auf.
Heerführer führe uns wie die zweymal sechs Stämme /
deß rothen Sandes trieb / den zorn der Wellen hemme /
laß die bezähmte Flut wie starcke Mauren stehn /
daß wir und unser Fuß kan unbenetzet gehn /
folgt uns deß Feindes Fuß / so laß die Schleusen schiessen /
laß loß deß Schutzes Schaum / laß zischen / gischen / giessen /
versencke Roß vnd Mann / wie Stein / wie schweres Bley /
So / daß man fragt / wo doch der Feind geblieben sey.
JOSEPH.
Wol schöne Himmelsbraut wir gehn auf Gottes Wegen /
dem grossen ErdenGott die Schatzung zu erlegen /
[40] hier ist mein Vatergut / wo vormals Jesse Sohn /
vor seinen Hirtenstab den Zepter und die Cron
beym Schafen überkam; hier / hier hat er gepfiffen
auf seinem Haberrohr; dann in die Harff gegriffen
von Gottes Geist entzündt / gespielet einen Thon
vom Erben / der da würd ererben seinen Thron.
Wir sind nunmehr mit Gott und Sicherheit durchreiset
das Galileer Land; dort Carmelshaubt sich weiset /
da rauschet der Jordan in seiner kalten fahrt /
und streicht mit nasser Hand den eißgefrornen Bart.
Hier gibt Samarien dem Palmenwald zu trincken /
dort zeigt sich Salemshauß und Zionsburg zur lincken.
Maria sey getrost / ich sehe schon den Stein /
der Rahels Grabmahl ist und decket jhr Gebein.
Vnd diß ist Eders Thurn / da Jacob vor gesessen /
indessen das sein Vieh den Kümmel abgefressen /
Will gleich der Sonnengold nunmehr zu Golde gehn
so sehen wir vor uns die kleinen Dächer stehn.
MARIA.
Mein Joseph seufftze nicht / ich weiß wol was dich kräncket /
was ist es / daß man lang an das vergangne dencket /
Du liebes Bethlehem sey tausendmal gegrüst /
wer hier auf Erden klein im Himmel grösser ist.
Du kleines Bethlehem in dir wird herrlich grünen /
der auf den Sternen geht und auf der Himmelbühnen /
Du bist für tausenden / die deine Schwestern / schlecht /
doch nimt der höchste Gott in dir sein Burgerrecht.
Auß dir wird sonder Trug Israels Hertzog kommen /
der seinen Außgang hat von Anfang hergenommen.
Die Sieben Hügel Stadt der Städte Königin
der strenge Tiberstrom wirfft seine Krone hin;
[41] Das heilge Solime bückt sich zu deinen Füssen /
und muß auß Demut dich und deine Bühel küssen /
Nun Tag und Reiß ist hin. Wir gehen schmächtig ein /
Gott wird heint unser Brod und unser Lager seyn.
Er kam in sein Eygenthum / und die seinen namen jhn nicht auf / vorgebend: Wir wissen nicht von wannen er kömt. Man antwortet: Jesus von Nazareth. Man gegenantwortet: Was kan von Nazareth guts kommen. Der Mensch stöst jhn auß /und ein Stein nimmt jhn auf / daß einer sagen solte /der Mensch wer ein Stein / und der Stein ein Mensch.
In deß schrofen Schiefersteins außgefresner Felsenklufft
war von langen zeiten her eine leere Hölengrufft /
überschüssig war jhr Haubt von gestrüttich fast entblöset /
von den Jahren glat und kaal / sandich / höckrich / wolbemöset /
ungewiß ob sie Natur oder Menschenhand gebaut /
hier schlägt seine Herberg auf Jofeph und die jhm vertraut.
Er sucht seinen Feuerzeug / Stein und Stahl den Kern von Eisen /
schlägt er / daß er Funcken spritzt. Kalt von kälte / matt von Reisen
war das Engelreine Bild; Sie / die träget / der sie trägt /
hat sich auf ein Bündlein Heu / und gedroschnes Stroh gelegt.
Abgestreifftes Laub ist Pfül / Deck und Bette rauhe Felle /
Stall und Krippen Schlafgemach / Schimmelbrodt und Tranck die quelle.
Die lange Winternacht / die hatte nun ümhült
die faule Schläferwelt: das Stattvolck war gestillt /
das Dorff lag in der Ruh / der Pusch der war zu Bette /
das Meer und Schuppenvolck die schliefen in die wette:
Er hatte sich auch gleich ein wenig hingestreckt /
sein greises Haar und sich mit Schilfe zugedeckt;
Gleich kömt der Augenblick / die beste Zeit der Zeiten /
gehofft / gewünscht / beseuftzt / bestimmt von Ewigkeiten
drüm richtet sie sich auf die Himmelwöchnerin /
und richtet so zu GOtt / Hertz / Hände / Mund und Sinn:
Gott / der du das Wolckenhau
und die holen Himmelringe /
hast gewölbet auß und auß /
und bejochet alle Dinge /
die verwachten Sternenhauffen /
müssen dir zu Willen lauffen.
[42] Du hast nach dem unverbleiben /
in den Lüften aufgesteckt /
Kugelrunde Feuerscheiben /
deren Fürst die Welt erweckt /
heisset wachsam wach aufstehen /
schläfrich wider schlafen gehen.
Du hast allem sein Sein geben /
Feuer / Winde / Meer und Land /
Hände / Füsse / Leib und Leben /
alles kömt von deiner Hand /
segnest Feld und Feldgezüchte /
segnest Leib und Leibesfrüchte.
Nunmehr ist die Zeit vorhanden /
daß der zweygestammte Held /
soll entbinden einst von Banden /
die verstrickte Thäterwelt /
Es regt sich schon sonder schmertzen
mein Hertz / unter meinem Hertzen.
Keuscher Gott du wollest wenden
die Gefahr der keuschen Zucht /
nim / nim hin zu treuen Händen
die mir anvertraute Frucht /
Liebstes Söhnlein komm gegangen
langes / langes Welt verlangen.
Deucht mich doch ich seh dich spielen /
aufgewickelt / Händeloß /
und das fromme Müthlein kühlen
in den frommen Mutterschoß /
biß so lang dich wird gelüsten /
nach der Wiege / nach den Brüsten.
Dann / will ich dir liebstes Leben
wann du dich nun müd gewacht
meine Hönigbrüste geben /
biß du matt und satt gemacht /
wollen wir uns beyd mein Leben
wider zu der Ruh begeben.
O freudenvolle Post! an jetzt wird der geboren /
der vor der Welt Geburt zum Heil der Welt erkohren!
Wie wann deß Jahres Kind der Lentz / sich neu verjüngt /
betauet Laub und Graß / und stoltze Tulpen bringt /
Auf derer truncknen Haubt / das Perlensilber leuchtet /
und daumelt gleich vom Rausch; der Fußsteig wird befeuchtet /
und netzt den Wandersmann; da doch kein Regen träufft /
den das Beindürre Land gantz durstig in sich säufft.
Die keusche Jungferblum die bleibet unverrücket:
Wie wann der Tagefürst durch Glasefenster blicket /
und Glast thut Glase nichts; die Dunckelheit verschwind /
und das beglaste Glaß hält Hinter auf und Wind.
Der Schöpffer / Wunder! wird / das / was er hat geschaffen /
der DonnerGott der blitz / schläfft ohne Blitz und Waffen /
Was ohne zeit / wird Zeit; was unümschrenckt / umschränckt /
der dürstet / der die Welt mit Wolckengüssen tränckt:
[43] Komm Klügelpöbel komm erwege Wundersachen /
die deinen albern Witz zum Aberwitze machen /
Die Feder schreibet selbst / sie schreibet was sie kan /
der Weg der wandert sich und geht zum Wandersmann;
deß Leibes Vfer hemmt deß Meeres Nasenlöcher:
der Punct ümschleust den Kreiß / der Pfeil ümgibt den Köcher:
der alle Thier ernehrt / den hungert nach Gemüß /
der grosse Himmelberg ist kleiner als der Kieß.
Der alls trägt auff der Hand / wird auf der Hand getragen /
die Sonne leidet frost: die Fröligkeit muß zagen:
der ligt im Schosse bloß der alle Kleidung macht /
Die Freude grämet sich / der bleiche Kummer lacht.
Zweyter Chor. Römer.
1. Baß / 1. Fagotto / und 2. Pombart.
1.
Hilff Gott / was will doch werden
Noch endlich auff der Erden
Es ist die gantze Nacht /
Dort auß deß Wirtshauß Höle /
Geflossen feistes Oele /
Die Tyber groß gemacht.
2.
Engeddens Traubenstöcke
Die tragen Sommerröcke
Vnd blühen wunderschön /
Drey Sonnen sich beschauen
Vnd an den heitern Blauen
In eine Kugel gehn.
3.
Daß keinen Streit nicht streitet /
Daß sich verewigkeitet /
Das Siegensfriedens Dach /
Das ist heut eingefallen /
Mit prallen und mit knallen /
Da stäubet Dach und Fach.
[44] 4.
Die / die / die Wölfin weiset /
Die Brüder abgespeiset /
Die Seule ligt zerstückt /
Die Sodomsäpffel gessen /
Hat Feuer auffgefressen
Vnd Wolckenan geschickt.
5.
Der Geist / der sich vermummet /
Ist für August verstummet /
Mit diesem Schiedsbericht:
Ein Kind das heist mich schweigen /
Vnd wider Hellwarts steigen /
Drüm frag mich nimmer nicht.
6.
Wir haben sehen sitzen /
Dort an der Himmelspitzen /
Ein Kind auff Jungferhand /
Wer hört nicht in den Tagen
Von Wunderdingen sagen
Zu Wasser und zu Land.