[217] Es trugen mich jüngsten/ auß antrieb der übertraurigen Gedancken/ meine Füsse durch die bletterkahlen Neronswälder/ üm die Zeit zu kürtzen/ und der Melancholey sich in etwas zu entschlagen. In einsamen fortgehen/ überlegte ich die vorigen Läufte/ und das in letzten Zügenliegende Jahr/ den sausenden [218] und brausenden Kriegssturm in welchen auch ich nebenst vielen andern/ vor der Zeit den strudelden vnnd brudelden Raub Walfisch das Gefäß deß zeitlichen zuwerffen müssen; Vnd wie annoch/ keine linder- und minderung/ zwar zu wünschen aber nicht zu hoffen; Diß Jahr dacht ich bey mir selbsten/ wird bald/ aber nicht dessen Angst sterben; kömt doch in der Zeit/ mit der Zeit [219] keine andere Zeitung/ als die von neuen Kriegszeiten hin und wider laut. Gegenhall. Der laut! Ich/der Meinung alleine zu seyn/ vermerckte bey mir das Lufft und Felsen-Kind Widerhall; Ja wol der Widerhall: doch fiel mir bey/ daß er mir wol ehe die purlautere Warheit gesaget/ ich will fragen/ ob es auch anietzo etwas in seinem Schülfich weiß? Ich weiß! Wo soll man sich in solcher Noth [220] hinziehen! Zu Gott fliehen! Ach weist du einen ich weiß keinen Weg? Ich weiß einen Weg! Wo ist/ und welcher ist es/ sag es auß deiner Winterlaube? Der Glaube! Woran sag es mein Kind ohn Zung unn Mündelein? An ein Kindelein! Mein Kind/ wo ist das Kind/ geh fort/ wir wollen gleich auff dessen Bett zugehn? Zu Bethlehem. Ein vnbekantes Kind/ doch sag mir wes nur ist? Jesus [221] Christ. Ist Jesus Christus hier/ was zage ich!

Jeh/ Jeh ward mein Höchstbetrübtes Gemüth erfreuet/ Augenblicklichen wanckten meine Kummergedancken/ in einem Heu/ trieb mich ein höherer Trieb eines bessern zubesinnen. Weg mit der Traurigkeit/die vom Vatter der Traurigkeit! Wo Jesus ist/ da ist keine traurigkeit!

Eilends satzte ich mich über/ mein liebes neugebornes [222] Jesulein zubesingen/ in dessen reiffer erwegung inn meinem Hertzen allerhand freudige Gedancken auffstiegen/ welche ich auch/ wegen unnachläßlicher Freudenliebe meines Jesuleins/ zu Papir bringen wollen.

Ich habe mich zwar ein hohes unternommen/ zu verehren/ die Ehre dessen/ der alle Ehrengipffel übergipffelt/ massen er aller Himmel Himmel selbsten ümhüllet/ die Sternen [223] besternet/ die Flügelwinde geflügelt/ und alle dienstbare Elemente uns Dienstbar gemacht. Er der gantzen Welt Gesetze und vorgesetzter/ Er Geist/ der die Geister begeistert/ das höchste/das tieffste/ dz unbegreiffliche das begreiffliche/ das unumschrenckte/ das beschrenckte/ den kleinen Sohn/den grossen Gott!

Hoch Edle Herren/ diese heilige Gedancken/ habe ich billich grossen [224] und heiligen Leuten heiligen wollen.

Heilig vnd groß seyd jhr wegen deß Ampts/ daß jhr den allerheiligsten und grösten führet/ heilig seyd jhr/weil euch dasselbe der allerheiligste und gröste anvertrauet; Heilig seyd jhr/ weil jhr den allerheiligsten und grösten in seinen heiligen und grossen Gliedern ehret/nähret/ vermehret.

Hoch Edle Herren/ dieses geb ich Jhnen zu einem[225] heiligen neuen Jahre/ Sie nehmen heilige Gedancken/die auß heiligen gedancken entsprungen/ der gnädige Himmel wird helffen/ daß ich mitler Zeit werde rümen jre Adeliche Beschaffenheiten/ Erfahrung der Weltsachen/ ungefärbte Frömmigkeit/ Verstand in verständigẽ Rathschlägen/ und solches Wissen daß über alles Wissen.


Nürnberg den 1. Jenner 1648.


Ihrer Hoch Adel. H. Dienstergebener J. Klaj. [226]

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TextGrid Repository (2012). Klaj, Johann. Gedichte. Friedensdichtungen. Weihnacht Gedichte. Vorwort. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AEEF-7