Hochwolgeborner Herr Feldmarschall/ gnädiger Herr/ etc.

Wann ein kluggesinnter Feld-Herr/ seinem Feind eine Schlacht liefern will/ so bearbeitet er sich dahin/ wie er jhme Höhen/ Sonne/ Wind und alle andere Vortheil ablauffen möchte: führet seine Regimenter zusammen/stellet sie in eine gut-geordnete/ wolgewendete Schlachtordnung/ pflantzet die Geschütz an bequeme Ort: Man höret das Feldgeschrey der Soldaten/ das Wiehern der Rosse/ das rasseln der Kürisse: die Trompter jauchtzen/ die Päucker würblen/ die Zwergpfeiffer düdeln/ die Fahnen fliegen/ die Erde hallet/Lufft und Himmel widerhallen.


In der Hochheiligen Christnacht solte und muste der HERR der Heerschaaren/ der Herr mächtig im Streit/ Christus Jesus dem starcken gewapneten seinen Harnisch außziehē/ und eine blutige Feldschlacht antretten/ Sihe/ da stehē/ in guter Bereitschafft die starcken Helden/ die Menge der Himmlischen Heerschaaren.

[335] Heilige zeit erfodert gleiches Beginnen: Ihre Hoheit entsinnen sich heute/ was das vor eine treffliche Schlachtordnung/ in welcher alle H. Engel gehalten/gewesen müsse seyn.

Die Soldaten sind die Menge der himlischen Heerschaaren/ tausend mal tausend/ und zehenmal hundert tausend/ deren ein einiger in einer Nacht hundert und fünff und achtzig tausend Mann erlegen kan/ Gottes Heerlager/ Berge voller feuriger Roß und Wagen. Die ziehen daher in einem wol verfasseten Zuge/ Legion-Regiment-Squadron-Fähnlein-Troppē- und Rottenweise/ sie halten alle Schwerter/ und sind geschickt zum Streiten/ ein jeglicher hat sein Schwerdt an seiner Hüfte/ lassen sich sehen in der klarheit deß Herrn. Es webt/ es bebt/ es lebt alles.

Da stehet der Feldmarschall Michael/ auf dessen geätzten Helm eine Feder von einem Paradißvogel spielet/ dessen Leib mit einem güldnē Brust Stücke verpantzert/ dessen Seite ein Schwert von hellen Jaspis schützet/ weiln seine sieghafte Hand ehmals den Drachen und seine Kriegsleute geschlagen: da hält der Obriste Cherub/ der mit dem blossen hauenden Schwert den [336] Weg zu dem Baum deß Lebens eröffnet: Der Fendrich Gabriel/ welcher eine silberne dreygeeckte Standare führet/ in der das Bildniß eines schönen Weibes bildes/ so ein Kindlein auf den Armen trägt/mit der Oberschrifft: Das Wort ist Fleisch worden.


Diese Helden nebens jhrem Heerzuge üben sich in den Lüften/ mit zuträglichen Anstellungen/ Kriegsräncken/ Schwenkungen und Zurukziehungen der Flügel/fliegen bald Himmel-ab/ bald Himmel-an/ zertrennen die Glieder/ gehen ein Freund gesinntes fechten ein/geben/ so zu reden blind Feuer/ ruffende: Hier Schwerdt deß Herrn/ hier Schwerd deß Herrn! Führen in denen Händen die Werckzeuge deß Leidens/ den Speer/ die Staupseule/ den Creutzbaum/ als Waffen der Seligkeit; bald schliessen sie die Glieder wider/fassen einander/ schlagen mit denen Flügeln/ singen und klingen; statt der weckenden und schreckenden Trompeten/ der schwermenden und lermenden Paucken/ der lüdelndē und düdlenden Feld-Flöten/ hört man die allerreinesten und feinesten Engelzungen/die/ die [337] stimmen auß der höhe in die tieffe/ auß der tieffe in die höhe/ und in der mitten selbige auf wunderliche Weise üm führen/ gegeneinander/ durcheinander singen/ bald mit höchster Verwunderung stille halten/ bald wider mit tieffster Ehrerbietung zusammen fallen/ Gabriel ruffet auf. Ehre sey Gott in der Höhe: die gesamten Kriegsbedienten antworten: Friede auf Erden; der allgemeine Heerzug gegenantwortet: und dem Menschen ein Wolgefallen.


Hochgeborner Herr Feldmarschall, Ihre Hoheit können nun als ein Streitbarer Kriegs- und Siegs-Held (dergleichen heutiges Tages das Weltliecht kaum beleuchtet/ am besten schliessen/ was auf den Bethlemitischen Gefilden/ in der Geburtsnacht deß Friede- Fürsten müsse für ein Freudfriediges und Friedfreudiges Engelkämpfen vorgangen seyn/ angesehen/ daß dardurch Gott und Menschen/ Engel und Menschen/Menschen und Menschen zu grund auß vertragen worden.


Wie nun diese Englische Schlachtordnung [338] uns den ewigen himmlischen Frieden angemeldet: Also haben auch uns Ihrer Hoheit Ritterliche Heldenthaten den zeitlichen Friede verkündet: Vnd wie zur Zeit Augusti die Schwerter zu Pflugscharen/ und die Spiesse zu Sicheln worden/ daß das Roß den Streit nicht mehr von fern gerochē/ noch wann die Trompete geklungen/ huy gesprochen: Also darf man auch nicht mehr zu Gustavs (Gustav/ verwechselt August) zeiten/ mit Trommeln und Pfeiffen/ fliegenden Fähnlein/ brennenden Kunden/ Kugeln im Munde auß- und einziehen.


Demnach ich auch/ dieses Gedicht deß Friede-Fürsten von ruhiger Friedenszeit veranlasset/ aufgesetzet/als hab ich demselben kein besser Ansehen zu machen wissen/ als wann ich jhm dessen Namen an die Stirne schriebe/ durch welches vielfaltiges Siegen Erfahrungen der Krieges sachen/ Wissenschafften in Ritterspielē/ dieseblutfliessende Kriegswesen sich geleget.


Der HERR der Heerschaaren erhalte Ihre Hoheit/in diesem Neuen angehenden/ und folgenden künfftigen Jahren bey allen nur ersinnlichen [339] Wolergehen: die Menge der himmlischen Heerschaaren begleite Sie so zu Wasser/ so zu Lande/ so in Kriegs- so in Frieds-Verrichtungen: biß der Herr Feldmarschall höre das Feld-Geschrey der Ertzengel/ den Schall der Posaunē Gottes/ und eingeholet werde in die himmlische Friedenburg/ daß/ wie er hiervor die kriegende Kirche gekriegt/ also dort mit der Siegenden Siegsprachte. Gegeben im 1650 Jahrgedächtnüsse/ dieser Englischen in der Lufft gesehenen und gehörten Schlachtordnung/den vier und zwantzigsten Christmonats.

Ihr Hoheit und Gn. untergebner Diener Joh. Klaj.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Klaj, Johann. Gedichte. Redeoratorien. Freudengedichte. Hochwolgeborner Herr Feldmarschall. Hochwolgeborner Herr Feldmarschall. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AF2E-4