[279] Jesus- der ein Nazarener/
Judenkönig/ Weltversohner.
Ende.
Fußnoten
1 Sothane Gedanken hat uns der Jesuit Tarquinius Gallutius Sabinus erwekket/ dessen Wort wir etwas weitläufftig auszuschreiben/ nicht ümgehen können/wenn er in der Grabschrifft des verstorbenen Christi singet:
Me miserum: quod cerno nefas, dum solibus annus
Purpurat incipiens, dum formosissimus alta
Sanguineo splendore micat Narcissus in herba,
Ecce tibi laceris manibus pedibusque cruentis
Vulnera, Dive, rubent clavo patefacta trabali.
Dum rauco illimes labuntur murmure rivi,
Et nova mobilibus stringunt violaria lymfis,
Pectore de scisso vivoque cadavere centum
Sanguinis exiliunt fontes, scatebræque cruoris
Mille sonant, etc.
Dum ver purpureum, volucris dum nubila mundo
Pulsa canit, teneroque exercet gutture cantus,
Tu gemis interea tua funera & astra lacessis.
Iam vaga florentes innectunt brachia sylvæ,
Tu tamen interea trabibus per mutua nexis
Impendes, etc.
2 der Poet Baptista Mantuan.
Prole nova exultans galeaque insignis alauda
Cantat, & ascendit ductoque in aëre gyro
Se levat in nubes, & carmine sidera mulcet.
Taubman.
Ecce suum tireli, tireli tiretirlire tractim
Candida per vernum ludit alauda polum.
Inmitten ist der Spruch Esa am 63. traurig musicirt worden.
3 daß der Sohn Gottes vom Vater von Ewigkeit geboren/ erzwingen klare Sprüche H. Schr. Psal. 2/7. Ps. 72/17. Sprüchw. 8/34. Mich. 5/2. Solche hat uns unser hochgeehrter Dilherr in der Erklärung des Büchleins des H. Augustins vom Glauben satsam ausgeleget. Im übrigen/ wie der Sohn eigentlich vom Vater von Ewigkeit gezeuget/ kan keine Engel: will geschweigen Menschenzunge ausreden. Die Gottsgelehrten gedenken etwas bey dem Wort λόγος, und erinnern viererley Vrsachen/ warüm Gottes Sohn λόγος und im Chaldeischen ארמימ genennet werde. Doch wird ein Elephant in dem Meere dieses Geheimniß schwimmen und ersauffen; Ein einfältiges und gläubiges Lämlein aber das fusset und kömmet hindurch. Dieses heilige Feuer muß man behutsam mit der Zangen und nicht mit der Hand angreiffen/ wie Chrysost. errinnert/ sonst wird man sich verbrennen.
4 Psalm. 40/7. תלגמב LXX. ἐν κεφαλίδι βιβλίου, V.V. In capite libri. Wohin etliche ziehen das תישארב andere das protevangelion, vid. Gesner. in hunc Psalm. Ist das ungezwungne und ungedrungne Leiden Christi.
5 So nennen die Perser die Sonne/ welche sie angebetet/ wie Strabo, Suidas, Macrobius, Justinus, Arnobius und andere darthun.
Etzliche ziehen dahin das 2. Buch der König. 23/11. das 16. Capitel des Proph. Jerem. und 27 Vers des 31. Capitels im Hiob. Andere legen es aus von dem Moloch.
Die Gestalt dieses Götzen beschreibet Cælius Rhodiginus also: Er war anzusehen gleich einem aufgesperreten Löwenrachen/ seine Haubtzier waren zwey Ochsenhörner/ die er mit beiden Händen fassete. Er ward geehret in einer unterirdischen Grufft/ da sie Menschen schlachteten und opferten/ ihr Priester war ein ewigkeusche Jungfrau. Er hatte unterschiedliche Namen. Statius lib. 1. Thebaidum:
Adsis, ô memor hospitii Junoniaque aura
Dexterames, seu te roseum Titana vocari
Gentis Achęmeniæ ritu, seu præstat Osirim
Frugiferum, seu Persei sub rupibus antri
Indignata sequi torquentem cornua Mithram.
Noch zu unserer Väter Zeiten/ eh Westindien zum Christlichen Glauben gebracht worden/ hat man in gantz Peru viel und grosse Tempel/ die der Sonnen gewiedmet/ funden/ in welchen offt 200 Jungfrauen gewesen. Lipsius Syntagm. de Vesta c. 15. refert: è quibus, si qua corpus polluisset, morte luebat, nisi tamen è Sole se concepisse (ride superstitiosam credulitatem) sanctè adjurasset.
6 so werden die Wort des 22 Psalms ausgeleget. Hieronym: Tauri dicuntur propter superbiam, pingues propter crassitudinem malitiæ.
7 Prudent. im Lobgesange aller Stunden:
Cantharis infusa lymfa fit Falernum nobile,
Nuntiat vinum minister esse promptum ex hydria,
Ipse rex sapore tinctis obstupescit poculis.
Tarquinius Gallut. Sabinus:
Fluminis en subito mutatus cernitur humor
Vinaque pro liquidis fundit gravis amphora lymfis.
In folgenden Versen erzehlet der Herr/ der wunderbar/seine Wunderwerke/ die waren gleichsam die Glokken/ damit er das Volk zu seinen Predigten ruffte.
8 θρόμβοι ἅιματις, geronnenes/ geliefertes und gleichsam gefrornes Blut. Carol Musart, ein Jesuit/sagt aus alten Welschen und Frantzösischen Handschrifften: Zeit seines währenden Leidens hat unser ubelgeplagter Heiland zwey und sechtzig tausend und zwey hundert heiliger Threnen/ und sieben und neuntzig tausend/ dreyhundert und fünf geronnene Blutstropfen vergossen. Diesen Blutschweiß und Threnen sol eine jedwede glaubige Seele mit dem Schwam des Hertzens auffassen/ mischen/ ihr ein heilsames Bad daraus zurichten/ und sich schneeweiß waschen/ erinnert Carol Scribanius/ auch ein Jesuit.
9 Barlæus:
Traditur infami mercabilis ære creator.
10 Grot
. Heu morte dura durius mortis genus.
Chrysost.
Metus ingentium malorum crudelis Tyrannus: estque non rarò mors ipsa levior.
11 wenn diesen Haubtspruch Bellarm. Gregor. de Valent. Cornelius à Lapid. Huntleus und andere auf die Gottesgebärerin ziehen/ geschicht es gantz ungereimt/ daß sie es auch theils selbsten gestehen müssen/ massen die Hebreischen/ Chaldeischen und Griechischen Bibeln lesen אוה und nicht איה/ zu welchen auch stimmet das Nennwort mänlicher Bedeutung ףושי. Obwoln in einer sehr alten Augspurgischen Bibel gelesen wird: Ich wird setzen Veintschafft zwischen dir und dem Weyb und deinem Saumen und ihrem Saumen/ Sy wird zerknischen sein Haubt/ und du wirst heimlich tragen Neide ihrem Fußtritt.
13 Was das vor ein Lobgesang gewesen/ zeiget Paulus Burgensis, ein getauffter Jude/ daß es nemlich seynd die Dankpsalm von dem 112 bis auf den 119/welche/ nach eingenommenem Osterlamme/ der Herr mit seinen Jüngern gesungen und das grosse Alleluja genennet wird/ welches auch noch die heutigen Juden/ob sie gleich des Osterlammes mangeln/ dennoch in den Feste der ungesäuerten Brode beobachten.
14 Wenn die Sonne in Widder tritt/ so wird Tag und Nacht gleich/ üm welche Zeit die Jüden ihr Osterfest feiren müssen/ bey ihnen war er der Monat Nisan/welcher halb in unsern Martium oder Lentzen/ und halb in den April oder Ostermonat/ wie sie Carl der Grosse getäuffet/ fält/ Cornel. à Lapide.
Es sind die Chöre von dem Kunstberühmten H. Staden mit anmutigen und bewegenden Melodeyen beseelet worden/ die er künftig/ nebenst seinen andern trefflichen Werken/ an Tag geben wird/welche zwischen denen Handlungen musiciret worden.
Chor derer/ die das Osterlam essen.
Mit drey Altviolen und mit drey Altstimmen/ daß eine vor/ darnach zwey und dann drey gesungen werden.
15 ist/ was Göttliche Majestät befohlen im 2. Buch Mose am 23.
16 ist Jericho.
17 sind die Inwohner üm das tode Meer/ wo zuvor Sodoma und Gomorra gestanden/ welche nebenst zweyen andern Städten von Gott ümgekehret worden.
Balde von Sodom:
– – – rursus in ebrias
Vindicta mentes supplicium vomit,
Carbone lascivo fatiscunt,
In cinerem Sodomæa tempe.
Cerno rigentem sub statuam salis
Fumare vasto Pentapolim rogo.
Bitumen in cives Gomorrhæ
Cum piceo glomeratur imbri.
18 Von Knistern und Knastern des Schwefelregens und dem Geschrey derer ümkommenden hat sich Lots Weib ümgesehen/ und ist in eine Saltzseule verwandelt worden. Was sie gesündiget und wie es zugangen/ erörtert Cornelius à Lapide. Wunderlich ist es/was Tertullianus von dieser Saltzseule singet:
Ipsaque imago sibi formam sine corpore servans
Durat adhuc, nunquam pluviis, nec diruta ventis,
Quin etiam si quis mutilaverit advena formam,
Protinus ex sese suggestu vulnera complet,
Dicitur & vivens, alio jam corpore sexus
Munificos solito dispungere sanguine menses.
Diß Bild währt ohne Leib/ befreit von Wind und Regen/
Vnd wenn ein fremder Gast dem Weibe Schaden thut/
So macht sie von sich selbst den Schaden wieder gut/
Vnd ihrer Blumen Fluß bleibt niemal unterwegen.
Daher das Retzel entstanden:
Cadaver nec habet suum sepulchrum,
Sepulchrum nec habet suum cadaver,
Sepulchrum tamen & cadaver intus.
Mein rahte/ wo man findt den Sarg und Leich zugleich/
Die Leich ist sonder Sarg/ der Sarg ist sonder Leich.
Wir alle spiegeln uns an ihr/ nach dem Leibsprüchlein unsers Wolehrwürdigen und berühmten Predigers Herrn Cornelii Marci: Memineritis Uxoris Lot, Luc. 17, 32.
19 Der Lateiner:
– – omne lucrum
Æqua paupetas, nimis ô beatus,
Qui suum nunquam numeravitaurum
Publico tantum vigil.
20 םימת ohne Mangel/ ohne Gebrechen und Fehler/und zwar gebraten/ sich der Hitze zu erinnern/ darvon sie in den Ziegelhütten und Brennöfen wie geröstet und ausgedörret waren.
21 םירורמ לע LXX πικρίδες wilder Salat/ welcher bitter und eines unannemlichen Geschmaks ist/ zum Angedenken der gallenbittren Egyptischen Dienstbarkeit.
22 Die Sclaven musten barfuß gehen/ daher war der Schuch ein Zeichen der Freiheit. Zuvor waren die Israeliter der Egypter leibeigene Knechte/ nun aber werden sie auf freien Fuß gestellet. Alle diese Bräuche bemerkten ihre eilende/ langwirige und mühsame Reise.
23 ist/ was der Comedienschreiber saget: Prout res se nobis dant, ita fortes atq; humiles sumus. In Friede sind wir Löwen/ in Gefahr Hasen/ im Wolstande aufgeblasen/ im Vnglük furchtsam/ und so gieng es mit Petrus hier.
24 nemlich mit dreissig Silberlingen/ welches der Verrähter Lohn war.
25 Ich bins/ auf welches Wort Christi die Schaar der Kriegesknechte mit ihrem Anhange zu Boden fiele.
26 man hörets an dem Gesange/ aus was vor einem Neste der Vogel geflogen. Der Vnterscheid zwischen der Galileer und der Israeliter Mundare ist aus dem Buch der Richter am 12/ 6. abzunemen/ wann sie sagen: Sibboleth, vor Schibboleth. In unserer Teutschen Zungen ist es verständlicher/ wenn die Hochteutschen sagen/ Schlagen/ Wasser/ Fischer/ Mensch; sprechen andere: Slagen/ Water/ Fisser/ Mens. Wovon unterschiedliche Stellen im Thalmud zu finden/ die Buxtorfius bey der Wurtzel ללג in seinem Lexico Chaldæo-Rabbino-Thalmudico, Serarius in Judic. & Gerhardus in Harmonia Ev. erörtert.
27 Petrus thut hier ein schönes Bekäntniß/ denn obwol Christus ἀυτόθεος, (Selbstgott) so ist er doch nicht ἀυτόυιος, (Selbstsohn) wie die Griechischen Väter lehren.
28 Was die Jünger vor Gewehre geführet/ ist von denen Vätern noch nicht entschieden. Lyran. steht in denen Gedanken/ weil die Apostel Fischer/ so weren es solche Hakkmesser gewesen/ die sie zu ihrer Handarbeit benötiget/ welcher sie sich auch in Niessung des Osterlams gebrauchet. Vermuhtlich ist/ sie werden nicht gar scharf geführet haben/ weil es nur irgend Brodmesser oder sonsten alte rostige Pletzen gewesen.
29 Der Bach Kidron hat seinen Namen von dem schwartzen/ unsaubern/ schleimichten Wasser/ das er führet/ weil er in einem tiefen Thale floß und von den hohen Cedern überschattet ward. Zu dem gossen sich in denselben der Brunnen und Teich Siloa/ in welchem die Opferschafe gebadet worden/ wie auch das Tempelwasser/ welches durch unterirdische Gänge das Opferblut fortschwemmete/ ja allen Vnflat/ Kot/Schleim und Kehrig der Stadt führete der Regen mit sich in diesen Fluß. Daher er ןורדק von רדק benamet.
30 Malchus heist ein erkaufter leibeigner Knecht. Als die Tartern etzliche Städte des grössern Armenien unter ihre Botmessigkeit gebracht/ haben sie die Christenkinder verkauffet/ welche der Sultan in Egypten mit grossem Gelde gelöset/ in denen Türkischen Gottes- und Kriegsdiensten unterrichten lassen/ und hat sie ןיכולממ Mamluchos genennet/ das ist/ erkaufte Knechte/ dahero es kommen/ daß ins gemein alle/ die von der Christlichen Religion abgetreten/ den Türkischen oder einen andern Glauben angenommen/Mammeluken heissen.
31 Petrus/ der mehr versprochen als andere/ thut den ersten Angriff/ und weil Malchus vor andern/ üm den Herrn zu fangen/ geschäftig war/ blösset Petrus seinen Degen/ in Meinung/ dem Pfaffenknecht den Kopf zu spalten/ aber er fehlet.
32 Oder/ wie es sonsten lautet/ das Ohrläplein. Doch ist es/ nach Lucas Aussagung/ das gantze rechte Ohr gewesen.
33 Der Lateinische Poet:
– – robori quisquis suo
Spes credit altas, nec dolos animi timet,
Frustra placentis, perfidis sed viribus
Incumbit, huc respiciat, exemplum grave
Sortis caducæ, quamque sint fragili loco
Humana: primus usque sed punit suos
Error superbos. – –
34 Petrus machet sich aus des Hohenpriesters Hofe/bedekket sein Angesichte und fänget an zu weinen.
35 denn er threnete πικρῶς, bitterlich.
36 Gerson saget aus einer alten Satzung/ daß sich Petrus in eine Höle verkrochen/ damit er desto freier weinen möchte. Lyran. meldet/ daß er von dar an im Gebrauch gehabt/ von dem ersten Hanenschrey in seinem Gebet zu weinen bis an den Morgen.
37 Lyran. saget/ Pontius sey sein Vorname/ Pilatus sein Zuname/ weil er aus Burgund von Lyon bürtig/welcher Name daselbsten bräuchlich. Sabellicus bejahet/ er were von Forchheim aus Franken. Die Lyoner weisen noch einen See/ darein Pilatus Cörper geworffen worden sey/ in welchen so man ein Steinlein wirfft/ rührt er sich auf und erreget ein Blitzen/ Hageln und Donnern. Dergleichen sagen auch die Schweitzer von dem Lucernersee/ welcher Pilatussee dahero genennet wird.
38 Hiervon meldet Josephus im 18. Buch von alten Jüdischen Geschichten.
39 O eine gottlose und thörichte Blindheit! Mit einer fremden Wohnung beflekketen sie sich/ aber nicht mit ihrem eigenen Laster: Sie befürchteten/ sie möchten in einem fremden Richthause unrein werden/ nicht aber von ihrem unschuldigen vergossenen Bruderblute.Scribanius ex August: Tom. 11.
40 Ostern ist ein alt Teutsch Wort vom Vrstand: Notgerus Vrstenda: Freher. in der Auslegung des Alemannischen Glaubensbekäntniß.
41 Von Maulschellen/ κόλαφος, ein Schlag mit gebalter Faust/ ῥάπισμα mit flacher Hand. Der Jesuit Musart wil aus dem Matthæo erweisen/ daß sie sein heiliges Angesichte (hilf Gott!) mit Schuen und Pantoffeln geschlagen. Sedul. l.5.
Namque per hos colaphos caput est sanabile nostrum,
Sputa per hæc Dominum nostrum lavêre figuram,
His alapis nobis libertas maxima plausit.
Wie die Knechte mit einer Maulschelle befreiet oder wehrhafft gemachet werden.
42 Grot. Custos Latinæ pacis.
κακοποιὸς, κακοῦργος. Der Syrer: were dieser nicht ein Knecht der Vbertretungen: begehret also der Hohepriester/ daß Pilatus nicht Schiedman der Sachen/sondern Volzieher des Vrtheils seyn sol/ Leo.
43 βλαστρεφειν. Syr. wir befinden daß er unser Volk verwirret/ weil er sich einen König nennet/ und damit vermeineten sie/ er were ein Aufrührer und verbiete dem Kaiser den Zins zu geben.
44 Kirch wil Lips. herleiten vom Circus/ Cirkel/ weil die Alten ihre Kirchen in die Runde baueten. Walafrídus Strabo trifft den Handel besser/ wann er spricht:Ab ipsis autem Græcis Kyrch à κύριος & alia multa accepimus. Sicut ením domus Deí basilica i.e. Regia à Rege, sic etiam Kyriaca i.e. domínica à Domino nuncupatur: quia Domino Dominantium & Regi Regum in illa servitur. Atque ita à Domino nostrum Dom vel Thum/ nam & id Basilicæ nomen. Itinerario Hierosolymitano à P. Pithæo edito: Ibídem modò iussu Constantini Imperatoris Basilica facta est, id est, Dominicum miræ pulchritudinis. Et Domínæ díus est Patronus dominusque ædis sacræ.
45 Sabbat von תבש dies quietis, der Ruhetag/ die Alten haben ihn genennet pausam hebdomados, Restedæg/ Rasten ist quiescere, pausare, à labore respirare. Raste quies, otium, ραςώνη. Hinc Rastas Germani habuerunt, viarum interstitia, unde nisi ab interquiescendo dictas? vel Hieronymo auctore in Joëlem: Unaquæq; gens certa viarum spatia suis appellat nominibus. Nam & Latini mille passus vocant, & Galli Leucas, Persæ parasangas & Rastas universa Germania. Eandem tamen diem. Eadgarus Rex prisco more vocat Sæternesdæge i e. Saturni diem, ut hodie multis locis Satirstag. Notgerus & Otfridus propiùs ad Sabbatum, Sambatztag & Samstag/mei Misnici Sontag. Bey denen Türken ist es der Freitag/ dieweil der Mahomet aus Mecha hinweggeflogen und sich in die Stadt Jethrib begeben/ welche Flucht ein Anfang seiner erfolgten Herrschafft gewesen.
46 welches/ weil es die Jüden für eine Gotteslästerung hielten/ zerriß der Hohepriester seinen Priesterlichen Rok (χιτῶνας) unwissend weissagende/ daß das Jüdische Priesterthum werde zu Grunde gehen.
Ist mit dergleichen Violen und Stimmen/ doch Abwechslungsweise/ musicirt worden.
47 Juvenal vexirt die Egyptier wol.
O sanctas gentes, quibus hæc nascuntur in hortis
Numina!
Sie begiengen so grobe Fehler/ daß sie unvernünftige Thiere anbeteten/ wie hier Anubis, welcher einen Hundekopf hatte. Virg. l. 8. Latrator Anubis.
Luc. l.8.
Nos in templa tuam Romana accepimus Isin
Semicanesq; Deos, & sistra.
48 Sarra ist die gewaltige Handelstadt Tyrus derer Kaufleute wegen des treflichen Gewerbes Fürsten genennet werden/ von der Menge der Fische benamet/die sie Sar heissen und mit derselben Blute purpur färben.
Virgil. l.2. Georg. Sarrano dormiat Ostro.
Josephus/ der Jüdische Geschichtschreiber/ von des Königs Salomons Reuterey im 8. Buche: Die schönste und auserlelesensie junge Manschafft war mit Tyrischem Purpur (Sarrana purpura) ausgekleidet/ ihr länglichtkrauses Haar bestreuete sie täglich mit güldenem Haubtpulver/ daß die Lokken/ wenn sie in der Sonnen ritte/ einen schimmerenden Glantz von sich warfen.
49 Grotius:
Quicunque puras servatis scelere manus,
Me fugite longè, fugiat etc.
Barlæus:
Ite procul scelerum ignari, neque conscia fraudum
Pectora, nec sacram fallere docta fidem.
Forsitan & potuit dirum nocuisse cadaver,
Solaque te faciet corporis aura reum.
Der Poeterey Liebhaber können dieses garstigen Menschen schöne Verfluchung aufschlagen im 2. Buche der Wälder des Jesuiten Balde.
50 Grot. Impium cerno gregem, Ouo pejus æther me videt dempto nihil.
52 Christus patiens:
Cœli imperator, si nec ignavus vides
Humana, nec te fulmine armatum truci
Frustra timemus, terra quid metuit tua,
Quod tale monstrum portat, aut sol, quod videt?
53 er wünschet/ daß die Sündflut wiederkommen sol und alles überschwemmen/ davon der Ovidius:
Omnia pontus erant, & deerant littora ponto.
Im folgenden/ die Schwefelglut über Sodom und Gomorra/ im dritten/ daß sich die Erde aufthun und ihn lebendig verschlingen sol.
55 Kain/ der seinen Bruder Abel/ der damals der vierdte Mensch auf Erden war/ mit einem Stein/ den er ihm an die Stirn geschlagen/ ümgebracht/ Tharg. Jonathæ Uzielidis. Kain aber sol von Lamech ohngefehr/ als er in den Wäldern herümgeirret/ Statt eines wilden Thiers erschossen worden seyn/ Cornelius à Lapide.
56 Saul/ der das kalte Eisen ihm selbst durch das Hertz gejaget.
57 Absolon/ der mit seinen Haaren an der Eichen hangen blieben. Diese und folgende Einfälle sind desBarlæi:
Sæviit in patrem sceleratis Absolon ausis,
At miserè quercu triste pependit onus.
His quoque jam Nemesis miserum suspendit Iüdam
Frondibus etc.
Mercedem sceleris solvit sibi proditor amens
– – – cœlum terramque perosus
Inter utrumque perit etc.
58 Pilatus verhöret Jesum im Richthause/ damit er sich frey und ohne Hinderniß verantworten kan. Lässet die andern Klagen vorübergehen/ besprachet sich mit ihm/ ob er ein König der Jüden sey/ weil er befahrete/ es were dem Römischen Kaiser/ dessen Stell er vertrat/ zu nahe geredet: Ein König der Jüden seyn.
59 Ich finde keine Schuld (ἄιτιον) an ihm. Der Syrer: Ich finde nicht eine einige Schuld an ihm.
60 Grotius:
– – Scilicet maris accolæ
Inops inersque vulgus & Galiläidum
Grex fœminarum, spiritus facient duci
Tantos? ad istas Roma trepidabit manus.
61 Christus patiens:
Seu vera sunt hæc, liceat impune eloqui,
Seu temerè jactat falsa, quis mendacium
Capite expiavit? seu furit? pœna est furor.
62 Herodes/ nach dem er den Herrn mit seinen Hofeschrantzen zur Gnüge verspottet/ wirfft er ein weisses altverlegnes schäbichtes Kleid über ihn/ nicht minder zur Verspottung des ihm zugeschriebenen Königlichen Namens/ welche weisse Kleider bey den Persern/ Egyptiern/ und Römern (wie Casaubonus über Suetonium darthut) trugen/ als auch seine Vnschuld an Tag zu geben/ es were dieser Judenkönig mehr zu verspotten als hinzurichten.
63 Barrabas war δέσμιος ἐπίσημος, ληστὴς, μετὰ τῶν συστασιαστῶν, ein Aufrührer ein verruchter Mörder/und zwar/ daß es jederman in der gantzen Stadt gründlich wuste/ wie es in der Syrischen Sprache lautet: Barrabas heist auf Teutsch ein Sohn des Vaters/bitten also die Jüden einen Sohn ihres Vaters/ des Teufels/ loß/ welcher ein Mörder von Anfang/ dessen Kinder sind alle Todschläger/ Joh. 8.
64 Es schwieg des Herrn Christi Vnschuld/ aber nicht der Hohenpriester Vnhuld. Was sie nicht mit festen Gründen können erlangen/ das dürffen sie sich mit Gewalt unterfangen/ fallen Pilatus mit ungestümmen Geschrey an/ als hätt er wider Wissen und Gewissen ein Loch durch ihre Gesetze gemacht.
65 Selbige wird vom Nicephoro Procles benamet. Sonder Zweifel wird ihr des Herrn Jesu Vnschuld/ der Juden Vngestümme und ihres Ehherrn Gewissen im Schlaf vorkommen seyn/ mit grosser Furcht unnd Schrekken/ wenn sie ihm sagen läst/ ich habe viel erlitten (ἔπαϑον κατ᾽ ὄναρ πολλὰ) und zwar gegen den Morgen (σήμερον) welche Träume wir vor andern bemerken/ ja wol in der Stunde/ da ihr Ehherr Pilatus allerhand Mittel suchete/ Jesum loß zu lassen. Origenes hielt darvor/ sie were zum Christlichen Glauben bekehret worden.
66 Pilatus überleget hier alles gnau/ das Vrtheil auszusprechen/ hält ihn ab Christi Vnschuld/ denselben loß zu geben/ die Menge des Volkes/ der folgende Aufruhr/ sein höchster Schade/ des Volkes und des Kaisers Vngnade.
67 Grotius:
Meliusne morti dabitur? at culpa vacat.
Quin ista magna est culpa, quod fieri potest
Materia belli, sæpè valuit in crimen timor.
68 Beda und Drusius wollen/ Pilatus habe Jesum selbsten gegeisselt. Gretserus aber sagt mit unserseits Gottsgelehrten/ daß es nicht vermuhtlich. Vor der Creutzigung gieng allezeit die Geislung vorher. Solennis erat mos, imò lex: sagt Lipsius l. 2. c. 2. de Cruc. & horrendum carmen disertè canebat: Verbera intra & extra Pomœrium. Es hat aber das Ansehen/ als wenn Pilatus nur zu dem Ende Christum gegeisselt/ die Jüden zu befriedigen/ wie August. Chrysost. und andere H. Väter aus den Worten: Ich will ihn züchtigen/ darthun.
69 Es wurden die armen Sünder an eine Seule gebunden/ daß sie dieselbe gleichsam ümfiengen/ das Angesichte gegen die Seule wendeten und den Rukken den Streichen darbotten/ wie von unserm Heilande Prudent.
– – atque columnæ
Annexus tergum dedit, ut servile flagellis.
Auf diese Seule ist hernachmals eine Kirche erbauet worden/ besage des vorigen Poeten:
Perstat adhuc templum que gerit veneranda columna.
Gegeisselt seine Rieben) Christus unser Heiland ist nicht mit Ruten/ sondern mit Riemen gleich einem Knechte geschlagen worden/ φλαγελλώσας, φλαγέλλιον. Nonnus:
Ριγεδανῇ χριστοιο δέμας φοινίξεν ἡμάϑλῃ.
Welches letztere Wort eine riemerne Peitsche bedeutet Lips. l.2. de cruc. Grets. l.1. de sancta cruc. c. 9.
70 Etzliche nennen diese Dornen Rhamnum, weissen Stechdorn. Von den Dornen der Crone Christi sagetGregorius Turonensis: Ferunt, ipsas coronæ sentes quasi virides apparere, quæ tamen si videantur aruisse foliis, quotidie tamen revirescere virtute divina. Sedulius:
Spinis circundedit amplum
Nexa corona caput, quoniam spineta benignus
Omnia nostrorum susceperat ille malorum.
Besihe unserer Auferstehung 469 Vers.
71 κάλαμος, הנק, typha palustris, Wasserkolben.
72 Durch das Anspeien gaben sie zu verstehen/ daß er den Tod verbühret hatte. Clemens: Omnes exspuentes in faciem ejus expulerunt eum de civitate, dicentes: Tu eris reus mortis æternæ.
73 der Jesuit C. Musart erzehlet aus Iohan. Aquilan. unser Heiland habe in der Geislung 6666. Streiche empfangen/ und aus Lanspergio, daß er 230000. Blutströpflein vergossen/ massen die Kriegsknechte die gantze Rotte (ὅλην τὴν σπεῖραν) zusammenruffeten/ welches ein 666. allerhand unbarmhertzige verwegene Soldaten waren.
74 dieses war ein alter zerlumpter purpurfarbener Soldatenmantel/ welchen sie dem Herrn/ als einem falschen Könige/ zum Schimpf ümgaben/ Baronius.
75 ϑόρυβος, Syr. בור ein Getümmel/ ein Gezänke/ ein Geschrey/ wie es pflegt in einem Auflauf und Tumult herzugehen.
76 Pilatus/ weil er vor dem Getöß nicht mehr kunte gehöret werden/ wolte mit dem Handwaschen sein Vnschuld zu erkennen geben. Ob er es als ein Jüde oder Römer gethan/ handelt Gretser. weitläufftig. Aber:
Ah nimium faciles, qui tristia crimina cædis
Exigua tolli posse putatis aqua!
Manus lavit, sed cor suum lavare non potuit, mansit scelere pollutus, quamvis manus suas aquæ infusione lavisset, Ambr.
77 Pilatus hält seines Ehweibs Traum nicht für ein altes Weibermährlein/ sondern borget aus demselben die Vrthelsverfassung/ sagende: Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten/ ihr möget sehen/ wie ihr es einmal gegen Gott und eurem Gewissen verantwortet.
78 an das Creutz. Lignum, stipes, arbor infamis, Gabalum & Gabulum, von dem Ebr. לבג stipes in agris, inde nostrum Gabel und Galgen. Scotis Rod und Ruid/ fortassis ex nostra Rad und Rädern. Latinis Crux, inde nostrum Krükken/ scipiones seu sustentacula ægrorum. Goropius Becanus in Hieroglyphicis lib. 16. fol. 249. Von was für einem Baum das Creutz Christi gewesen/ ist zweifelhafftig. Alphonsus Ciacconius und aus ihm Lipsius streirẽ mit vielen Schlüssen vor den Eichbaum/ andere vor andere:
Ligna crucis, palma & cedrus cupressus oliva.
Aber alles ohne Grund. Das fragt sich noch/ ob es ein grüner oder dürrer Baum gewesen? Rabbini: Judæi non in vivente & virente, sed in exciso & emortuo ligno crucifigunt. Victorinus nennet das Creutz de sterili succiso robore lignum. Pilatus abgefastes Vrthel ist vor ein 60. Jahren und drüber zu Aquila einer Stadt in Toscanien in einem Marmorsteinernen Kästlein mit Ebreischen Buchstaben beschrieben gefunden worden/ darinnen alle Vmstände herrlich entworfen werden. Gedrukt zu Magdeburg bey Johan Franken/ im Jahr 1584.
Dieser ist wieder mit drey Altviolen und drey Altstimmen in einem Wiederhall abgesungen worden.
79 das ist/ bistu gleich Moses. Von Moses Tode sind unterschiedliche Meinungen; die beste schelnet zu seyn/ daß er mit Christo aufferstanden/ bey der Verklärung aber auf dem Berge Thabor nur in einer angenommenen Menschlichen Gestalt wie die Engel erschienen. Lyran Abul. und andere.
80 Die Jüdischen Weiber verstehen hier Elias/ welcher mit feurigen Ross- und Wagen gen Himmel geholet worden Beda saget/ daß aus der Geschicht der Himmelfahrt Elias der Heyden Mährlein von der Sonnen vier Pferden entsprossen/ wegen Gleichheit der Wörter ἡλίας und ἥλιος. Sedulius:
Quam vel fulminei prælucens semita cœli
Convenit Heliæ, meritò qui & nomine fulgens
Hac ope dignus erat: nam si sermonis Achivi
Una per accentum mutatur litera, SOL est.
81 Ist Johannes der Täuffer. Von dessen Kleidung und Speise vielerley Meinungen fürlauffen. Die Camelshaar legen etzliche aus von einem Schamlot. Andere alte und neue Ausleger beobachten durch dieἀκρίδες ein sonderbares Speisekraut/ das Johannes sol gegessen haben. Paulinus:
Præbebant victum facilem sylvestria mella
Pomaque, & incultis enatæ cautibus herbæ.
Aber es ist kein Zweifel/ daß ein Art der Heuschrekken verstanden werde/ wie es auch die Ebreische/ Syrische und Arabische Dolmetschung über diesen Ort erläutert/ welche Thierlein die Alten/ zumal die/ so in dem Morgenlande gewohnet/ gerne gegessen/ wieStrabo bezeuget/ und Plinius, der uns auch die Art/wie sie zugerichtet worden/ hinterlassen. Hierzu stimmen auch Clenardus, der Asien durchreiset/ und Kyrstenius beruffet sich auf seinen Sprachmeister/ einen Araber/ daß es üm den Jordan derselben gar viel geben sol.
82 Johannis des Tauffers Enthäubtung ist aus denen Evangelischen Geschichten offenbar/ das Tantzmägdlein ist zur Zeit auf dem Eise spatziret/ und da das Eiß unter ihr gebrochen/ und sie unter dem Wasser gezappelt/ kömt eine Eißscholle und stösset ihr den Kopf ab/ daß er sich auf dem Eise herümdrehet/ Niceph. Vnsers Erachtens schikte sich nicht uneben auf den Balg das schöne Epigramma, das der tugendhaffte Held Germanicus Augustus sol gemacht haben/ welches wir neben der veränderten Dolmetschung beyfügen wollen:
Astricta virgo glacie cum luderet unda,
Horrens virgineo pondere rupit aqua.
Dum corpus rapido totum trahebatur ab amne.
Abscindit tenerum lubrica testa caput.
Orba quod inventum mater cum conderet urna,
Hoc peperi flammis, cætera, dixit, aquis.
Ein zartes Jungfräulein wolt auf dem Eise spielen/
Da brach es unter ihr: den Cörper reist der Fluß
In seinen Strome fort/ daß er ihm folgen muß.
Das Haubt ward durch das Eiß/ eh Händ und Füsse fielen/
Geschnitten von dem Leib und also nicht verloren;
Die Mutter hat das Haubt in einen Krug gethan/
Vnd Asche draus gemacht/ gefangen also an:
Das Haubt hab ich der Glut/ den Leib der Flut geboren.
83 Nemlich nach der in viertzig Jahren erbärmlichen Einäscherung. Es sind auch noch die Juden ein Spot und Scheusal aller Welt der Heyden und Christen. Der Juvenal. sat. 3. zeucht sie statlich auf:
Nunc sacri fontis nemus & delubra locantur
Judæis: quorum cophinus fœnumque supellex.
Prudentius:
– – – extirpata per omnes
Terrarum pelagique plagas tua membra feruntur;
Exiliis vagus huc illuc fluit antibus errat
Judæus, postquam patria de sede revulsus
Supplicium pro cæde luit Christique negati
Sanguine respersus commissa piacula solvit,
Ex quo priscorum defluxit virtus avorum.
85 Adrichomius in Entwerfung der Stadt Jerusalem zehlet 1321. betrübter Tritte und Schritte von dem Richthause Pilati an bis zur Schädelstätte/ zu welcher der HERR das Qwerholtz des Creutzes tragen müssen. Der gelehrte Leser durchsehe Lipsium de cruce l. 2. c. 5. & 6. Grets. de sancta cruce l.1. c.15. Dilherri crucifixionem Iesu Christi.
86 Als die Kriegsknechte sahen/ daß der Herr gantz und gar von Kräfften kommen durch das Nachtwachen/ Geisselen/ Dörnenkrönen und Herümschleppen/denken sie/ er möchte ihnen unter den Händen sterben/ darüm nemen sie ihm vor dem Thore die Creutzlast abe und legen sie auf Simon von Cyrene/einen heimlichen Jünger Christi/ der etwan von seinem Meierhofe nach der Stadt gehen wollen. Theophyl. saget/ er were noch beym Leben gewesen/ da die Evangelische Geschicht beschrieben worden/ dannenhero er alles gewiß erzehlen können/ was bey derselben vorgangen. Cajetanus und die Mahler stellen die Ausführung Christi vor/ als wenn der Herr den fördern und Simon von Cyrene den hintern Theil des Creutzes getragen/ welches auf schlechten Gründen beruhet. Wiewoln wir nicht gesonnen/ einigen Menschen/ weder in Glaubens- noch andern Streitfragen/zu beleidigen/ sondern vielmehr/ aus Begierd besserer Vnterrichtung/ eines und das ander aufgesetzet.
87 Grotius:
Non illum amata ruris angusti quies
Defendit: urbis vitia fugientem premunt
Urbis furores.
88 Von abgethanenen vielfältigen armen Sündern lag dieser Bühel voller Todengerippe und Hirnschalen/auf welchem auch der erste Mensch Adam begraben ligen sol. Tertull. carm. l. 2.
Golgotha locus est capitis Calvaria quondam
Lingua paterna prior illum sic nomine dixit;
Hic medium terræ est, hic est victoria signum.
Os magnum hic veteres nostri docuêre repertum.
Hic hominem primum suscepimus esse sepultum.
Hic patitur Christus, pia sanguine terra madescit,
Pulvis Adæ ut possit veteris cum sanguine Christi
Commixtus, stillantis aquæ virtute levari.
89 Der Herr/ durch den alles stehet/ was nicht fält/wird niedergeworffen/ seine allerheiligsten Hände werden ausgespannet und unbarmhertzig gedehnet. Der alten Gotischen Evangelien übersetzung hat es gegeben Vsraemen/ wie die Tuchbreiter pflegen die Tuche an die Raemen auszuspannen und zu rekken. Lipsius in Notis ad cap. X.l. 2.
90 Matth. ὄξος, Marc. ὄινος ἐσμυρνισμένος. Lyran. vermeinet/ es hätten etzliche guthertzige Weiberlein dem Herrn einen herrlichen Labetrunk von köstlichem Weine gegeben/ welchen die Kriegsknecht ausgesoffen und an dessen Statt Essig mit Gallen vermischet dem Herrn dargereichet/ welches wir an seinem Ort lassen. ὄινος ἐσμυρνισμένος ward warm gemacht und in dergleichen Geschirr/ welche entweder aus Porcellanen/ Achaten oder Onikeln gemacht/ gegossen/ darinnen er einen lieblichen Geruch und Geschmak angenommen. Daß dergleichen auf der Schädelstätte vorgangen/ wil Baronius, welchen doch Casaubonus widerleget. Myrrhenwein wird er genennet/ nicht weil er aus einem Myrrhenen Geschirr getrunken/ sondern weil Myrrhen darein geworffen worden wie wir sagen/Roßmarienwein/ Melissenwein/ Wacholderwein/ udg. weil diese Kräuter darein gethan werden. Weil aber der Herr damal ein Spot der Leute und Verachtung des Volkes war/ haben ihm die unbarmhertzigen Kriegsknechte/ aus Hohn und Spot/ statt des Weines/Essig oder Lauer/ mit bittern Myrrhen/ Gallen oder Wermut vermischet/ dargeboten/ nach der Weissagung des 69. Ps. v. 22. Grets. de vino Myrrhato, Gerhard, in Harmon. Evangel.
91 die das Leben verbühret/ wurden auf der Wahl statt/ doch so viel Zucht zugelassen/ entblösset. Lips. l.2.c.7. Gerh. Harm. Evang. Grets. l.1. de sanct. cruc. c.22.
92 Der Pfal ist schon in der Erden befestiget gewesen/auf das Qwerholtz ist unser Seligmacher gebunden und mit demselben hernach aufgezogen worden. Lip sius in Notis ad l. 3. c. 8. Dilherrus in Iesu Christ. crucifix.
93 Vielbelobter Lipsius: Videri, quorundam judicio, necessarios fuisse funes in omni crucifixione. Nam volunt, manus ligatas, ne se subducerent ad ictum aut commoverent, tum etiam ut firmiùs & cum adminiculo penderent. Deinde & alterum funem ad pectus corpus ambiisse sub ipsas alas, eoque sublevatum hominem & attractum in summam crucem. Diese Stränge/ darmit die armen Sünder gebunden worden/daß sie nicht zukketen und besser aufgezogen werden kunten/ hat man ihnen/ wenn sie aufgerichtet gewesen/ wieder abgenommen. Eusebius: Funibus adligabantur, sine quibus non fiebat crucifixio.
94 Das Sedile oder Sitzholtz/ darauf unser Heiland gleichsam schmertzlich geritten/ beweiset unser Dilherr aus dem Justino, Irenæo, Tertulliano, Seneca, Scaligero, Főrstero und andern/ und ob es wol Gretser läugnen wil/ scheinet er doch es mit Lipsio zu halten/ weil er auch bejahet, daß in Japonien diß Sitzholtz noch gebräuchlichen: Stipiti sagt er/ infigunt aliud lignum, cui cruciarius insidet & veluti inequitat. Vnd war dieses gekrümte Sitzholtz nohtwendig/damit die Spannadern/ weil sie manchmal viel Tage hiengen/ nicht zerrissen und die Cörper herabfielen.
95 nemlich mit stumpfen Nägeln. In der Zahl der Nägel hat man sich noch nicht vertragen. Der Griechen ihre Crucifixbilder/ sagt Lipsius, sind mit ungeschrenkten Füssen/ wie ich dergleichen selber zu Venedig in ihrer Kirche verfertiget gesehen. Dergleichen Crucifix ist auch allhier zu Nürnberg bey S. Sebald über der Kirchthür gegen Abend zu sehen. So wird auch zu Trier der Nagel mit Andacht aufgehoben/ welcher den rechten Fuß Christi durchlöchert. Das Suppedaneum oder Fußbrete behaubtet Gregorius Turonensis und ist auch uns dergleichen Creutz in einem alten Pergamentbuche gewiesen worden/ von welchem doch Lipsius und andere wenig halten.Nimis accurata, sagt er/ ea fabrica, imò delicata. Vnd damit die Hände/ ob sie wol zeh und voller Geäder/ nicht ausrissen/ so haben sie die armen Sünder nicht allezeit in der holen Hand angenagelt/ sondern ie zuzeiten (circa carpum) wo sich der Arm anfänget.
96 Das erste Scheidewort Christi: Vater vergib ihnen/denn sie wissen nicht/ was sie thun.
97 nach der Weissagung des 22. Psalms. Die Kleidung der armen Sünder fiel denen Volziehern des Vrtheils anheim. Den ungeneheten Rok sol die Jungfrau Maria mit eigenen Händen aus Wolle gesponnen und gewirket haben/ welchen der Herr Christus in seiner Kindheit angeleget/ der auch wie der Herr gewachsen/ Casaub. exerc. 16. annal. c.84. Tunica Christi eo artificio contexta, quo hodie ex filis lanæ prælongis binis acubus fieri solent chirothecæ, tibialia, indusia nocturna.
Von diesem sagen die Henkersknechte:
Οὔιπα μὴ χίζο μεν ἀλήϑεα τόνδε χιτῶνα
Θέσκελον άμφιέποντα τύπον ξένον.
Dea Rok den wir geerbet/
In Weinbeerblut gefärbet/
Zum Wunderwerk bescheiden/
Den last uns nicht zerschneiden.
Nach der Meinung des alten Griechischen PoetenNonni.
98 So nennet Lips. ein Art der Creutze/ Latinis Furca, Belgis Vorca, vide ibi l. 3. c. 5. cum Notis.
99 Daß die Schächer ebensowol angenagelt gewesen/ist beweißlichen aus dem σταυροῦνται und Nonno:
Κέντροις ἀντιτόποισιν ἐπι σταυροῖο δεθέντες.
Auch der Geschicht Helenens/ Constantins des Grossen Mutter welche unter denen dreyen Creutzen keinen Vnterscheid finden können/ an welchem der Herr Christus gehangen/ welches/ wenn die Mörder weren nur angeschnürt gewesen/ leicht geschehen können. Des frommen Mörders Creutz wird noch in der Insel Cypern gezeiget. Alcimus Avitus:
Ille tamen nexus membris nec corde ligato
Etsi confixas clavis extendere palmas
Non potuit, liber mentem cum voce tetendit.
100 nemlich ἀιτία, die Vrsache des Todes. Ob die Mörder Vberschrifft auf ihren Creutzen gehabt/ ist zweifelhafftig/ wir sind dem Lateinischen Poeten nachgangen:
– – signat illos cædium
Numerosus index. – –
101 Der Christl. Poet:
Qui sese medium dedit inter nosque patremque,
Ille inter sontes medius, sed liber ab omni
Crimine cœlum inter medius terramque pependit.
102 Cyprian von den Bergen Sion und Sina: Pilatus hat aus sonderlichem Antrieb eine Tafel genommen/die Ursach des Todes in dreyen Sprachen darauf geschrieben/ und oben auf das Creutzholtz mit drey Nägeln angehefftet/ Inhalts: Der Jüden König. Lips. Ex cujus verbis vides etiam tabulam non super lignum, (ut multi repræsentant & pingunt) sed in ipso supremo ligno clavis fixam.
Gretserus wil mit Velsero darthun/ als were die Tafel aus Holtze unn die Buchstaben unförmlich auf der Eil darein geschnitten gewesen. Nun wissen wir nicht/ ob dieses den Stich halten möchte/ weil γράφειν nicht heist schneiden/ sondern schreiben/ zu dem were es mühsamer und später zugangen/ als wenn es aufs Papyr gebracht worden. Scrìpturam fuisse, non cælaturam in titulo Dominico, testantur Evangelistæ: ἔγραψε δὲ τίτλον ὁ Πιλᾶτος, ὁ γέγραφα γέγραφα. Producatur vel unus locus, ubi γράφειν positum sit ἀντὶ οὖ γλύφειν. Vide incomparabilem Heroëm seu mavis vivam bibliothecam Salmasium in præfat. libellí de Usuris.
103 Prudent. in Apoth.
Pilatus jubet ignorans, tu scriba tripictis
Digere versiculis, quæ sit suffixa potestas,
Fronte crucis titulus sit triplex triplice lingua.
Agnoscat Judæa legens & Græcia norit,
Et venerata DEUM percenseataurea Roma.
Quicquid in ære cavoreboans tuba curva remugit,
Quicquid ín arcano vomit ingens spiritus haustu,
Quicquid casta chelys, quicquid testudo resultat,
Christum concelebret, Christũ sonet, omnia Christum
Sedulius:
Scribitur & titulus: HIC EST REX IUDÆORUM.
Quod nihil à Deitate vacet, nam cœlitus actum;
Hoc Hebræa refert, hoc Græca Latinaque lingua,
Hoc docet una fides, unum ter dicere Regem.
Drey Sprachen wurden zum Titel gebrauchet/ damit es nicht allein die Römer/ Griechen und Jüden verstunden/ sondern es ist auch die Schrifft mit den drey Sprachen/ als mit dreyen Zeugen bekräftiget worden/weilen in zweyer oder dreyer Zeugen Munde die gantze Warheit bestehet/ August.
104 אידוהיד אכלמ אירצנ עושי אנה
οὖτός ἐστιν Ιησοῦς ὁ Ναζαραῖος ὁ Βασιλεὺς τῶν Ιουδαίων.
Hic est Iesus Nazarenus Rex Judæorum.
105 nemlich ihr Hohepriester; die ihr begehrtet/ daß Pilatus den Titel ändern möchte.
106 Grotius:
Non una facies, dissonæ voces strepunt,
Tristes acerbos lacrymæ risus movent
Risusque lacrymas.
107 Es war Maria ein Weib/ ein Jungfer und eine Mutter/ welche drey Namen viel helfen zum Hertzleid. Die Weiber bekümmert leicht etwas/ die Jungfern noch mehr/ die Mütter am allermeisten: welche Jungfer/ welch Weib war zärter als diese? mit dem Erbarmen geboren/ erzogen und aufgewachsen/ welche Mutter war ihrem Sohn näher als diese? Musart.
108 Gregor. Nezianz. oder wer der Dichter des Trauerspiels ist:
Per hos tuos sacros pedes, quos osculor
Materno amore, te nunc misereat mei.
109 so nennet sie unser Seligmacher selber.
Bapt. Mant.
Talibus admonuit matrem sine nomine matris,
Ne materna pium cruciaret viscera nomen.
Oder sie vielmehr des ersten Evangeliens zu errinnern/ er/ der Weibessame/ zertrete jetzund den höllischen Schlangenkopf/ und diß were der letzte Versenstich. Ist das ander Wort Christi/ welche Ordnung/wie sie aus denen vier Evangelisten zusammengetragen/ wir in Acht nemen.
110 Es hat jederzeit die gläubige Kirche davorgehalten/ daß der rechte Schächer selig worden. Welches doch Adrian. Junius ümkehret:
Dexter latro convitiis
Dirisque Christum lancinat.
Pacem sinister expetit
Atque invenit facillimè.
Palmis decussatis Jäcob
Hæredii sic jus dedit
E liberis lævo.
Es ist nicht so gar ungläublich/ daß der gläubige Schächer/ welcher nechst dem Herrn gehangen/ mit dem Wasser/ welches aus des Herrn eröfneten Seiten geqwollen/ als mit einem geheiligten Taufwasser/ angesprenget worden/ August. l.1. de anima.
111 Dieser Schächer ist vielleicht aus der Vberschrifft bewogen worden/ biß schöne Bekäntniß von Christo zu thun. Augustin fraget schön: Mein Schächer/ sage mir/ wo ist der Königliche Stul von Saphir? Wo sind die Cherubin und himlischen Heerscharen? wo ist die Krone/ der Zepter und der Purpurrok/ daß du ihn einen König nennest? sihestu dann eine andere als eine Dornenkrone; einen andern Zepter als Nägel; einen andern Purpur als Blut; einen andern Thron als das Creutz; andere Trabanten als Henkersbuben; was ist dann Königliches da?
112 ist das dritte Wort Christi/ des anbrechenden Tages Beschreibung ist aus dem 19. Psalm.
113 Es ist die Finsterniß eine übernatürliche/ unerhörte Verdunkelung zur Zeit des Leidens Christi. Erstlich/ weil sie im vollen Mond geschehen/ da sich die andern Sonnenfinsternisse im neuen Liechte ereignen/ wann der Mond in der Sonnenstraß gerade für die Sonne tritt und dieselbe hindert/ daß sie ihre Stralen nicht über den Erdkreiß werfen kan. Vors andere/weil sie über den gantzen Erdboden gieng/ wie wir drunten andeuten wollen. Vors dritte/ weil der Mond viel kleiner als die Sonne/ dahero er bald unter der Sonnen weglaufft und läst also wieder etwas von dem Schein den Einwohnern der Erden zufliessen/ welches hier nicht geschah. Ein vornemer Mathematicus zu Ingolstadt gehet dahin/ dieweiln viel Flekken in der Sonnen/ deren etzliche so groß als andere Sternen/hätten sie sich zusammengesetzet/ gehäuffet und vor das Sonnenliecht geleget. Aber davon mögen die Sternseher Rechenschafft geben. Maximus Taurinensis redet auserlesen schön: Es hat sich der Sonnen schönes Liecht den Jüden entzogen nicht allein darüm/ auf daß sie blind solten werden an Augen/ die blind vom Gemühte waren: sondern auch deßwegen/daß unsre schläfrige und zu allem Guten fast erstorbne Natur/ durch die aufgerührte Elemente und so sehnliche Traurigkeit der Geschöpfe Gottes/ zu einem tiefen und andächtigen Verwundern oder Nachdenken möchten aufgewekket und ermuntert werden.
114 Diese Wunderfinsterniß währete von 6. bis zur 9/vom Mittag an/ da die Sonne am hellesten leuchten solte/ bis eine Stund nach der Vesper. Denn bey den Jüden der Tag ebensowol 12 Stunde hatte als die Nacht/ mit der Tageslänge waren die Tagesstunden länger und die Nachtstunden kürtzer/ im kürtzesten Tage waren die 12 Nachtstunden länger und die 12. Tagesstunden kürtzer.
115 Bey währender Finsterniß list man nicht/ daß der Herr ein einig Wort geredet. Eine Stunde nach Vesper schreiet er überlaut: ינתבזע המל ילא ילא über welche Wort alle heilige Väter viel Auslegungen gemacht/darinnen sie können zu Raht gezogen werden.
116 den Schwam haben die Kriegsknechte gebrauchet/ das Blut/ das in der Annagelung häuffig auf ihre Hände gesprützet/ abzuwaschen. Der Essig war der Soldaten Trunk/ welchen sie mit Wasser mischeten/zu Latein Posca, wie uns Lipsius gelehret lib. 5. de milit. Roman. Gaben also die Kriegsknechte dem Herrn ihren Essigtrunk vielleicht ungemischet ohne Wasser.
117 Etzliche verstehen dardurch den Isop/ welcher im Jüdischen Lande sehr hoch gewachsen/ daß man seine Zweige Statt einer Ruten oder Stangen gebrauchen können. Andere von der Rosmarin/ deren Kraut zu Sprengwedeln dienet/ die Aeste zu allerley Handlangungen. Vide Grot. in N.T.
118 Die sonsten am Creutze sturben/ richteten ihr Haubt empor; aber Christus lehnet sein Haubt an sein Sterbebetlein/ als der sich zur Ruhe schikket und nun sanfft schlaffen und ruhen wil.
119 Vm eilf/ oder auf der kleinen Vhr üm 5. nach Mittag ist zu Jerusalem der Mond über die Helffte verdunkelt worden/ und gestanden bis auf 8. Vhr/ zu welcher Zeit die Jüden das Osterlam genossen. Diese Mondfinsterniß/ weil sie natürlich/ ist von den Evangelisten nit aufgezeichnet worden.
120 Man schreibet/ daß die Felsenritzen und Klüffte noch zu sehen seyn/ und pflegen die Pilger ihre Creutz daselbsten niederzulegen/ Ludolphus.
121 Besihe unsere Auferstehung.
122 ist das grosse Erdbeben/ in welchem viel Städte übern Haufen gefallen/ wie Niceph. Plin. Tacitus. Sueton. und andere aussagen.
123 Den Fürhang hat Joseph im 6. Buch von Jüdischen Geschichten/ als der damaln alles gesehen/weitläufftig entworfen/ ob aber der eusserliche oder innere Fürhang zerrissen/ ist noch nicht erörtert. Sedulius:
Illud ovans templum, majoris culmina templi
Procubuisse videns, ritu plangentis alumni
Saucia discisso nudavit pectora velo,
Interiora sui populis arcana futuris
Jam reseranda docens, quia lex velamine Mosi
Tecta diu Christo nobis veniente patescit.
Andere Wunderwerke sind nicht zu glauben.
124 Lipsius lehret/ daß das Rade- oder Beinbrechen und das Creutzigen unterschiedene Strafen gewesen/weiln aber die Jüden Gottes Befehl für sich hatten/keinen über Nacht henken zu lassen/ so zerbrachen sie den Vbelthätern die Beine/ welches mit unsäglichen und grausamen Schmertzen zugieng/ damit/ ob sie wol einen langsamen Tod verdienet/ die grausame Qwal/ die an der Zeit abgieng/ in der Marter ersetzet würde.
125 Daß dieser Kriegsknecht Longinus geheissen/glaubt kein Verständiger/ vielweniger/ daß er blind gewesen. Wer hat es je gehöret/ daß man einen Blinden zum Wächter gesetzet? Es were denn Longinus ein Ehrenname/ wie Constantin der Kaiser saget: Die worden Longini genennet/ die 1000. Knechte/ und die Centuriones, die 100. Knechte unter sich hatten. Was es vor eine Seite gewesen/ wird dem günstigen Leser unsere Anferstehung bey dem 516 Vers lehren. Von dem Speer ist bey den Alten viel Wesens/ welcher auch alhier gewiesen werden sol.
126 Joseph der wagts/ er scheuet weder Gefahr noch Schaden. Denkestu dann nicht/ daß dir Pilatus möchte deine Güter einziehen/ der grosse Raht möchte dich deiner Ehren entsetzen und der gemeine Pöbel dir nach dem Leben stehen. Was Gregorius Turonensis sagt/ daß er nemlich deß wegen von dem Hohenpriester in das Gefängniß geworfen und wunderbar von einem Engel errettet worden/ ist zweifelhafftig.
127 Der in seinem Leben nichts eigenes hatte/ der wolte auch in einem fremden Grabe ruhen. Des heiligen Grabes heutige Beschaffenheit kan nicht allein in des Hochedlen/ Wolversuchten und Weltberühmten Herr Christoff Fürers Reisebuche gelesen/ sondern auch derselben Kupferdruk gesehen werden.
128 Von welchem beym Johanne zu lesen/ daß erπρῶτον, am allerersten bey Nacht zu Jesu kommen/woraus zu schliessen/ daß er hernach mehrmaln auch des Tages bey dem Herrn eingekehrt.
Dieser ist mit 1. Tenor/ 2. Bässen und drey tieffen Baßbombarden musicirt worden.
129 Die Römischen Soldaten reden als Heyden/ welche vermeineten/ die Sonne ritte gegen dem Abend ihre hitzende unnd schwitzende Pferde in die Tränke.
130 Dionysius Areopagita, ein Weltweiser von Athen/ lebete damal zu Sonnenstadt (Heliopolis) in Egypten Studirens halber/ selber/ als er die übernatürliche Sonnenfinsterniß/ nebenst dem Apollophanes, gesehen/ hat Apollophanes, mit Einwilligung Dionysii, gesaget:
εἰ τὸ θεῖον πάσχει, εἰ τῷ πάσχοτι συμπάσχει. Entweder es leidet etwas Göttliches/ oder muß etwas mit dem/ das da leidet/ ein Mitleiden haben. Die Heydnischen Geschichtschreiber haben diese Finsterniß vielleicht aus Furcht für dem Römischen Kaiser oder aus Haß gegen die Christen vertuschet.
131 Der Römische Haubtman/ nebenst seinen untergebenen Knechten/ bekehren sich zu Christo und halten demselben eine schöne Leichpredigt. Chrysost. steht in den Gedanken/ als were der Haubtman im Christlichen Glauben dermassen bestärkt worden/ daß er/ als ein stand haffter Martyrer/ sein Blut vergossen.