Zueignungs-Schrifft an Jhr Hoch Fürstl. Durchl. Poet
Die Sonne
1 gieng Berg- ab mit jhrem Flammen-Wagen/
Man sah sich Lust mit Lust/ mit Freude Freude jagen/
Das frohe Volck der Welt schnidt/ führte Garben ein/
gieng Wild und Vogeln nach/ brach Aepffel/ lase Wein/
und was der Feldlust mehr; Als nechst deß Meeres Schaume/
im fremden Norden Land/ schlug auß Rupertens
2 Baume
ein neubearünter Zweig; Ein Zweig von Helden art/
dadurch das Himmel Hauß in Freud gesetzet ward
und auch das Erdenrund. Es war im Sternenhimmel
ein neues Freuden Fest/ ein neues Festgetümmel/
der Erdbau folgte nach und stimmte lustig ein/
es musten Land und Sand/ und Wasser frölich seyn/
da sonst alls frolich ist. Der grosse Bundes-Engel
beschrieb das Engelvolck/ das Volck/ das sonder Mängel
[283]der Hoffart standhafft blieb; es funde sich im Saal
der Flügelträger Schar in ungezehlter Zahl.
Deß Ober-Feldmarschalcks Michaels Partisane/
war Lorbergrün ümlaubt; in Gabrielens Fahne
war trefflich eingewürckt mit Gold die Drachen-Schlacht/
Fürst Vriel bracht Liecht/ das auß Nacht Tagliecht macht.
Fürst Raphael stund da mit starcken Spetzereyen
die tödten Noth vnd Tod. Der Engel Reitereyen
Sich schwungen ab vnd auff; Zebaoth/ St! fieng an
Still/ es würd alles still im blauen Himmelplan:
Zebaoth.
Den Printzen dem ich Glieder Stickwerck
3 habe
bißher gewirckt im Lebendigen Grabe/
den hab ich heut gebracht auff diese Welt/
und euren Dienst auf seinen Dienst bestellt.
Jhr werdet Jhn jhr Engel auf mein Sagen
zu Meer und Land auf euren Händen tragen/
Er wird wie ihr vollführen mein Geheiß/
drüm gebet Jhm Liecht/ Sieg/ Krafft/ Lebens Speiß.
Es ist der Printz auß Ruperts Stamm geboren/
den meine Welt zum Käiser außerkoren/
Ein kluger Mann
4 von Leibsgestalt zwar klein/
doch Sinnen-groß/ sein Augenheller Schein
war Majestät/ deß Guten sanffter Schlichter
deß Bösenthuns ein Straferzürnter Richter
[284]nach meinem Wort; Printz Rupert war ein Mann/
an dem ein Fürst ein Beyspiel nemen kan.
Er hat mein Hauß zum heilgen Geist erbauet
das Heydelberg mit seiner Schul
5 noch schauet/
hat selbe Kirch recht Kaiserlich beschenckt/
in der Er ruht/ mit Lobspruch
6 eingesenckt.
Ich hab den Zweig von Rupert eingeschrieben
mit Karols
7 Nam/ als der mein Volck getrieben
zum Christenthum; Es wird der Christen Held
Wie Gustav thun/ was Christen wolgefällt.
Drüm werdet jhr/ jhr Engel auf mein Sagen
deß Ruperts Zweig auf euren Händen tragen.
Poet.
Darauf ward voller Freud das gantze Sternenhauß/
der Himmel Himmel war voll Freuden auß und auß.
Man sah der Geister Volck auß Demut-tieffer schwimmen
im leeren hin und her die güldnen Flügel krümmen/
gehorsamlich zu seyn; ein jeder willig geht
den Engel-Printzen und den Printz zu Diensten steht.
Der Himmel musicirt mit Engel-Melodeyen/
man höret durch und durch das Engelfrohe Schreyen/
[285]Gustav Karl/ Karl Gustav der grüne für und für
in jhm deß grossen Karls und auch Gustavens Zier.
Bevor so höret man in vieren Himmelseiten
vier Engel überlaut mit singen künstlich streiten/
ein jeder beut sich an mit seiner Dienstbarkeit/
man ist mit Sieg/ mit Liecht/ mit Safft/ mit Krafft bereit.
Michael.
Ich Michael geb Sieg; Es sol der Printz im kriegen/
wann es von nöthen thut/ der Feinde Heer besiegen
durch meine Hand/ die siegt/ wird siegen seine Hand/
Jhm wird zu Diensten stehn das Meerümflossne Land;
Im Kriege wird Jhm Sieg mit Vbermannen leiten/
Im Friede wird Jhm Fried mit Wolergehen gleiten.
Gabriel.
Ich waffne seine Faust zur Helden Dapfferkeit/
daß Er vollbringen soll deß Herren heilgen Streit.
Er wird mit Gottes Stärck frisch durch die Schlachten
8 dringen/
als wie ein leichtes Reh auch über Mauren springen;
Ich führe seine Hand zum strengen Streiten an/
daß sie auch Bogenstahl wie Stroh zerbrechen kan.
Vriel.
Ich Gottes Liecht will Jhn in tunckelbraunen Zeiten
mit hellem Gottes Liecht durch alles Schrecken leiten/
Sein Lebens Weg und Steg soll voller Liechter seyn/
Er wird ohn Finsternuß außgehen/ gehen ein.
Vnd wann er einsten soll durch Todesschatten ziehen/
will ich mit meinem Liecht nicht von dem Printzen fliehen.
[286] Raphael.
Er soll nach Adlers art gewinnen neue Kiel/
sich schwingen Himmel an durch neues Federspiel;
Ich Gottes Artzt ich wil Jhm Gottes Balsam bringẽ/
daß sich sein Alterthum in Jugend soll verjüngen.
Es soll sein hohes Glück in vollen Wachßthum stehn/
Sein Lassen vnd sein Thun nach Hertzenswuntschen gehn.
Poet.
Das Erdrund hörte diß/ und rief mit frohem Munde:
Willkommen Erden Gott
9 von Gott zu guter Stunde
Es muste Meer und Fisch im Meere lautbar seyn/
Es stimte Wald und Wild im Wald froh überein.
Man sahe sich die See mit Wellen-schwellen heben/
die Wunderfrohe Welt viel Freudenzeichen geben;
Die Springflut ruffte laut: Der Herbst vermehrt das Feld/
Gustav erfreut/ verneut/ ernehrt/ vermehrt die Welt.
So sang der Engel Chor auf Anbefehl deß Alten/
bey Gott und Engel ist Versprechen schon gehalten.
Michael gibt jhm Sieg/ Fürst Gabriel gibt Krafft/
Fürst Vriel gibt Liecht/ Fürst Raphael gibt Safft/
der langsam sterben läst. Zehn Tausend Engel stehen/
Zehn mal zehn Tausend Par mit jhm zu Segel gehen/
Es wachet über Jhn die gute Geister Schar/
daß jhm kein Wurm noch Sturm ein Härlein krümmen kan.
Hier/ hier ist Michael/ kein Feind darf sich mehr wagen/
der Drach und seine Wach sind biß aufs Haubt geschlagen;
[287]Diß saget Jhm O Lust
10 der gantzen Christenheit
den er hier reimend list der Engel-Drachen Streit.
Er Hochgeborner Fürst werff auf diß mein Gedichte
nach Weltberuffnem Lob sein Gnaden-Angesichte
das niemand traurig macht/
11 und dencke doch dabey/
daß was gedichtet ist/ nicht ein Gedichte sey.
Ich will sonst anderweit beloben seine Gaben/
dadurch der Himmel selbst Jhn Himmel hoch erhaben
Gott-Menschbeliebter Printz; Nechst andrer seiner Zier/
Wird auch der Verse Gunst den Sternen stralen für;
Noch besser wird es thun der Früchte-bringer Orden/
(in dem Er hoher Fürst ein hohes Mitglied worden)
mit einem Fürsten-Lob/ das von dem Himmel kömmt/
und Fürsten widerüm mit Lob in Himmel nimmt.
Jhr Hoch Fürstl. Durchl.
Gehorsamster Diener
Johann Klai/ gekrönter Poet.
Fußnoten
1 Das Absehen ist auff das Jahrtheil/ in welches Ihr Hoch Fürstl. Durchl. Geburts Tag fällt.
2 E quo domus Palatinatus (Pfaltzhauß.) Quippe ex Elisabetha suscepit Stephanum, qui duxit Annam, Filiam Comitis Veldentiæ, ex qua duas stirpes produxit: Ex Filio Friderico Spanheimensem, ex Ludovico nigro Bipontinam.
3 in der edlen Grundsprache brauchet David םקר, welches von Seiden Stickwerck oder Nadelmahlerey gesagt wird.
4 Folgends ist der Lobspruch Käiser Ruperts: Rupertus fuit Princeps ingenio acris, corpore parvus, sed magnus animo, Majestatis Imperii ac Rerumpublicarum perquam amans ac studiosus, justorum Patronus, malignorum severus ultor, & magnum Christiani Magistratus exemplum. Chron. Carion.
5 Rupertus iste fundavit ibi Academiam. Dress.
6 Obiit 1410 18. Maji. sepultus Heidelbergæ, hoc Elogio: Rupertus Dux Bavariæ, Comes Rheni Palatinus, Romanorum Rex justus, pacis & relligionis amator, dignus DEO visus, qui pro justitia pateretur, hujus sacræ Ædis & Collegii institutor, hic cum castissima Conjuge Elisabetha Norici montis Burggravia quiescit vitâ functus, Anno Christi 1410. Cuspin.
7 Carol 1. quidam derivant à Latino, Carl enim Prisca vox est, quâ robusti fortesq; viri designabantur. Scal. 2. à Rad. Ebræa ארק& לא hoc est invocator DEI.
8 Wie deß Volckes Gottes Generalissimus redet Ps. 18.
9 Hohe Potentaten werden Götter genennet/ wie unter andern Davids 82 Loblied erzwinget.
10 Wie Titus Vespasianus, deliciæ humani generis. Suet.
11 Wie Alcibiades, qui gloriatus est, Neminem ipsius causa lugubrem vestem induisse. Plutar.