[78] Abschied von Wonna
1777.
Du, o Theure meiner Seelen,
Meine auserkorne Braut,
Die nach so viel bitterm Quälen
Mir die Liebe selbst vertraut;
Die aus einer Welt von Schönen
Sich mein Herze auserkor,
Und die mir vor allen Söhnen
Dieser Erde Treue schwor –
Hier, ach! in der trauten Stunde,
Wo ich Lieb' aus deinem Aug',
Und aus deinem Honigmunde
Paradieseswonne saug';
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Wo an deiner Rosenwange
Meine heiße Wange strebt,
Und mit immer stärkerm Drange
Meine Brust an deiner bebt;
Wo dein Hauch mit leisem Fluge
Mich umsäuselt, und mein Geist
Sich bei jedem Odemzuge
In den deinigen ergeußt.
Hier, ach! in das Meer der Wonne
Fleußt ein Tropfen Bitterkeit:
Wie den Glanz der Mittagsonne
Wolkendunkel überstreut.
Dämm'rung sinkt vom Himmel nieder.
Noch, du Liebe, bin ich hier.
Zwar die Dämm'rung kommt wol wieder –
Aber ich nur nicht mit ihr.
Eh' noch mit der gold'nen Locke
Eos durch die Himmel fährt,
Stürmt die dunkle Abschiedsglocke,
Stößt in meine Brust ein Schwert.
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Und das Seelenschwert im Busen,
Muß ich deinem Aug' entfliehn,
Darf nicht mehr an deinem Busen,
Nicht an deinen Lippen glühn.
Hin, wo Oceane stürmen,
Wo sich hoch vom weißen Strand
Ueberschnei'te Berge thürmen,
Werd' ich einsam hingebannt. – –
Aber stürmten gleich der Meere
Zwanzig tausend vor mir hin;
Riss' gleich eine ganze Sphäre
Mich von dir, o Lieblinginn –
Brüllt, ihr Meere, heult, ihr Winde;
Meine Wonna liebt mich doch!
Braus't herauf, des Abgrunds Schlünde,
Meine Wonna lieb' ich doch.
Ewig bleibt die Engelreine
Meiner Seele angetraut.
Ewig bleibet Wonna meine
Auserkorne theure Braut.