[168] Der 12. (42.) Kühlpsalm

Über das geistliche Egypten, und dessen anstehende Ausführung nach Jerusalem, durch erinnerung des vor ihm so nah ligenden Egyptens und Jerusalem, nach des 18 Decembers aufbruch von Melos; in hochwichtigen Gedanken, erfahrungen, Figuren unter den hin- und hertreibungen auf dem Cretischem Meere, Africanische Küste, Sicilische Küste, bei dem Berg Etna, Maltesische Küste, bei Pantalaria, Moritino, angestimmet den 24 Dec. 1678. und 12. 13. 14. 15. 18. 19 Jenn. 1679. in siben tagen zur bezeichnis der sibenjährigen Egyptischen grossen und kleinen umtreibungen sowohl seiner als der Christenheit.


1.
Egypten, wi? Du hast mich mir entrührt!
Dein glantz wird neu, weil du so nah verspürt!
Ich seh in Joseph Jacobs Pracht!
Sein volk, wi es geehrt und schmacht!
Den Moses aus dem strom und nach der flucht sein blühen!
Zehn wunder thun! Des Pharons trutz vertränkt!
Das Israel di wüst um zehen fäll umzihen!
Sein Nachgeschlecht nach Gottes Recht beschenkt!
Mein David harfft! Sein weiser Sohn der bauet!
Verwundern wird bei aller welt geschauet.
2.
So ists! das alt empfängt ein neugewand:
Das neue wird im alten vorbekand.
Egypten gräntzt nicht nur am Nil:
So weit di welt, geht auch sein Zil.
Halt inn, Vernunfft, halt inn! Umsonst wird es vereinet!
Halt deinen witz, den Aberwitz, im zaum!
Was Sonnenhell in Uns aus Jesus sonnenscheinet,
Ist, Blindling, dir noch kaum ein schattentraum:
Pharonisirst im Anfang, Mittel, Ende!
Verstokkest dich. Aus dir ist deine Blende.
3.
Der Joseph träumt, was aus Jehovah laufft.
Neidbrüder, schlüsst: der Träumer sei verkaufft!
Weg, Tichter, weg, der herrschafft schnaubt!
Er sei ein sklav, nicht unser Haupt!
Gebt nach Egypten ihn! Erfüllt, was zuerfüllen!
Nehmt seinen Rokk! Lügt, was ihr hättet gern!
[169]
Jehovah leitet ihn um Jesus Vorbilds willen:
Es beugen sich ihm Sonne, Monde, Stern.
Sein Unschuld bleibt ein wunder aller zungen:
Durch Gott ist ihm zur Gottesehr gelungen.
4.
Was Abraham im Glauben vorgesehn,
Und Isaac sprach, wil Israeln anwehn.
Sein Joseph, den er schmertzlich klagt,
Wird als Egyptens Herr gesagt!
Er siht und siht den hauf, mit dem er abzuhohlen!
Das leid wird freud! Sein Geist ist recht erwekkt!
Nun wil er der Natur den leichnam fröhlich zohlen,
Wann er umhalst, der ihm so lang lang verstekkt.
Er eilt und eilt zum Josephs holdempfangen!
Des höchsten werk wil safft und krafft erlangen.
5.
Der Esau seufftzt, als das Egypten weint,
Um Jacobs grab und sein verlust erscheint.
Er merkt und merkt, was er verschertzt!
Vergebenst nun, das ihm es schmertzt!
Auch Josephs Brüdereilf erfüllt recht di Gesichter,
Als es voll furcht fusfällig gnade sucht!
Mein Joseph tröstet si, ist Vater, nicht ihr Richter!
Sein Elend trägt ihm tausendfache frucht.
Er offenbahrt, was ihnen einst begegnet:
Stirbt Ehrensatt, vor Gott und welt gesegnet.
6.
Egypten, wi? Ach wirstdu Jacobs müd!
Es schlimmert sich nun stets von Glid zu Glid!
Imehr Gott Israel vermehrt,
I minder wird es stets geehrt!
Was, neue Könige? Ist Joseph schon vergessen?
Wird Israel stat Sklaven nun gebraucht?
Si werden unterdrükkt, und knechten gleich besessen!
Seht, wi vor Gott ihr Angstgebete raucht!
Wi sind, Triumf! di zeiten meist verflossen,
Di Gott der Herr zur dinstbarkeit beschlossen?
[170] 7.
Ihr Heiland wird, den Gott versprach, erzeugt!
Gefährlikeit, di sich zu ihnen neigt!
Ach Pharao hat dis erkand,
Das um dis Kind er alle bannt!
Si werfen jämmerlich ins wasser junge knaben:
Doch Gottesschlus, der mus im flus bestehn.
Vom wasser kommt sein nahm! Er wird zu Hof erhaben,
Der vor dem Heer als Gottesfürst sol gehn.
Di Tochter selbst des Königs ist bewogen,
Das Moses wird (O wunder!) aufgezogen.
8.
Vom Gottesgeist ist Moses höchstbewegt:
Vil hofnung wird bei Israel erregt.
Di rettung ist schon nah am Port.
Ach leider Ach! wi? ist si fort?
Ach Moses wolte selbst zum Retter sich einstellen,
Weil ihn ja Gott zum Retter vor erwehlt!
Allein er fleucht und fleucht! der König wil ihn fällen!
Di Hofnung hat nun ihm und uns gefehlt.
Der Israel als Hauptmann solt ausführen,
Der muste selbst sich aus dem land verlihren.
9.
Ach Jammer Ach! Ist alles umgekehrt?
Man hoffte Ruh, nun wird man erst beschwert,
Ob nichts als von erlösung schallt
An idem platz, dahin man wallt?
Jehovah sprach schon längst, das seine stunde kommen!
Sein Jahr sei dar! Di zeiten gänzlich A.U.S!
I fester mans geglaubt, i minder wirds vernommen!
Egypten höhnt! Saugt schertz- und spottung draus!
Auf Israel! Wann Moses gantz verlohren,
Kommt Moses schnell, zum Moses erst erkohren.
10.
Egypten bebt vor Moses Heldenmutt:
Eiskalt umfällt bald Pharons glutt und blutt!
Er dacht, es ist der alte klang,
Der alte thon und schrekkgesang!
Ach er befihlt im Zorn zuduppeln last und zigel!
[171]
Selbst Israel erschrikkt ob solcher härt!
Recht, recht, mein Pharao! du flügelst unsre flügel!
Du bindest dir di Noth und Todesgert!
Wann zehenmahl Jehovah dich geschlagen,
So bleibestdu im Meer mit Heer und Wagen.
11.
Des Pharons fall wird Moses Lobespsalm:
Und Israels erquikkungsvoller Qualm.
Es ist ein schertz der Pharons Krig:
Gott wird gerühmt vor solchen sig.
Gepreiset. Aber wi? was höhr ich? Ich erzitter!
Murrt Israel, das es Ägypten lis?
Es rufft nach fleisch und Brod! di wasser sind zu bitter!
Itz mangelt alls! Nichts ist, wi Moses pris.
Si meinen strakks di Länder einzunehmen:
Nun sollen si zuvor sich Gott bequemen.
12.
Elendes volk! du kennst nicht Gottes Werk!
Gelassenheit ist eintzig deine stärk!
Vernunfft hat Pharaon gesterbt,
Di er vom Adam angeerbt.
Wo du dich selbsten führst, wird Gottesführung weichen:
Du bist dein Feind, der dir dein Kleinoth raubt.
Natur hat mehr nicht platz; was sichtbar, wird erbleichen:
Folg Abraham, der unvernünfftig glaubt.
GottGott ist Gott: Er frisst dich, wilstdu toben.
Nur Einfalt sigt im zehen seiner proben.
13.
Ach Brüder ach! Verlasst di eigne köpff!
Gehorchet Gott! Ihr seid ja sein geschöpff!
Folgt kindisch, folgt der Wolkenseul!
O habt an Pharons straff kein theil!
Rufft nach Egypten nicht, aus dem euch Gott geleitet!
Verzögert ihr doch selbst di Gotteshand.
Was murmeln? Welch geschrei? Gott höhrts, der euch begleitet!
Ihr selbst verlihrt das Milch- und Honigland!
Ach Brüder Ach! Wo ihr gehorsam wägert,
So hat euch rings gerechte Straff umlägert.
[172] 14.
Ihr sprechet wohl: was Gott redt, wolln wir thun:
Im HerrnHerrnHerrn sei eintzig unser ruhn.
Drum thut der Herr sich allen kund
Durch zehn Gebot aus seinem Mund.
Sein donnern, plitzen, Rauch, sein thönen, sein trompeten,
Bringt schrekknis euch und furcht vor Gottesgrimm.
O Moses rede uns! (rufft ihr) Gott möcht uns tödten:
Wir wollen gern gehorchen deiner stimm.
Zum zeugnis hat mit Bundblutt er gesprenget,
Das ihr mit Gott, nicht Menschen, eingemenget.
15.
Der Moses bringt zum Herrn den Bundsvertrag:
Bleibt auf dem Berg bewolket virtzig tag.
Wi wird vergöttert dort ein Kalb?
Bundbrüchig Volk! Unsinnig halb!
Sind deine Götter dis? dein Retter? Moses bürget!
Er söhnt und söhnt, bis Gott sich eur erbarmt,
Ihr saufft den Goldgötz ein! Drei tausend, di er würget!
Er söhnt und söhnt, bis Gott euch neu bearmt!
Selbst Moses wünscht, ehr ihr sollt sein vertilget,
Weit eher sich im Gottesbuch entlilget.
16.
Der Moses stifft gebotnes Heiligthum,
Darinnen Gott verherrlicht seinen ruhm,
Bekräfftigend vorm gantzem Kreis,
Das Israel auf seiner Reis.
Halt inn, beid Arons söhn! Eur napf brennt fremd im feuer!
Eur Räuchwerk ist aus Kaines Opfferung!
Wi? Seid ihr selbst befeurt? Ihr kauft den frevel theuer!
Eur Vater darf nicht traurn ob disen schlung.
Bring, Israel, nichts fremdes zu dem Tempel:
Folg eintzig Gott. Zu dem ist dis Exempel.
17.
Welch seufftzen? Ach! was ist nun wider schuld?
Im gantzem volk entstehet ungedult,
Es lüstert Kürbis, Fleisch und Fisch!
Nicht Gottes, nur Egyptens tisch.
[173]
Di Gottesrach wird, ach! vil eusre leger lodern!
Ja bängnis neigt gewaltsam Moses hertz!
Er seufftzt durch solche last und wil gehorsam fodern!
Was hilfts, Gott gibts. Doch wächset schmertz aus schmertz.
Es füllen nun vil tausend di lustgräber:
Doch werden, ach! von andern widerstreber.
18.
Man zanket erst um längstgeschehne ding!
Um Moses Eh, di er von Gott empfing!
Gott redt durch si, nicht Mosen blos:
Fast ider ist, wi Moses, gros.
Das volk quält Mosen arg, noch ärger di geschwister,
Das er sich ernst den höchstgeplagten nennt!
Einsprachen, Bilder, träum und was in dem Register
Wird wesenheit gleichgültig stoltz erkennt!
Naht, Stoltze, naht zum Centrum euch geschwätzig!
So werdt ihr recht mit Miriam aussätzig.
19.
Wi Israel? welch aufruhr? ich erstarr?
Es schreit, es heult: ach erdreich! ach verscharr!
Ist dis, das wir bisher erlebt?
Das wir alhir so um geschwebt?
Weint, Kinder! Ihr seid Raub. Weint, Mütter! Weint, ihr Weiber!
Di Risen sind im Land uns vil zu stark.
Ach Moses! Aron ach! was waret ihr vor Treiber?
Ihr mergelt ab uns leben, bein und Mark!
Lasst, Brüder, lasst uns nach Ägypten zihen!
Werfft auf ein haupt! Wir wollen rükkwarts flihen!
20.
O Moses ligt mit Aron auf der Erd!
Zwei widerstehn: man schätzt si Todes werth.
Ach aber! Gottes Majestät
Verwirffet alle, di geschmäht,
Und zehnmahl ihn versucht, den Tod gewünschet gestern!
Auf virtzig Jahr wird Gotteswerk verlängt.
[174]
So folgt gerechte straff auf ihr zehnfaches lästern!
Was si gewünscht, hat iden ernst bedrängt.
So fallen hin, di Wüster als di Wüsten,
Und gegen Gott zureden sich gelüsten.
21.
Halsstarrig volk! halstarriger im Zorn!
Verwegener, als es enthornt sein horn!
Leichtfertiger durch Straff und Rutt!
Si fahren hin, wi eine flutt!
Si sind selbst Gottes Volk! Gleich Mosen, Aron heilig!
Si sind, wi er! Gott hat si ausgerufft!
Was bildt sich Moses ein? Ist opffern Gott nachtheilig?
Ihr machts zuvil! Du nimmst uns Gott und lufft!
Dis sprechen si. Si grössern Moses bürde
Und eigne straff, nicht Gottesfurcht und würde.
22.
Noch mehr? Ach ja! was ists? Di Korahsrott
Schertzt Mosen selbst, beginnt mit ihm nur spott!
Wi fein im Milch und Honigplatz?
Wi herrlich nun? O grosser Schatzt!
Schön äkker, Erbe, Berg! ja herrsche noch als König!
Egypten war, da Milch und Honig flos.
Ja, ja! Ermorde uns, wo alles noch zuwenig!
Verleiter! Bau Lufftschlösser sinnenlos!
Ach narr uns mehr, wi du uns eingenommen!
Nein, nein: man merkts! Du wirst uns nicht bekommen!
23.
Verstokktes volk! beteufelt, närrischkühn!
Hat Moses dis vor gutthat zum gewin!
Ihr werdt durch euch zum höllgestib,
Nun ihr entlibet seine lib.
Durch seine vorbitt hat eur leben er behalten!
Weh euch, weh, weh! Er eifert voller grund!
Sein fluch zerberstet alls! Di Erde wil sich spalten!
Der hauffen ist verschlukkt durch ihren Mund!
Di flamm entflammt das volk mit Opfferpfannen!
Gantz Israel entfleucht und zeucht von dannen.
24.
Was neues? Ach! Ist alles Volk verrennt?
Es murrt und murrt, das Gottes Volk verbrennt!
[175]
Weh euch, weh, weh! Gott wil euch, Rest,
Verschlukken schnell mit schnellster Pest!
Lauf Aron! Aron lauf, eh alle aufgeschlungen!
Beräucher es, das es vor Gott versöhnt!
Virzehentausend sind dem leben abgedrungen:
Euch andern ist der adem noch gelehnt.
Der Aronsstab trägt mandeln ihm zum zeugnis;
Euch übrigen zur bessern demuttbeugnis.
25.
Hartnekkig Volk! wird nun dein Steinhertz wachs,
Als splittervoll des Lebensrades achs?
Gehorsam war eur Reisgewerb.
Was hadert ihr um solche herb?
Egyptens frücht und wein! und äpffel der Granaten!
Ihr selbsten habt den mangel euch gepflanzt!
Es wär eur Ausgang euch durch Gott nach wunsch gerathen,
So gehts, wann man um eigne Götzen tantzt.
Eur hertzensfels macht Mosen zweifelmüttig:
Gott strafft ihn auch, ob er ihm noch so güttig.
26.
Das volk wird neu verdrossen auf dem weg!
Es reiset nur unwillig alle steg!
Redt wider Gott und seinen knecht!
Gantz unrecht ist ihm Gottes-recht!
Es fodert Rechenschafft, warum es ausgetriben?
Sein fallen war ja Gott längst vorbewust!
Auch ewigst besser wär Egyptisch sein gebliben,
Als ekkelvoll bei loser Himmelskost!
Ihr lästern wird, mit dem si Gott gestochen,
Durch feurgen bis der Schlangen höchstgerochen.
27.
Als erst das Volk bei fremder gräntze streifft,
Geschihts, das es an Gott sich grob vergreifft,
Der Balak folgt dem Bileam:
Verlokkt das Volk, das Gott zukam.
Er ladet es zu gast zur Opffern seines Götzen:
[176]
Di Töchter sind anstat des vogelleim:
Si kleben beiden an ihr leben zuverletzen,
Abgötteret durch fremden Honigseim.
Sündhafftig volk, das noch vom Goldkalb trunken!
So hoch bestrafft und doch so strakks versunken!
28.
Jehovah zörnt! sein Eifer eifert streng!
Er wil, das man di oben ihm aufhäng!
Di obern, di das volk verreitzt,
Am wollustmeere vorgekreutzt!
Di grosse bosheit wächst, das einer ihrer Fürsten
Vor Mosen selbst mit fremder Fürstinn buhlt:
Doch fängt noch einer an nach Gottesehr zudürsten,
Dadurch di straf aus Israel gespuhlt.
Ach grosse zahl, di allzumahl bezahlet,
Was fremdes Volk so süs ihm vorgemahlet!
29.
Di Gottesrach ist mit vil Ach betraurt,
Als virtzig Jahr si Israel bemaurt.
Di virtzig Jahre sind erfüllt:
Der Gotteseifer ist gestillt.
Si sind, si sind im grab di groben übelthäter:
Kein wort ist leer. Kein Ort ist unbesätzt.
So vil sind männer nun, als vormahls waren Väter,
Das Mosen auch dis zweite volk ergetzt.
Allein er mus den Josua beruffen,
Weil nun sein gang durch unerfahrne stuffen.
30.
Mein Moses, ach! wi ist mir? Er verleuhrt
Sich weg und weg! Sein Amt wird nun betheurt!
Sein wundergrab, sein wundersarch
Ist eine rechte wunderarch.
Der Grosfürst Michael mus um den leichnam zanken,
Als Satanas verwesungsrecht verlangt:
Alleine Moses feur ist theur aus heilgen schranken,
Das noch sein Leib im grosgeheimnis prangt.
[177]
Noch Henoch würkt mit Mosen und Elien,
Bis Babel wird im grundfeur feurig glühen.
31.
Auf, Josua! Auf, auf! di sigzeit eilt!
Der stoltze flus des Jordans wird zertheilt!
Zeuch durch, zeuch durch, du starker Held!
Dein Feind erbebt! Er räumt das feld!
Jerichons Maurn entmaurn in deines umgangs siben!
Fall in mein Volk! Nur Rahab sei verschont!
Was Achan? raubestdu? drum wird dein volk vertriben.
Dein volk hat dich, wi du verdinst, belohnt.
Zeuch durch, mein Fürst! Dir kömmt zu stetes Sigen!
Es sei kein Ai, das dich müss überwigen!
32.
Recht, Gibeon! di furcht ist nicht umsunst!
Du rettest dich, erlangest endlich gunst!
Ach Königsfünff! du widerstehst,
Das du zu grabe schmählich gehst!
Getrost ist Josua, höchstfreudig, unerschrokken,
Weil Gott der Herr vor ihm mit hagel kämpfft!
Steh, Sonne! Monde, steh! verzeuch di Lichtesflokken,
Bis alles Volk durch Gottesvolk gedämpfft.
Kein Tag der mag sich disem tage gleichen:
Dis kann ein mann von seinem Gott erreichen.
33.
Auf, Josua! auf, auf! auf, eile fort!
Auf, Josua! auf, auf! auf, schlage dort!
Ein Heer wi sand am Meer beut trutz,
Der Cananiter letzter Schutz!
Triumf! es ist hin weg! Triumf! das Königdreissig!
Triumf! Gott gab, was Gott einst vorbelobt!
Verrichte, Israel, nun Gottesdinste fleissig:
Ach schau, wo sind, di gegen Gott getobt!
Nur Josua, nur Caleb sind verhanden
Zu Gottes Lob und euer Eltern schanden!
[178] 34.
Gott hat sein Volk mit Segen überhäufft,
Mit Segen, der vom Gottesbimmel treufft,
Das Josua si sämtlich fragt,
Ob etwas fehl, was zugesagt?
Si alle müssen nun, das Gott rechtfertig lernen:
Das bös und gutt, wi er geredt, vollführt.
Drauf spricht ihr Josua: ihr könnet Gott nicht fernen,
Drum fürchtet Gott, sonst hat euch Gott entzirt.
Bewahrt den Bund mit mund und that ohn stammeln,
Nun fahr ich hin, wo alle sich versammeln!
35.
Auf, Judas, auf! du wirst von Gott erwekkt,
Der dir den arm, wi Josuen, zustrekkt!
Auf, würke rein Jehovens Werk,
So hastdu rein Jehovens stärk.
Wi aber, träges Volk? was machtstu si nur zinsbar?
Dis ist ein strikk, durch Satanstükk gewürkt!
Si stossen dich bald aus, und sind dir uns gewinnsbar:
Du hast dich selbst durch schlaf zur straf umzirkt.
Vergistdu strakks des Balaks stellungsangel?
Du Nachgeschlecht! Erfahrung ist dein Mangel.
36.
Mein Israel das wird so offt verkauft,
So offtmahls es von Gott zu Götzen lauft!
Gott hat so offt es neubefreit,
So offt es seiner Bosheit reut.
Gott ist barmhertzig ihm, langmüttig, höchstgenädig,
Um Abraham, des Christbunds wahrem Erb:
Durch Christum wirds allein von seiner bosheit ledig;
Um Christum wird verkleinert ihr Verderb,
Es fällt und steigt: doch reisst der Geist zum wipffel,
Das endlich wird gegipffelt auch sein gipffel.
37.
Ein König wird vor Gottesruf gesätzt:
Es wehlt und fehlt und hat sich selb verletzt.
[179]
Gott kiset Sauln, der sich vergrif,
Der, wi das Volk, auch bald ablif.
Saul heuchelt, wi sein Volk; er folgt, wi dis, unbändig;
Gott prüft, Saul murrt: Di Buss ist ihm kein Ernst.
Gott salbt David strakks: verwirfft den Saul elendig.
So ists! so gehts, wann du Dir was auskernst!
Saul zörnt und schaumt mit morderfülltem schnauben:
Sein Reichsbaum wil imehr und mehr sich lauben.
38.
Der Gottesgeist befleust des Davids hertz:
Es klingt und singt um ihn in freud und schmertz.
Sein Harfe wird vom Saul geehrt:
Di doch durchaus der Saul zerstöhrt.
Er tödtet Bär und Löw und schleudert auf den Risen:
Ist jung und alt; Knab, Jüngling, Mann auf eins!
Er schlagt zehn mehr als Saul; Gott wird in ihm geprisen!
Hat Kron und thron und doch von allem Keins.
Saul weissagts selbst, was David sol besitzen:
Saul wil auch selbst den David unterblitzen.
39.
Wohl, David, Wohl! Wi herrlich ist dein Rokk?
Wi gläntzet nun aus Gott ein Königsschmukk?
Bezeptert dich des Zepters Gold,
Vor Gott und Menschen wahre hold?
Nun harffe Gotteslob mit Engelsüssen Psalmen!
Tantz, David, tantz in Abgrund Götz und Pfaff!
Es folgt dein Königreich mit heilgen Sigespsalmen,
Weil es erlöst vom Vicechristschem Aff!
Dein Kluger Sohn wird deinen thron erst blümen,
Das alle Welt erwachet, Gott zurühmen.
40.
Beperlte stadt, di nirgends hat ihr Bild!
Des Paradis Krystallnes Goldgefild!
Jerusalem, das offt begehrt,
Ist endlich Uns von Gott gewehrt!
Erdbürger, di ihr trägt di lasten von Egypten,
[180]
Des Pharons stoltz, und werdet stets bekränkt!
Ihr baut ein kleines noch sein hocherhabne Crypten!
Dann geht ihr aus, wann Pharao vertränkt.
Das Paradis, das Adam Uns verlohren,
Wird täglich Uns zum Canaan erbohren.

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TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 1. Drittes Buch. Der 12. (42.) Kühlpsalm. Der 12. (42.) Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B865-8