Der 3. Gesang

Di Himmellibe allem vorsätzend, mitten unter den Academischen Wollüsten Üppikeiten, Eitelheiten in Erfurt, Leiptzig, Jehne.


1.
Solte ich di Jugendzeiten
Mit Wollüsten bringen zu?
Lasset mich in Libe streiten,
Welche gibet Himmelruh:
Welche unsern Geist ergetzet,
Wann zu Jesus ich versätzet.
2.
Alle Libe diser Erden
Ist manch tausend Schmertzen vol:
Eitler Weltruhm bringt beschwerden;
Ehrsucht machet nimmer wohl.
Jesus Libe kan erquikken,
Und mit Gnadengolde blikken.
3.
Heiligheiligheilig singen
Ist im Himmel sonder zil:
Heiligheiligheilig klingen,
Ist ein stetes Engelspil:
Heiligheiligheilig loben
Ist das schönste thun dort oben.
4.
Seelge Geister seelger Seelen,
Di ihr dort bei Jesus schwebt,
Und in lichten Wolkenhöhlen
[8]
Bei dem allerlibsten lebt!
Ihr habt alles schon gefunden,
Was mich hir noch hält gebunden.
5.
Werd ich, Jesus, nicht entrükket
In der Ewikeiten Land?
Wi gläntzt alles ausgeschmükket!
Mehr als noch ein Mensch erkand!
Alle Zungen müssen fehlen
Einen Zeitblikk hir zuzehlen.
6.
Höhre ich di Seraphinen
In dem güldnem Sonnenkohr?
Seh ich lichte Cherubinen
Jesusnahmen singen vor?
Welche übersüsse Lider?
Si erfreuen meine Glider.
7.
Alle Patriarchen stimmen
Jesus Lob gantz himmlisch an:
Der Aposteln Hertz entglimmen
In des Lammes Sigesfahn.
Ider wil nur Jesus rühmen,
Und sein hohe Zir ausblümen.
8.
Libste Seele, steige ferner
Ach! zum Jesus Angesicht!
Sammle hir Genadenkörner!
Seelewig! nun säume nicht!
Reisse dich von Welt und Ketten
Um di Sonnenburg zutretten!
9.
Schaue Lebensströhme flüssen
Überhäuffig in dein Hertz!
Wollustmeere wollen güssen
In dich lauter Himmelschertz!
Flihe hin von Erd und grüfften,
Da dich Jesus Lüfft umlüfften.
[9] 10.
Thränenschlösser! Weltpalläste!
Weichet nun von meinem Geist!
Lebet wohl, ihr Erdengäste,
Welche lauter Qual umschleust!
Ihr vermöget nur von Plagen,
Ich von Himmellust zusagen.
11.
Jesus heisset meine Sonne!
Jesus ist di Lebensehr!
Jesus heisset meine Wonne!
Jesus ist di Weisheitlehr!
Jesus wil sich mein erbarmen!
Jesus fasst mich in di Armen.
12.
Hir pflegt Anmut, dort nur Leiden,
Hir Ergetzung, dort nur Pein,
Hir bestehen, dort das scheiden
Sonder einen Schlus zu sein.
Seelig, welche können wohnen,
Wo di Jesusländer thronen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 1. Erstes Buch. Der 3. Gesang. Der 3. Gesang. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B8A8-1