[310] Der 10. (40. 115.) Kühlpsalm

Als er in ansehung seiner Thronzahl und Ruffsgeheimnis zur dankbarkeit sich gantz und gar mit seel, geist, leib dem Geiste Jesu auf ewigewigewigst aufopfferte, zu Amsterdam, am 2 fünffundzwantzigstem Prophetischem October, den 21 Mai 1685.


1.
Unendlichewiges! Wi hastdu mich entzündt?
Ich bin in dich und deine tif verzükket!
Wi spilestdu mit mir, O Vatern ewigst Wort?
Du bildst nach deinem bild mich dein elendes Knechtchen.
Dein Himmel wird in deiner Menschheit offen,
In der du kommst, als Heiland, zu dem streit,
Du heissst in mir recht Treu, Warhafftig,
Weil du erfüllst so treu, was du vom Eden ab
Bis heut als Warheit angekündigt!
Lass mich dir deine Treu und Warheit widerstrahlen!
2.
Di Augen flammen recht, O sibenäugicht Lamm,
Nun du als Löw di falsche Welt vertrittest!
Du sihst mich armen an, besibenaugest mich,
Mit zeit und Ewikeit, mit deinem Königreiche!
Du gibst di kron, di Kronenkronenkrone,
Vor welche du geworden bist ein Mensch!
Du nahmest mich mit deinem nahmen,
Der unbegreiflich ist dem gantzem Stände-neun!
Ob er auf mich durch dich geschriben:
Doch bleibt er ewig wohl mein ewiges geheimnüs.
3.
Du gibst zurächen mir des Abels, Drabitzs blutt,
Weil gleich di Schlang aufs neu auf mich anfället!
Si zeucht im grimme nun aus beiden schwäntzen gifft,
Und meint mit meinem blutt dein blutt aufs neu zucentern.
Weil si so lang erwürgte beide zeugen,
So bald si nur ihr zeugnis gantz vollendt:
So meinet si mit deinem Sohne
Zuschlüssen nun den Act, den si so lang gespilt.
Doch du bist satt mit blutt besprenget,
Und wilst das Gottswort der Schlangen auch erfüllen.
[311] 4.
Du sendest A.V.S. mit mir der Heilgen gantzes heer,
Das mir zur hülf als ihrem Bruder kommet.
Dein mund legt mir in mund des gantzen Centrums schwerdt,
Das alle schwerdter wird auf ewiglich entschwerdtern!
Di eisern Rutt des Davids, Constantinens,
Wird wesentlich zu meiner hand gestellt.
Du fängest an mit blutt zuweinen,
Welchs deinem kelche ward in deinem Volk entwandt!
Du schenkest mir den gantzen Erdkreis,
Und nimmst di herrschafft ein des Nimrods und des Cäsars.
5.
So strakks ich aus der Sonn und deinemkühlmannsthum
Mit grosser stimm Ost, Nord, West, Sud versammel,
Nach deinem eignem Wort im Kühlpropheten mund:
So gehet an der streit, das grosse Sechsgerichte.
Du streitst in mir, als wahrer Fünffmonarche,
In grosser ehr, bis nimand überblib.
Dein Israel, das gantz vergessen,
Wi deine Monarchi, baut neu Jerusalem.
Ob Satanas zum letztem wittert,
So ist es nur der schlus der Knabenschafft im Kühlreich.
6.
Das fünffundzwantzig bringt der alten Schlang di Kett,
Und blüh ich recht als Jüngling tausend Jahre!
Di nun zu meiner Zeit gehalten Himmelfahrt,
Di leben nun mit dir und deinem Kühlmann leiblich.
Du warst, nicht ich, der alles überwunden!
Es ist auch dein, was ich durch dich ererb,
Mein A und Z, mein inners, eusers.
Mein Gott, mein Herr und Christ! Ich sink in deine schos,
Ich dein Geschöpff, dein theur erlöster!
Voll der barmhertzikeit aus deinem fünff der Wunden!
7.
Ich werde nun ein Mann! Das siben sibet sich!
Auch Lucifer wil Jesueln bestürmen!
Das Volk, das ich dir band durch tausend Jahr ans zil,
Dis zeucht auf Eden zu, durch list der alten Schlange.
Der Drache meint im Paradis zu hausen,
[312]
Als er zuerst am falschem Baume that!
Herr Jesu Christ, mein Gott, mein Heiland!
Di Zeiten sind dahin, di du den Zeiten gabest.
Di zahl ist voll zum Jesuele!
Trit an dein Richteramt! Eröffne Tod und hölle.
8.
Ich übergebe dir mit mir dein heilges Reich,
Di siben Stern und siben tausend Jahre,
Di Sonne mit dem Mond, und mich als deren zehn!
Nihm an di zehen Pfund, den wucher der fünff Pfunde!
Ach gehe nicht in das gericht, mein Vater,
Das ich nur dis auf diser Erd genützt!
Du weist, wi hart es dir ergangen,
Als du vor mich das fleisch so libreich nahmest an.
Der grosse fall der Fleisches-schwäche
Hat, Libster Vater, mir ni weiter zugelassen.
9.
Wi ich mich gantz und gar zum Opffer vor dir gab,
So geb ich mich nun ewig zu dem Opffer!
Weil du, als unser Christ, dem Vater gibst sein Reich,
Das vor der Zeiten grund in solcher zahl bestanden:
So übergeb ich mich mit meinem Volke;
Wi du am Kreutz dich an den Vater gabst.
Ich lege mich und meine Krone nider!
Ach stelle selber mich, in welchen stand du wilst!
Du bists, der Uns so theur erkauffet!
Duch machst Uns unserm Gott zu Königen und Pristern.
10.
Jehova Jesus Jah! Ich, dein unnützer knecht,
Sink dir zu fus, von dir aufs neu geschaffen!
Versigel Uns mit Dir zu deinem Libesspil,
Auf das dein nahm in Uns auf ewigst sei verherrlicht!
Lass ewigst mich in dem dreieingem throne
Mit Michaeln und Urieln bestehn!
Lass dankbar Uns dich unsern Gott erheben,
Entflammen voller Lib um deine grosse lib!
Auf, Brüder, Auf! Lasst Uns andreien:
Jehova Jesus Jah ist war kommt Alles Alles Alles.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 2. Achtes Buch. Der 10. (40. 115.) Kühlpsalm. Der 10. (40. 115.) Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B8C9-A