Der 12. (42. 117.) Kühlpsalm

Darinnen er di schon 11. Jahr seinetwegen taurende vile gesichter, vornemlich aber 21 Personen, Rothens, Hasevens, Schwinders, Osmantons, Höllgrafens, Beresford, Blessets, Tanneken, Magdalenen, Wentwortin, Peikin, Injuriens, Fosterinn, Gertruds, Curtis, Seers, Beadmannin, Nelsonin, Elisabeths, Esthers, Anglicanen, ernst vor Gott trug, um das Wesen der vorsagungen anhaltend; zu Amsterdam, am Pfingstdinstage, 73 Jahr nach Böhmens und 69 Jahr nach Kotters bewegung, den 12 Junius 1685.


1.
Dreieiniger! Ich schrei vor deinem thron,
Eilf Jahr ermüdt durch fremder ihr gesichte!
Ach rede selbst durch Jesum deinem Knechtchen,
Und gib mir wesentlich den Mosesstab in hand!
[317]
Es ist genug mit der Figur,
Di fremde mir als Zeugen dargestellet!
Das zehnmahl sibne Jahr vom Kotters ruf geht an,
Das recht di zehnmahl sechs des Bildes sei verflossen!
Vollführ im ernst, was mir eilf Jahr bezeugt,
Und lass mich fangen an, als Mensch, der Menschen Wunder.
2.
Wi lange hat das Löwgebrüll gedaurt?
Das Babel ist erschüttert überflüssig!
Der Masgott hat sein sechs durch alle zahlen,
Mein Gott, in deinem grimm sehrbluttig ausgespilt!
Mein Siben steht schon in der Acht,
Das mich di ell der Zeiten nicht erreichet!
Di Welt wird wider Mensch, weil ihr zerbrechlichs fleucht,
Und streng durch Tod und noth im Jesus sig geeilet!
Es floh das Mas mit ihrer Achtzahl auf,
Das der Virthire asch ins Edens fas recht kommet!
3.
Als deine stimm, mein Vater, Rothen his
Nach Vatern art, des Jünglings schwäch zutragen,
Wi schön hat er gleich deinen Ruf gebrauchet?
Als du ihm zeigst sein Werk, das du mir beigelegt,
Des Romes fall, des Henochs geist,
Di Lammgestalt von Jesus, deinem Sohne,
So ging das streiten an und seine feursgrob,
Das meine erste zärt im höchstem grimm gesichtet.
Dis hat eilf Jahr vor Babel mich geschwächt,
Und ist sein ende noch weit schlimmer als sein Anfang.
4.
Als Haseven in dem gesichte siht,
Das du mir gabst, was Rothe blos weissagte,
Das theilen A.V.S. der schiffe, länder, Städte,
Wi ward dis Zeugnis mir durch Rothens tükk zum strikk?
Obgleich sein eigner Zeuge zeugt,
Das Josua in mir würd auferzogen,
Und du mich selbst an Roth als nechsten schon erklährst!
So half dis alles nichts: dein geist mus sein gedämpffet:
Der bittre Rauch bis Freund und Feind ins aug:
Es konte nimand stehn, so lang der Vorlauf währte.
[318] 5.
Ob du vor mich zur Tanneken geredt,
Und si mich mus vor den Sophata nehmen!
Ob Schwindern wir als alle Welt vorkommen,
Weil alle Center sind recht in des Baumes kern!
Was half mir doch di Lilgenblum,
Ob si mich schon vor ihren Joseph kennet?
Si wollen aus der saat erzwingen gleich di frucht,
Ja sonder blätter, blüt und dornen ihre Rose!
Dann ward ich recht zur ärgernis verkaufft,
Bis ich vil tausendfach als Joseph mehr beschämet.
6.
Ob du von mir als neuen Adam sprachst
Zur Magdalen, als du ihr mich verheischen:
Doch ward kein Mensch vom Adam ab gefunden,
Dem grössre last zu fil, als mir im end entsprung.
I höher du mich hast gesätzt:
Imehr hat mich geritzet dis Verfallen.
Ich hatt im euserm nichts, als mir das inner wich:
Ein König ohne Volk im mitten seiner Feinde,
Ein Haupt ohn leib, ein Vater ohne Kind,
Und eine ärgernis, ein allgemein anstossen.
7.
Wi du mich rifst durch der Wentwortin mund,
Als deinen Knecht, Propheten, Printzen, König,
Und mich vorzogst dem Moses und Elias,
So ging recht an der Kampff, den Satans Rotte hegt.
Dis zeugnis lif gewaltsam hoch!
Hoch di Gefahr von aussen und von innen!
Ich muste flihen auch durch zweiundvirtzig Mond,
So lang dein Wort entris den tau und regen geistlich.
Als Sion selbst des Landes stand vorbildt,
Verfil si euserlich, wi Carl durch seinen Yorker!
8.
Als Osmanton durch deinen geist geregt,
Nur mich auf dich von allen Centern ruffte,
Zum Pabstes fall, zum Türk und Babels ende;
Als Mosen, Josuam, als David, Salomon,
Als Samson, Gideon, Barak;
Als alle di Propheten selbst in eines:
[319]
Um grössre Werk zuthun nach Christus eignem Wort,
Als er im fleisch gethan, weil er zum Vater eilte;
Wi stünde nicht ein ider höchstverwirrt,
Weil in dem euserem so wenig noch zuschauen?
9.
Sobald mich Peik gantz unbekand ersah,
Wi ward si nicht zum zeugnis angetriben?
Si höhrte gleich, das ich gesegnet, sprechen,
Und das di hochzeit nun des lammes kommen sei.
Was sahe si hernach vor glantz,
Als si mich sah zu den zehn stämmen reisen?
Als Salomon mich küsst und seine Weisheit gab?
Als alle Lande sich zum dinen unterwarffen?
Wi aber ward dis alles mir zum fall?
Drum warnt Christ den Johann, er solte sich nicht ärgern.
10.
Wi zeigest du mich der Injurien?
Si sah um mich di Heiligen zusammen,
Und was nur ist des grossen Centrums eigen.
Mein Engel stund vor Gott, und sahe alles durch
In aller Center eigenschafft.
Was Peik gesehn, war meistentheils befestigt,
Das ja nichts Miriam von ihrem Bruder fehl,
Dem si so nah verwandt, im Geistewig verbunden:
Verbunden, Ach! zu ihrem eignem leid,
Als Moses feur si macht vor aller Welt aussätzig.
11.
Noch mehr. Du hast der Foster meist gezeigt:
Was di Injur in deinem lichtstrahl schaute.
Wi ging es nicht, als beide mich entzündet,
Das um gerechte Rach ich schrih vor deinem stuhl?
Si solten haben dis zur lehr,
Das si nicht gantz di feuerwurtzel regten!
Allein es war umsonst, das tausendfach Gericht
Vors gantze Königreich und ihnen ist erwachsen!
Erwachsen, Ach! dergleichen ni geschehn,
So lang der gantze Rund von dir gegründt gewesen!
12.
Was fil, mein Gott, nicht mit der Gertrud vor,
Zu derer heil ich ward von dir geordnet?
[320]
Was höllisch werk, als ich zum Lapis eilte?
Wer nannte Kaiser mich von diser gantzen Welt?
Was, Todtenköpff? Welch heilig schein?
Gerechter Gott, erfülle deinen eifer!
Ach binde Satan ernst mit allen Zäuberein!
Di mich alsdann gekandt, lass si den zorn auch kennen!
Si müssen heut zum Abgrund, nicht zur sau!
Vermillion di krafft um den betrug zurächen!
13.
Als du mich ruffst durch Sara Curtis lipp,
Wi si mich sah in ihrer noth zur hülffe,
Und Gabriel dem Burmann anbefohlen,
Zusenden gleich vor mich, das ich zurükke käm;
Als Adree Seers so vilfach zeugt,
Und freud entsprung, da ich dem Lande nahte;
Als Mary Beatman sah von mir so vilerhand,
Und kommen mich als Paul zu vilen Nationen:
So ging recht an der Zäuberer betrug,
Damit dein heiligs werk in mir würd gantz verlästert.
14.
Wi ging es mir, als Höllgraf endlich kam,
Der so vil Jahr so klahr mein Werk empfangen?
Als er nun zeugt von mir als einem König,
Dem Zepter, Kron und thron der Ost und Norden bring;
Dem alle Welt ward unterthan;
Der Pers und Türk und Indien bekehrte;
Der mehr als Salomon, ah David, Moses wär;
Dem Sonne, Mond und Stern als ihrem Adam dinten;
Und di vir Wind mit idem Element;
So ward er Bileam, Ischarioth und Jambres.
15.
Wi gros ist nicht des Beresford Gesicht?
Du zeigest mich als Sohn von deinem Sohne,
Dem du geschenkt den Jesuelschen Zepter;
Der Kaiser, Könige und Fürsten unterbringt;
Der Babel gantz und gar zerstükkt,
Und Christi Reich in aller Welt aufbauet;
Mit dem in Engelland di hauptgefahr beginn,
Weil dessen Königreich der Anfang seines Reiches.
[321]
Was ist daraus, mein Gott, mir doch erfolgt,
Ob Carl schon in dem lauff, wi der gesehn, gebliben.
16.
Wi manches hat mich im gesicht geschaut,
Das erst mich kennt, wann es mich leiblich kante?
So ging es mir in Amsterdam mit Crellin,
Als si zuerst mich sah! So gings mit Comdons Frau,
Di mich vor einen Engel nahm,
Bis si mich sah, eh si erblich, noch leiblich.
Allein es ging stets zu, wi mit dem blau Gemach,
Das zu dem Zeichen ward vor mich so lang bekleidet!
Es war hinweg, als meine stunde kam,
Weil andre stets vor mich bis noch auf heut genommen.
17.
Wi manches hat, als es erstarb, gezeugt,
Das mich zuvor im leben nicht wolt kennen!
Tong wil am end mit Kühlmann freudig werken,
Der sich nach seinem Tod in Alkmar noch darstellt!
Der Owen schid nicht ehr von dann,
Als er mir hatt gegeben noch sein zeugnis!
Der stets gewiderstrebt, ward in dem Tod mein Freund,
Und starb gleich freudigst drauf den Seinigen zum Wunder!
So gings im tod mit Neltorpf gleichfalls zu!
Noch di lebendigen erstarren mir als Todte!
18.
Wi wunderlich machts Sara Thomlinson,
Di gleich vor mich und gegen mich vil höhret?
Du sahst mich recht, wi es mir recht nun gehet,
Corneli Simon, ob dein leben schon dahin!
Di see hat mich heut rings umringt,
Doch Gotteskrafft wird legen ihre Wellen.
Obschon das feuer ris zu nichte dir mein haus,
Doch steht es herrlicher im augenblikk gebauet!
Das London gibt, was mir das London nahm,
So bald das mas erfüllt von längstgedräuten greueln.
19.
Als Nelson ward von dem unsichtbarn Volk
Nach dem Prophet, den Gott erwählt, geschikket
Gleich um di zeit, als Höllgraf erst mich hindert,
So ging si vilfach um, eh si von mir gehöhrt,
[322]
Und war ich weg zum fünfftenmahl,
Das Satan si durch meine Feinde sichtet.
I grösser zeugnis war, das du ihr mitgetheilt:
I grösser schaden folgt, als si dein Wort versäumte.
Dis grosse werk, davon di Welt bald bebt,
Ward noch vor dise zeit, ob es so nah, verzögert.
20.
Wi geht es zu mit der Elisabeth,
Di in dem geist offt in dem Centrum wandelt?
Wi drükket si di grösse deines Kreutzes,
Ob ihre Esther du mit Judica verstärkt?
Gros ist dein Werk, das da vorläufft,
Wo aus und ein vil seelge Seelen wandeln!
Gros ist mein zeugnis da, weil reichlich mir ersätzt,
Was an der Tanneken und Magdalen entfallen.
Gros ist di noth, da Satan sichtbar brüllt,
Weil da das Centrum spilt im Centrum meines Centrum.
21.
Ob du mir riffst auch Blesset zu der hülf!
Und in den platz des Höllgraffs ihn erwähltest.
Ob Salomon fünff bücher ihm dictirte,
Von der zehn stämme kunfft, von zepter, Kron und thron,
Vom Schwerd und von der eisern Rutt;
Ob alles mir di Erden engel brachten!
Doch sähet Satan gleich das Unkraut in di saat,
Das es zur höchsten Prob im ende mir gereichet.
So stund ich nakkt im kampff der achten zahl,
Bis du mir halfest selbst, als Udem gleich verbrannte.
22.
Dreieiniger! Komm selber mir zur hülf!
Was fehlt mir mehr doch an der fremden zeugnis?
Wer war der Christ in gegenwart von Blesset,
Der schwerd und zepter gibt? Der Feind nachEsthers wort.
Erfüll ihm dann, was er vorbildt!
Wer war der König Carl, der nach dem tod antwortet
Durch Blesset zu dem Brif, der ihm sein leben stund?
Gib mir, mein Jesus, gib was Satan selbst weissaget,
Das Satanas darüber gantz erstumm!
Der mich verwikkeln wil, steh ewigst gantz verwikkelt.
[323] 23.
Dreieiniger! Vollend durch Anglican
Das zeichen ernst, das vor der Eh mus gehen!
Du wilst mich selbst mit wundern neu vermählen,
Nachdem in der Figur das zeugnis ward vollendt.
Weil si mit mir im Wesen steht,
Wi Wentworts zeugt und Osmanton must sprechen,
Wi Höllgraff, Blesset lehrn, so gib, was du verhisch.
Mein Vater, der du selbst durch Jesum si belehrest,
Bereite si zu disem grossen stand,
Den ihr Gehorsam gab, als alle den vergassen.
24.
Dreieiniger! Lass Lead mit ihrem Volk
Zur Feuersprob, darinn si Gold bewähret!
Wi di Figur, so sige nun mein Wesen,
Das du so wunderlich mit nahmen vorgespilt!
Lass mich beginnen meinen Ruf,
Den alles Babel meint von mir ernst wegzurauben!
Kein einges Pünctchen sei von allem unerfüllt,
Was ein Prophet aussprach von mir in deinem Order!
So wird dein Ruf von aller Welt vermerkt,
Das aller Erdkreis ward zum Jesuelisthume.

1. Des 117. Kühlpsalmes Hauptschlus

Als er seine 21 kleine Reisen aus dem Amsterdamschen gebite, im fünfftem mahle, inner 16 Monden mit den 31 Aug und 7. Septemb. 1685. vollendet, nach 7 mahl 7 Monden 7 tagen des Fatalschlusses, und den 8 September der befehl zur 15 Reise nach Paris vorgefallen war; gesungen zu Amsterdam den 10. Sept. 1685. gleich 16 Monden nach seinem abfahren mit dem Passagierboot von Gravesand nach dem Bril.


1.
Herr Jesu Christ! Ich glaube an dein Wort,
Das du verhischst, eh du von Uns geschiden;
Ich glaub an dich und fodre deine Werke,
[324]
Di du auf Erden thatst, das ich si gleichfals thu!
Ich glaube fest und bitte mehr,
Das ich nun thu di Werke, di noch grösser!
Dein Vater werde recht in seinem Sohn geehrt,
Darzu er dich gesand, das wir durch dich ihn kanten!
Drum bitte ich von dir das allergröst,
Das du zubitten mir, eh ich war, anbefohlen.
2.
Ich libe dich, mein Heiland, unergründt,
Und wil dein wort nach deinem worte halten!
Dein Vater ward durch dich aufs neu mein Vater,
Das seine libe mich gantz unaussprechlich zeucht!
Weil ihr in mir zum Wunder kommt,
Wi solt ich nicht den Erdkreis überwinden?
Drum foder ich di macht, di du vom Vater hast,
Das ich di Heiden weid mit deiner eisern Rutte!
Drum bitte ich selbst um den Morgenstern,
Den Lucifer verlohr am Jesuelschem Morgen!
3.
Es ist geschehn, was du geordnet hast,
Du A und Z, du Anfang und du Ende!
Lass schöpffen mich auf ewig lebend Wasser
Aus deinem Wundenfünff mit nichts durch dein Verdinst!
Du überwandst und überwindst,
Was du in mir auf ewig wilst ererben!
Du bist mein Herr und Gott, und ich dein neuer Sohn,
Den du so wundertheur mit deinem blutt erlöset!
Mein Herr und Gott! Dein Knechtchen sinkt zu fus,
Und gibt dir seine Kron mit einem ewig geben.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 2. Achtes Buch. Der 12. (42. 117.) Kühlpsalm. 1. Des 117. Kühlpsalmes Hauptschlus. 1. Des 117. Kühlpsalmes Hauptschlus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B93A-2