Der 10. (25. 100.) Kühlpsalm

Als ihm Höllgrafe den stein mit seinem unsichtbahrem Bilde, das Thumim, vor 1200 Männer di Schechina überlifert hatte, und er di virdte Amsterdammsbesuchung festgesätzet zur Figurbeschlüssung; unter dem Fahrwohl voller Geheimnis Kühljubelgesungen und Kühljubelgeklungen zu London den 13 December 1683.


1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Gottdank, wir stimmen an in Gotteskrafft dis Jubel,
Voll Jubel, stärke, macht und Sig!
[218]
Der gantze kreis mus drüber starren,
Weil Gottesfinger wird in seinem werk bekand!
Was fast sechstausend Jahr begehret
Von Königen, Propheten, Märtyrern;
Von allem Volk, was Gottes Volk ausmacht;
Dis ist nunmehr durch di Figur gelauffen.
Der Adam findt durch Christum neu den Sohn,
Dehn er so lang aus Christi schos erwartet.
2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1.
Gottdank, es ist erfüllt das Hauptstükk der Propheten!
Wir wenden uns zum letztem Punct!
Lobt, Völker, Gott, der uns gesegnet,
Das wir aus Jesus schnell di Jesussaat erlangt!
Von nun an mus di frucht aussprossen
Durch zehen Glid zum Ewikeiten Reich.
Der gantze Baum gibt seine äste blos,
Der dreifach wuchs aus millionen wundern!
Di vilheit geht nun wider in ihr eins,
Zum eingem eins des allereinsten eines.
3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2.
Gottdank, das gantze kreutz kommt durch das kreutz zum kreutze,
Das von dem kreutz der Feind verfällt!
Der Ungrund wil den Abgrund schlüssen,
Der gegen Gottesschlus durch eigenheit ausdrang.
Di erste gütt der Gottesgütte
Eröffnet neu des gutten guttes gutt.
Wir gehen ein zu unsers Vatern Erb,
Durch Jesu Recht, mit tausend Majestäten!
Der Salomon mit seiner herrlikeit
War Schatten nur von disem Wesenswesen.
4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3.
Gottdank, der knab erscheint, dehn Christi Braut gebohren,
Darüber so der Drach gezörnt!
Er kommt herab von seinem Vater,
Bei welchem er ernährt zwölfhundertsechtzig Jahr.
[219]
Er kommt herab mit Jesu klarheit,
Zur ernsten Erndt der Drauben diser Erd.
Der Jesuswein, so höchlich misgebraucht,
Wird aus der Erd bis an di zäun gekeltert,
Bis gar das Thir und dessen Falschprophet
Lebendig scheidt zum erstem Drachenpfuhle.
5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4.
Gottdank, wir nahen ernst dem Henoch in dem Eden,
Aus welchem Gott den Adam stis.
Wir werden leiblich es betreten,
Davor di gantze Welt verwundernd sich entsätzt.
Mein Jesus hat mich selbst erwählet!
So gehe ich als Erstling freudigst dann,
So strakks der Nord, des Edens vorlustspil,
Sein heilig Volk, zur Ostensfreud geöffnet.
Auf, Geist, auf, auf! Auf, auf zu dem Triumff!
Genüsse recht der Sonne deiner Jubel.

Zweiter Theil,

Als er von London den 14 Dec. 1683 aufbrechend, über Boo, Colchester, Harwitsch, Bril, Maslandschleut, Delph, Leyden den 21 Dec. zum virdtenmahl Amsterdam betreten; nach vilen gefährlichen vorspilen zu wasser und Land und plötzlichem überfallen des unerhöhrten Winters mitten unter den Höllgrafereien, kühljubelgesungen

und kühljubelgeklungen zu Gröningen den 3 Jenner 1684.

6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5.
Gottdank, wir rissen fort durchs Eis und alles hindern
In krafft durch krafft der heilgen krafft,
O GottGottGott, du wesenswesen!
Wir singen dir hoch dank zu deines dankes dank!
[220]
So lang der Rund von dir geschaffen,
So lang der Mensch den Erdenkreis bewohnt:
So lang fihl nichts dergleichen imals vor,
Das di vernunfft so höchlich übersteiget.
Drum dankt dem Herrn, di Gott mit uns erschuf,
Das seiner ehr auf ewigst sei kein ende.
7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Gottdank, es ist vollendt, was alle zeit gewünschet!
Wir sind durch Gottesstärk hindurch!
So schrekklich sich di Welt anstellet,
So mus si doch zu fus, weil Gott schenkt kron und thron.
Wi wunderbahr ist A.L.L.S. gelauffen?
Wi übergros, O Gott, sind deine werk?
Wi offt war nicht mein Leben in Gefahr,
Das es dahin, wanns möglichst, wär gewesen?
Allein den du, O Gott, in Jesu wählst,
Wi mochte der durch di Natur verderben?
8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Gottdank, mein Geist entzündt in lauter Jesusflammen!
Auf, Engel, auf! Auf, Seraphin!
Di gantze Seel entbrennt im liben!
Es übermeeret mich ein heilig Jesusmeer.
Ich weist nicht mehr von mir nun selber!
Es zeucht mich an nun meines Jesu Geist!
Mein Geist erfreut im lichtem Lichteslicht
Durch Gott entflammt mit ewikeitenstrahlen!
Auf, Engel, auf mit euer lichten wonn!
Singt, Brüder, singt mit mir di Lobespsalmen!
9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Gottdank, di Hauptgefahr durch alle siben Geister
Verbleibet nun mein herrlichst Sig.
Mein Jesus hat ihn mir erworben:
Sein bitters Leiden gibt nun alles Leidens End!
Di wunder sind im wunder offen!
Wir dringen fort zur wunder wunderzil.
[221]
Es schmeltzt mein hertz, wann es an dich gedenkt,
An deine Gütt, O Schöpffer aller gütt!
Du bist, mein Gott, mein zeugenzeugenzeug!
Nichts höhers weist ich endlich vorzubringen.
10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Gottdank, di Freude reisst zum Jesus, dem Heilande!
Wir sind in uns aus uns verrükkt!
Di worte gehn weit über worte:
Ja der verstand versteht weit über den Verstand,
Wir sind in uns von libe trunken!
Gehorsam hat uns selbst aus uns verzükkt.
Wir sprachen aus, was ni kein sinn aussprach,
Weil Gottes Geist hir waristwird aussprecher.
Auf, Engel, auf mit idem Engelchor!
Auf, Heilge, auf um unsern Gott zuloben.

Dritter Theil,

Als er zum Vorspile der weissagung, sein Drenten am 3 Jenner 1684 zuerst betreten, und nun das ende aller Figuren vorsahe vor seiner Leewaarder-Blockziler-Swoller-Amsterdammer-ankunfft, Rothens und Tannekens Aufbot; voller glauben Kühljubelgesungen und Kühljubelgeklungen zu Gröningen den 4 Jenn. 1684.

11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Gottdank, wir sind bereit das wunder zuvollenden!
Jehovah hat es durchgeführt!
Der weg ist uns nun angewisen!
JehovaJesus hat ihn ewigst mir gebähnt.
Der Erstling ist genug genossen,
Genossen reich durch der vorbilder bild.
[222]
Figuren sind in A.L.L.S. entfigurirt,
Entfigurirt mehr als auf Erd geschehen!
Es ist vollbracht, was zu vollbringen stund:
Was Gott der Herr in seinem Rath verordnet.
12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
Gottdank, mein Jesus hat mir widerum ersätzt,
Was Adam mir im fall verlohr!
Di grosse zahl wird wider völlig,
Di Jesuel besas, eh Gott di Welt gegründt!
Di zeiten sind, Gottdank, verronnen!
Der Glaube hat behalten den Triumff!
Der Drache mus aus seinem Sibennest:
Er sol nicht mehr mein Gottesvolk anklagen.
Freu, Himmel, dich! Frohlokke, Meer und Welt!
Der Feind mus hin zun finstern Abgrundswellen.
13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Gottdank, unendlich dank, den meine zung anstimmt
Von gantzer Seele, Geist und hertz!
Auf, auf, ihr heilge Millionen,
Di ihr um mich geschwebt im unbegriffnem glantz!
Mein fleisch und blutt wil himmlisch quellen,
Weil ich durch euch den himmel hab auf Erd!
Mein auge siht weit über ides aug!
Mein ohr wird bald zur ersten Schöpffung eilen!
Hilf, Jesus, hilf, das ich mein hertz vollbringe!
Das ewigst sich zum Gotteslob geopffert.
14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
Gottdank, wir ruffen recht mein Abba, libster Vater,
Als noch kein kind auf Erd es rif!
Wir ruffen voll des heilgen eifers,
In dem mein Geist entflammt in zeit und ewikeit!
Mein Gott, du bleibst nur mein verlangen,
Mein Hertzenswunsch, mein Allesallesall!
Der Himmel ist ohn deine Lib nur Höll:
[223]
Di Hölle wird in deiner Lib nur Himmel.
Ich spreche aus durch aus mein gantzes hertz!
Ich suche dich aus allen meinen kräfften!
15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
Gottdank, der helle glantz umgläntzet mein gesichte!
Sein vorschmakk ist weit über uns!
Di Fröhlikeit wil mich anlachen!
Di ewigst fröhlich bleibt im ewigstlichstem schmukk!
Kein Heilger ward aus Gott betrübet!
Di wonnewonn bewonnet meinen leib!
Ein Jubel folgt zum anderm Jubel stets!
Ich sehe nichts als lauter Jubeljubel!
O GottGottGott, Jehovah Adonai!
Du schufest uns im Jesus nur zur Freude.

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TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 2. Sibendes Buch. Der 10. (25. 100.) Kühlpsalm. Der 10. (25. 100.) Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B93E-9