Der 1. (76.) Kühlpsalm

Als er den 28 August um 11 Uhr aus Islington eilend unter schrekklichen Vorfällen di Jerusalemsche Reise mit dem 1 September begunte, gesungen zu London den 31 Aug. und zu Canterbury den 2 Sept. 1681. 42 Monden nach der Constantinopolitanischen Reise.


1.
Jehovah, geh mit mir, nun deine Stunde naht!
Jehovah, komm, zertrit, der dich und mich zertrat!
Jehovah, schütze mich in meiner hauptgefahr!
Leg dein und meine Feind auf ihre eigne baar!
Las alle Welt erfahrn, das ich dein knechtchen war.
2.
Vernunfft, entweich von mir! Du findst hir keinen raum!
Der gantzen Erden scheint das Jesusreich ein traum!
Es ist höchstdunkle nacht, der Glaube ist mein licht:
Di wege sind verkehrt auch Englischem Gesicht.
Jehovah geht mit mir! Er lässt mich ewigst nicht.
3.
Geh an, du starker Held, ich habe dich gesand,
Das meine krafft erschall in dir durch alle Land!
Geh fort, was säumestu? Ich führe deine weg!
[103]
Ich leite dich allein durch meine Wundersteg!
Geh fort, ich bin bei dir! Nichts sei, das dich anreg.
4.
Las toben alle Welt! Las thun, was si wil thun!
Ich streite selbst vor dich, das du in mir sollst ruhn!
Mein Feuer geht vor dir! Mein licht ist deine stärk!
Ich rif dich, eh du warst, zu meinem grossem Werk!
Ich schikke dich nun A.V.S., das alle Welt mich merk!
5.
Jehovah, sih mein Hertz! Du widerstrahlst ihm blos!
Dein Wort verbleibt sein Wort aus deines Wortes schos.
Ich eifre deine Lib aus der dreieingen Lib,
Begehr das Jesusreich nach deinem eignem trib
Um dich aus dir nach dir! Gib es, Jehovah, gib!
6.
Ich bin, aus dem du kommst! Um den di Creatur!
Mein ewig willen ist recht deines willens schnur.
Ich war, der ich dir gab, was ich mir vorgesätzt!
Mein war, mein ist, mein wird, was aus mir nachgeätzt!
Wer dich um mich verwirfft, hat sich, nicht dich, verletzt.
7.
Jehovah geht mit mir, nun meine stunde naht:
Jehovah selbst zertritt, der ihn und mich zertrat.
Jehovah schützet mich in meiner hauptgefahr,
Legt sein und meine Feind auf ihre eigne baar:
Di gantze Welt erfährt, das ich sein knechtchen war.

Zweiter Theil,

Als er seine Jerusalemische Reise, wegen höchstgefährlicher Verkaufungen, durch umwege vornahm; mitten in seiner reise, getrost gesungen zu Genf an seinem 25 Febr. 1682. nach der höchstgefahrlichen Holländischem Wasserflutt des 26 Jenners mit so viler tausenden Menschen untergang.

1. 8.
Jehovah, zeuch mich an! Verdupple deine Macht!
Jehovah, steh mir bei, und halte selbst di Wacht.
Jehovah, eil zum kampff in unser Hauptgefahr!
Verzehre voller krafft di mir gedräute baar!
Erweise aller Welt, was doch dein knechtchen war.
[104] 2. 9.
Beflutte meinen Geist mit aller wunder flutt!
Imehr man mich verrätht, imehr erwachse mutt!
Imehr mein umgang wird, i schneller sei mein gang:
Imehr der Satan bängt, i minder werd mir bang,
Du bist mein Alls in A.L.L., das ich allein verlang.
3. 10.
Zeucht nicht mein Geist mit dir, und gibt dir volle Rust?
Ich bin nur deine krafft: du thust nicht, was du thust.
Ich spile höchst mit dir zur aller Völker Freud:
Mein Leiden drukket dich zu deiner Feinde Leid.
Du bleibst mein Wunderwerk in zeit und Ewikeit.
4. 11.
Di Länder sind beschwemmt mit meiner zeichen hauf!
Wann tausend hir zu grund, geht tausend dort darauf.
Ihr stoltzes brausen wird durch brausen niderlegt,
Ein ides Element ist zu der Rach erregt:
Ihr tolles toben hat si von der Erd gefegt.
5. 12.
Jehovah, schau mich an, wi ich steh rings umringt:
Du bist nur meine hülf, durch welche mirs gelingt.
Si dämpffen aller Orts mit wundervoller tükk:
Man stösst gewaltsam mich ins tiffste Ungelükk.
Ich gehe durch dich fort, ob ich gleich geh zurükk.
6. 13.
Was dir ein Rükkgang scheint, ist dein geschwinder Sig:
Wirf alle sorg auf mich, weil ich doch alles füg.
Des Moses flucht war recht, ob si ihm unrecht schin.
Ich führte David wohl. Drum folge du mir kühn.
Durch meine führung wird verlust zum Hauptgewin.
7. 14.
Jehovah zeucht mich an, verduppelt seines macht:
Jehovah steht mir bei, und hältet selbst di Wacht.
Jehovah eilt zum kampff in unser Hauptgefahr,
Verzehret voller krafft di mir gedräute baar,
Er weiset aller welt, was doch sein knechtchen war.

[105] Dritter Theil,

Als er sein 42 monatliches Jerusalems verhindern mit aller seiner heimlikeit vor Gott trug, zur ewigen schmach der falschen Christen, zu Amsterdam den 9 Aug. 1685. gleich 15 tage nach des Monmuthischen Jacobs enthauptung von dem Yorkischem Jacob.

15. 1.
Jehovah, Wundergott! Wann kommt di grosse stund?
Jehovah, hilf mir selbst! Stos alle Welt zu grund.
Jehovah, schau in ernst auf dises Falschgeschlecht!
Der Satan spilt dadurch! Gib ihm verdintes Recht!
Hilf deinem Knechtchen, hilf durch solches Hauptgefecht.
16. 2.
Dein Jesus wird aufs neu in seinem Sohn versucht!
Las erndten Höll und Welt di reiffe Abgrundsfrucht!
Jerusalems geheim sei nun ihr ewig dorn!
Das zweiundvirtzig werd des Sechsgerichtes zorn!
Las Adam strekken A.U.S. sein güldnes Fridrichshorn.
17. 3.
Eilt nicht der gantze Kreis zu seinem letzten End?
Drum gehts so wunderlich, weil ich zum zil ihn wend.
Si dinen alle mir mit ihrem selbst verlihrn.
Ich werde sonder si mein gastgebot ausführn,
Das si als di Figur unwissentlich auszirn.
18. 4.
Si machen selber raum in ihrem tollem grimm:
Vollenden dir mein Werk zum zeugnis meiner stimm.
Wann alle di vir Wind gebauet dir mein Haus,
So wird es plötzlich gleich mit ihnen allen aus:
Drum gehe freudigst fort! Das Jesusreich sprosst raus.
19. 5.
Jehovah, las nicht mehr den Menschen ihren will!
Si hindern eintzig nur di Jesuelsche füll.
Di dich und mich so lang in deinem ruf gehöhnt,
Stehn billichst voller schmach, nun uns dein wunder krönt!
Si haben lang genug den Adamsthron entthrönt.
20. 6.
Nun sihet das Geschöpff, ob es des Schöpffers schuld!
Drum hatt ich mit der Welt so grosse zeit gedult.
Nun sol auch das Geschöpff erlernen meine krafft,
Wann es ohn sein begehr zu meinem sturm gerafft.
Di gantze Erndt ist da der gantzen Engelschafft.
[106] 21. 7.
Jehovah bringt herbei nun seine grosse stund!
Jehovah hilfft mir selbst, stösst alle Welt zugrund!
Jehovah schaut im ernst auf dises Falschgeschlecht!
Gibt ihm und Satan gleich sein hochverdintes Recht!
Hilfft seinem Knechtchen gantz durch solches Hauptgefecht.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 2. Sechstes Buch. Der 1. (76.) Kühlpsalm. Der 1. (76.) Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B958-D