Der 6. (81.) Kühlpsalm

Als er sahe seine figurliche 12 Reisjahre in Europe, Asia, Africa sich endigen, in dem Drabicianischem G. Genff, zum wesentlich angezündetem Ulmischem Josaphats thal schon ausgerüstet, gesalomonisiret auf der Jerusalemschem Reise, nach dem Geist zwischen Basel und Ulm den 12 Jul. 1682.


1.
Aus, A.U.S. mit dir, durchA.U.S. verblendte Welt!
A.U.S., aus mit dem, das tA.U.S. end netz uns stellt!
Ihr hemmt umsunst, di ihr uns dunst verkaufft!
Fliht, falsche, fliht, das ihr dem zorn entlaufft!
Gott hat durch euch Win, Rom, Madril verblendt!
Das Vorspil ist so unerkennt vollendt!
Triumf! Hosann! Das wesen kommt gerennt.
2.
Frohlokkt mit mir, di ihr mit mir betrübt!
Mein schwartz wird nun durch allen kreis gelibt.
Kein sammet strahlt so schön in lichtblaugold,
Wi mir mein leid erwekket freud und hold.
Kein Silberstükk ist meiner schwärtze gleich;
[129]
Di Sonn entsonnt ob meines Goldes Reich:
Di Majestät der Printzen wird hir bleich.
3.
Wi Brüder, Wi? Was dinet nun eur zorn?
Mein fallen zirt! Es wächst mein horn wi korn.
Einfältiger hat noch kein Mensch gethan:
Ihr wart zuklug vor dise Wunderbahn.
Ich sah auf Gott, und folgte wi ein kind,
Sich folgen selbst war mir di gröste Sünd:
Drum bleibt dis Werk euch allen unergründt.
4.
Ich lige krank an seltner Libeslust:
Der Schöpffer wird auch dem Geschöpff bewust.
Was Salomon in höchster Weisheit singt,
Beweset gantz, weil es zum wesen dringt.
Ihr wekktet mich zur rechten unzeit auf,
Verhindertet den Vorbedeutungslauf:
Doch eilt ich fort, und pfeilt höchsthurtigst drauf.
5.
Wann mir mein Christ von seinem lentzen sprach,
So glaubt ich fest, ob um mich Nord und ach!
Wi offt ward mir mein Weinbergsaug verderbt?
Wi offt ward mir (Ach!) meine Seele durchherbt?
Welch dörnicht gang im Lilgenrosenspil?
Was grosse hitz in Edens eigner kühl?
Der Schatten traf mich an des Schatten zil.
6.
Ich suchte Gott im finsterm zeichensbild,
In der Figur, und war im folgen mild.
Zehnstädte, zeugt, was mir in euch geschehn?
Wi mancher sturm? Welch übergrimmes wehn?
Beid sibenstädt! Wi offt schlugt ihr mich wund?
Ich sank zur Erd durchA.U.S. höchst ungesund:
Mein schmertzen ward durch A.L.L.E. strassen kund.
7.
Wi liblich schmekkt der Lilgenrosenruch?
Wi herrlich gläntzt mein stechen in dem Buch?
Zehnstädte, jauchtzt, das euch mir Gott erwählt!
Beid Sibenstädt! Ihr bleibt mit mir vermählt.
[130]
Jauchtzt, Völker, jauchtzt, di ihr in ihnen wohnt!
Wir sein durch euch, ihr seid durch uns belohnt!
Hosann! Triumf! Das Wesen wird bethront.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 2. Sechstes Buch. Der 6. (81.) Kühlpsalm. Der 6. (81.) Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B961-8