54. Berg thut sich auf.

Mündlich von einem alten Gärtner aus Gramzow und einem Bauer aus Mürow.

Bei dem Dorfe Blankenburg hat ehmals auf dem Wallberge am See ein Schloß gestanden, von dem jetzt jede Spur verschwunden ist, da der Berg beackert wird. [50] Hier war einmal am Johannistag ein armer Taglöhner bei seinen Tabackspflanzen beschäftigt, und als es um Mittag kam, sagte er zu seiner Frau, sie möge heim gehen, ihm das Mittagbrot holen, er wolle indeß ein wenig schlafen, denn während der heißen Mittagsonne könne er doch nicht arbeiten. So thaten sie denn auch und die Frau ging ins Dorf; er legte sich aber hin und schlief. Nach einer kleinen Weile wacht er wieder auf, und da sieht er zu seiner großen Verwunderung eine Thür im Berge dicht neben sich, die steht weit offen. Da geht er hinein, um sich umzusehen, und wie er eintritt, kann er die Augen kaum aufthun, denn in einem großen Saale stehen gewaltige Reihen von Fässern, alle bis zum obersten Rande mit blanken Goldstücken angefüllt. So gut wirds dir nicht wieder geboten, denkt er, nimmt sich eins der kleinsten Fäßchen, die er fortbringen kann, und rollt es sich hinaus vor den Berg. Wie er hinauskommt, ist auch seine Frau mit dem Mittagbrot schon da und wartet auf ihn; da hat er ihr alles erzählt, wie es ihm gegangen, und da sie gefürchtet, man möge ihnen den Reichthum nehmen, haben sie's zuerst geheim gehalten und sind bald zuerst ins Meklenburgische und von da nach Dänen bei Stockholm verzogen, wo sie heute noch leben. Da sie aber auch andern etwas gönnten, hat der Mann von dort aus seinen Freunden geschrieben, daß ein großer Schatz im Wallberge wäre, sie sollten nur an dem an der Mittagseite des Berges stehenden Haselstrauch graben, denn da wäre er hineingegangen. Das haben sie auch gethan, aber nichts finden können.