404.

Zu Dassel werden noch Osterfeuer entzündet; man geht zu dem Zweck auf den Bierberg, wo man ein Feuer von Bocksdorn (auch Kreuzdorn genannt) anmacht; ist dies geschehen, so wird durch eine ganz mit Stroh und Theer gefüllte Tonne eine Stange gesteckt; [134] die Tonne wird in Brand gesetzt, und nun laufen zwei kräftige Burschen, die Stange anfaßend, den Berg hinunter, bis dieselbe durchgebrannt ist, und laßen nun die Tonne den Rest des Berges selbst hinabrollen. Ist sie unten angekommen, so entzündet man an dem Feuer Fackeln, die aus getrockneten Birkenästen, welche man weich geklopft hat, bereitet sind; diese werden dann so lange über den Köpfen geschwenkt, bis sie verlöschen.


Vgl. Norddeutsche Gebräuche, Nr. 19. Da man in Schwaben keine Osterfeuer kennt, so vertreten das entzündete Feuer und das Scheibentreiben offenbar dieselben. In Kärnten findet das Scheibenschlagen und das damit verbundene Feuer an den Abenden des Johannis-, Peter-Paul- und Ulrichstags statt; also um Mittsommer; Lexer in Wolf, Zeitschrift, III, 31. Ebenso findet sich auch in Schwaben ein Fackellauf; Meier, Gebräuche, Nr. 21-27. Wenn der Mensch an diesem Tage keine Funken macht, so macht der Herrgott welche durch Wetter; ebendas., Nr. 24. Ueber Osterfeuer in Heßen vgl. Lyncker, Nr. 322. Ueber solche am Harz, bei denen man mit Bränden umherläuft, Pröhle, Harzbilder, S. 63. Brennende Besen werden auch bei dem Johannisfeuer im Harz um den Kopf geschwungen, ebendas., S. 67. In Flandern werden Strohfeuer am ersten Sonntage der Fasten angezündet, um sich vor Feuersbrunst zu bewahren, Lansens in Mannhardt's Zeitschrift, III, 166; vgl. auch Stöber in der Alsatia, 1852, S. 130. Die Entzündung des Feuers aus Bocksdorn hat ihm offenbar diesen Namen selbst zugeführt; vgl. Grimm, Mythologie, S. 583, *; und über das Verbrennen der Leichen, S. 31. Oder steht etwa jene Abgabe, die unter dem Namen hircus paschalis pro primo infante baptizando bis 1712 in Schillingen bei Trier entrichtet wurde, mit dem Namen des Feuers in Verbindung? Simrock, Mythologie, S. 407; wurde der Bock vielleicht auf dem Bocksdorn verbrannt? Ueber die zum Osterfeuer verwandten Dornen vgl. auch noch Woeste in Wolf, Zeitschrift, I, 391.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Zweiter Theil. Gebräuche und Aberglauben. Ostern. 404. [Zu Dassel werden noch Osterfeuer entzündet; man geht zu dem Zweck]. 404. [Zu Dassel werden noch Osterfeuer entzündet; man geht zu dem Zweck]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-BA8B-A