37.

Der Wirth in Epe erzählte.


Einst ist zu dem Colon Fischer zu Epe ein fremder, unbekannter Mann gekommen, der hat sich ihm auf ein Jahr als Knecht verdungen; als aber das Jahr um gewesen, hat er gesagt, seine Zeit sei um, er müße nun [42] fort; als Lohn aber hat er nichts weiter verlangt, als ein neues Schwert, doch dürfe nichts an demselben abgehandelt werden. Da ist der Colon Fischer nach Osnabrück gegangen, hat ein neues Schwert gekauft, aber doch einen guten Groschen abgehandelt, weil er gedacht hat, das werde ja wol nicht schaden. Als er nun zurückgekommen ist, hat's der Knecht dem Schwerte sogleich angesehen, daß etwas davon abgehandelt worden, und hat gesagt, das könne er nicht brauchen. Colon Fischer hat sich darum noch einmal nach Osnabrück aufgemacht und hat nun ein ganz neues Schwert, an dem nichts abgehandelt war, mit zurückgebracht. Damit ist dann der Knecht zum Darmssen gegangen und hat gesagt, er müße hinab und durch eine kleine schmale Oeffnung, vor der zwei Hunde lägen, die ihn zerreißen wollten; gegen die habe er das Schwert nöthig. Würde es nun glücklich für ihn ablaufen, dann würde Milch im Darmssen aufquellen, käme er aber um, dann würde Blut kommen. Darauf hat er sein Schwert genommen und ist mitten in den Darmssen hineingesprungen; nicht lange danach hat man es aber blutroth im Waßer aufquellen sehen, und er ist nie wieder ans Tageslicht gekommen.


Vgl. Grimm, Mythologie, S. 463. Zu dem aufquellenden Blut vgl. Meier, Schwäbische Sagen, Nr. 78, 1., 79, und zahlreiche andere Sagen. In den Hauptzügen stimmt Temme, Pommersche Sagen, Nr. 252; doch ist der Schluß abweichend, und statt des Degens, an dem nichts abgehandelt sein darf, wird ein Erbdegen als Lohn verlangt. – Aehnlich ist auch die Sage vom Nickelmann, der sich bei einem Fischer in Krottorf in Dienst gibt und als Lohn nur täglich zwei Pfund Fleisch verlangt (vgl. Norddeutsche Sagen, Nr. 126, Anm. S. 483, wo das Rindfleisch ungewöhnliche Kräfte verleiht), bei Pröhle, Unterharzsagen, Nr. 23. Weiteres in der Anmerkung hinter Nr. 40.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. Sagen vom Darmssen. 37. [Einst ist zu dem Colon Fischer zu Epe ein fremder, unbekannter]. 37. [Einst ist zu dem Colon Fischer zu Epe ein fremder, unbekannter]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-BBBF-E