[79] 83. Der Traum vom Eber.
Mündlich aus Köpenick.
Der Kurfürst Joachim hat einmal bei Köpenick eine große Jagd gehalten; da hat er einen Junker bei sich gehabt, dem hat in der Nacht zuvor geträumt, wie er von einem gewaltigen Eber verfolgt werde und durch ihn zu Tode komme. Anderen Tages hat er darauf seinen Traum erzählt, und der Kurfürst hat befohlen, er solle daheim bleiben, damit er auf der Jagd keinen Schaden nehme. So ist's denn auch geschehen; als aber die Jäger Abends heim gekehrt sind, haben sie einen gewaltigen Kempen erlegt, und als sie ihn, im Schloße angekommen, auf einem Tische zerlegen, steht der Junker dabei und erkennt das Thier, das er im Traum gesehen. Im selben Augenblick aber will einer das Thier wenden, da gleitet der Kopf hinab vom Tische und fährt dem Junker so gewaltig in den Fuß, daß er schwer an der Wunde erkrankte und kurze Zeit darauf starb. Da hat man denn zum ewigen Andenken dem Junker im Schloßgarten zu Köpenick eine Bildsäule gesetzt, wo er mit dem Kopfe des Thieres, das ihm den Tod brachte, zu sehen ist, und diese Bildsäule steht noch bis auf den heutigen Tag in einem der Laubgänge des Gartens.